Internationaler Markt
An den Ölbörsen scheint man dem Muster der letzten Monate tatsächlich treu zu bleiben. Einer Woche mit deutlichem Kursanstieg folgt die Annullierung des Gewinns auf den Fuß und umgekehrt. Diese Kontinuität ließ der Wochenstart gestern nicht unbedingt erwarten. Die Meldung der OPEC-Plus über die Fortsetzung der freiwilligen zusätzlichen Produktionskürzungen einiger prominenter Mitglieder bis zur Jahresmitte barg durchaus bullisches Potenzial. Es erwies sich als wirkungslos. Im Gegenteil, die Notierungen brachen im Tagesverlauf regelrecht ein.
Zur Entschärfung der „Bombe“ trug der vorauseilende Gehorsam einiger Finanzjongleure oder ihrer automatischen Handelssysteme bei. Sie hatten eine entsprechende Ankündigung der OPEC-Plus bereits in der letzten Woche eingepreist. Insgeheim hatten sie sogar mit einer weitreichenderen Verlängerung der freiwilligen Kürzungen gerechnet, so dass die Meldung nun bärisch wirkte.
Beeindrucken konnte allerdings der Beitrag Russlands zu den Kürzungen. Er geht über das Übliche, was Moskau sonst liefert, deutlich hinaus. Bei näherer Auseinandersetzung mit den Zahlen zeigt sich allerdings, dass die versprochene Produktionsdrosselung keinesfalls freiwillig ist. Sie folgt den Fakten, die die Ukraine mit ihren militärischen Nadelstichen geschaffen hat, indem sie einige russische Raffinerien mit Drohnen attackierte. Dabei entstand erheblicher Sachschaden, der zur Reduktion der Raffineriekapazität des Landes führte. Ihr Umfang entspricht recht genau der als freiwillig ausgewiesenen Kürzung der russischen Rohölförderung.
In Wirklichkeit ist diese Kürzung nötig, da die Mengen andernfalls weder verarbeitet noch gelagert werden könnten. Man nimmt sie vor, um nicht im geförderten Öl zu ertrinken. Der Teil der Rohölförderung, der in den gesicherten Export geht, wird vermutlich vollkommen ungehindert zu Tage gepumpt und geliefert. Diese Sichtweise beschleunigte den bärischen Effekt, dem die Börsen gestern folgten.
Mit den skizzierten Überlegungen wurde die Angebotsseite gestern schnell für erledigt erklärt. Finanzjongleure wenden sich nun der Nachfrageseite zu. Aufgrund der vielfältigen Probleme des weltgrößten Ölimporteurs China gilt diese als schwierig zu interpretieren. Da kommt das regierungsamtliche Ausrufen eines volkswirtschaftlichen Wachstumsziels von fünf Prozent gerade richtig. Vorgetragen wurde es anlässlich der jährlichen Versammlung des Nationalen Volkskongresses von Premierminister Li Qiang. Der Aufruf wird unter Analysten aber ebenfalls nicht uneingeschränkt gewürdigt.
Die Zielzahl erscheint nach dem Ende der postcoronalen Erholungsphase als kaum noch erreichbar. Es bedarf keiner besonderen Chinakenntnis, um den Finger in eine von vielen Wunden zu legen. Im wichtigen Bausektor des Landes stehen 80 bis 90 Millionen angezahlte aber unfertige Wohnungen herum, zu deren Fertigstellung die schwer angeschlagenen Unternehmen nicht mehr in der Lage sind. Während frühere Regierungen derlei Probleme schnell zu lösen vermochten, herrscht nun politisches Kleinklein oder gar Attentismus in der Sache. Vorankommen sieht anders aus.
Zur Nachfrageseite gehört auch die Zinspolitik der Notenbanken, zumindest in der Welt der Finanzjongleure. Nach ihrer Meinung wird Nachfrage durch Zinssenkungen stimuliert. Sie sind aber noch nicht in Sichtweite.
Schließlich ist da noch das aktuell dominierende Thema, der Nahostkonflikt mit seinem gewaltigen Explosionspotenzial. Auch er ist so weit von einer Lösung entfernt wie China und die Notenbanken von einschätzbaren Verhältnissen. So ist es nur folgerichtig, wenn die Ölnotierungen erratische Bewegungen vollziehen, die erfreulicherweise nicht zu extremen Ausprägungen neigen.
An den Börsen wird das heute Morgen durch leichte Aufwärtszuckungen nach dem gestrigen Abgang bestätigt. Sie betreffen die Rohöl- und Gasölnotierungen gleichermaßen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 78,79 Dollar
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgten dabei den Vorgaben des internationalen Markts. Die Trendkanäle werden durch die aktuelle Bewegung bestätigt. Sie weisen kurzfristig seitwärts und mittelfristig abwärts. Aktuell ist Heizöl gut drei Prozent günstiger als vor einem Jahr, obwohl zwischenzeitlich die Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut auf den Preis aufgeschlagen wurden.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist recht ruhig. Sie folgt der Devise „A bissel was geht immer“. Für die Hoffnung auf günstigeres Heizöl geht sogar mehr. Sie ist ein Spiegelbild der tatsächlichen Preisbewegung. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreissystem zeigt in einigen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft jetzt.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.