Internationaler Markt
Der gestrige Handelstag begann zunächst ruhig. Die Risiken für die Öltanker vor der Küste Jemens waren unvermindert hoch, aber es gab keine neuen Anschläge. Brent-Rohöl hielt sich knapp unter 80 Dollar je Barrel.
Erst am Nachmittag sorgte dann das OPEC-Mitglied Angola für Aufregung. Das westafrikanische Ölland war schon seit längerem mit dem Kurs des Ölkartells unzufrieden, also vor allem mit Saudi-Arabien und seinen engen Verbündeten am Persischen Golf. Luanda verlangt vor allem eine höhere Förderquote für die eigene Ölbranche. Doch das scheint vorgeschoben. Eher sorgt die schon seit vielen Jahren geringe ökonomische Attraktivität der Ölfelder für eine stetig fallende Produktionsmenge.
Klar ist jedoch, dass Angola seinen ölpolitischen Kurs von nun an selbst bestimmen will. Das stark von China abhängige Land erklärte gestern kurzerhand seinen Austritt aus dem Ölkartell. Die Ölpreise brachen spontan um zwei Prozent ein. Allmählich sprach sich jedoch herum, dass die praktischen Folgen für den Ölmarkt sehr gering bleiben werden und dass der Schritt nicht der Auftakt zu einer breiten OPEC-Krise ist. Die praktischen Folgen sind ohnehin gering: Das Land produziert nur 1 Prozent des globalen Ölangebots und kann seine Fördermenge zumindest kurzfristig nicht erhöhen.
Eine Nachricht ganz anderer Art kam dieses Mal aus Deutschland. Wintershall Dea wird von der britischen Harbour Energy übernommen. Harbour Energy wurde in den letzten Jahren zum größten Öl- und Gasproduzenten in der britischen Nordsee.
Mit der Übernahme des Kasseler Konzerns verschwindet der einzige größere deutsche Ölkonzern von der Landkarte. Wintershall und DEA entstanden Ende des 19. Jahrhunderts und konkurrierten zunächst im deutschen Erdölmarkt. Über Umwege wurden die beiden Firmen dann vor wenigen Jahren fusioniert und waren im Besitz von BASF und dem russischen Oligarchen Fridman. Ein Börsengang scheiterte mehrfach.
Die starke Abhängigkeit des Konzerns von Russland wurde Wintershall Dea jetzt zum Verhängnis. Erst vor wenigen Tagen enteignete Moskau die russischen Öl- und Gasinvestments auch offiziell, aber die Firma hatte schon lange keine Kontrolle mehr und musste im letzten Jahr mehrere Milliarden Euro abschreiben.
BASF, der bisherige Mehrheitsaktionär, wird im Gegenzug zum Großaktionär bei Harbour Energy und erhält mehrere Milliarden Euro für die restlichen Öl- und Gasfelder in der Nordsee, Nordafrika und Lateinamerika. Aber es könnte gut sein, dass BASF auch diese Anteile bald versilbert. Davon haben die Beschäftigten aber wenig: Die beiden großen Niederlassungen von Wintershall Dea in Kassel und Hamburg mit ihren über 800 Beschäftigten werden geschlossen.
Am heutigen Morgen steigen die Ölpreise in einem nachrichtenarmen Umfeld leicht an. Brent-Rohöl kostet im Moment 80,23 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Heizöl bewegt sich in dieser Woche nicht von der Stelle. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen fast unveränderten landesweiten Durchschnittspreis von etwas unter 108 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der starke Euro und die stabilen Preise für Gasoil, also das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl, verhindern einen Preisanstieg.
Kurz vor Weihnachten wird der Heizölmarkt ruhiger. Die Bestellmengen sind nur noch auf einem durchschnittlichen Niveau. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fällt um eine Stufe auf einen mittleren Wert zurück. Dafür werden die Käufer wieder etwas optimistischer. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass zwei Drittel der Voten auf fallende Heizölpreise setzen. Das ist ein durchschnittlicher Wert.
Die Ruhe im Ölmarkt könnte sich noch bis Anfang Januar fortsetzen. Dann wird viel davon abhängen, ob die OPEC-Kartellstaaten ihre zusätzlichen Förderkürzungen in die Tat umsetzen. Dennoch scheinen die Preisrisiken im Moment eher gering zu sein. Kaufentscheidungen müssen nicht überstürzt werden.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.