Internationaler Markt
Die leichte Erholung der Rohölpreise geht weiter. Vom Tief bei 72 Dollar je Barrel führte der Weg bis heute Morgen auf 75 Dollar je Barrel. Das liegt allerdings immer immer weit von den über 90 Dollar entfernt, die Anfang Oktober gezahlt werden mussten.
Selbst für den moderaten Anstieg der letzten Stunden war externe Unterstützung notwendig. Die amerikanische Zentralbank ließ am Abend erstmals durchblicken, dass im nächsten Jahren mehrere Zinssenkungen zu erwarten seien. Die Zeiten steigender Zinsen sind also vorbei, denn die Inflation hat deutlich nachgelassen, trotz des immer noch robusten Arbeitsmarktes. Jetzt gerät auch die EZB unter Druck, eine Zinswende anzukündigen. Die Aktienmärkte jubelten und setzten sofort zum Höhenflug an. Der Dollar sank gegenüber dem Euro und anderen Währungen. Das zog auch die Ölpreise etwas mit nach oben.
Hinzu kamen neue Meldungen über Angriffe auf Öltanker im Roten Meer. Dieses Mal griffen Houthi-Truppen ein mit Kerosin beladenes Schiff an. Bislang reagieren die Ölmärkte allerdings kaum auf die kritische Sicherheitslage rund um die arabische Halbinsel.
Am Nachmittag gab es die üblichen Wochendaten zum amerikanischen Ölmarkt. Die Rohölbestände sind demnach stärker gefallen als erwartet. Bei den Produktlagern hat sich nicht viel verändert, was vor allem an der starken Benzinnachfrage lag. Erstmals seit mehreren Monaten steht jetzt der amerikanische Ölverbrauch über dem Vorjahreswert.
Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Ölverbrauch weltweit doch etwas stärker ist als vermutet. Der Monatsbericht der Internationalen Energieagentur, der in diesen Minuten erscheint, könnte weitere Hinweise zur Lage im Ölmarkt liefern und die Stimmung beeinflussen.
Hier die aktuellen Zahlen aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen zur Vorwoche.
Rohöl: -4,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,3 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +1,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,3 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +5,8 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,1 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,9 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. über Vorjahresniveau)
Angesichts der Fülle preistreibender Nachrichten fällt der Anstieg der internationalen Ölpreise bislang eher gemächlich aus. Brent-Rohöl kostet heute zum Handelsstart 75,21 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die wochenlange Schwäche der Rohöl- und Gasoilpreise kam im Heizölmarkt bislang kaum an. Auch heute Morgen zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von 104 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Dieses Mal gibt es jedoch einen handfesten Grund für die zähen Notierungen: Die CO2-Kosten werden nach dem gestrigen Beschluss der Ampelkoalition zum Jahresstart 2024 stärker als bislang geplant angehoben, also nicht von 30 auf 40, sondern von 30 auf 45 Euro je Tonne CO2. Das verteuert Heizöl um zusätzliche 1,6 Euro je 100 Liter, also insgesamt knapp 5 Euro.
Die Ankündigung löste gestern ein wahre Kaufpanik aus. Auch heute liegen die Bestellmengen bereits weit über dem Durchschnitt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht dazu passend auf der höchsten Stufe. Der Preisoptimismus hält sich dennoch: Etwa 80% der Stimmen hoffen in der täglichen Lesereinschätzung auf einen Rückgang der Heizölpreise.
Steigende Rohölpreise, höhere Abgaben und überdurchschnittliche Handelsmargen. Der Druck auf die Heizölpreise ist hoch. Wer noch genug im Tank hat, sollte dennoch der aktuellen Kaufpanik fernbleiben und sich erst in einer ruhigeren Marktphase versorgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.