Internationaler Markt
Nach einer eindeutigen Phase sinkender Ölpreise befindet sich der Markt nun wieder in labiler Lage. Die Preisentwicklung verläuft erratisch. Wechselhafte Konjunkturdaten aus den USA und China sowie in Aussicht gestellte Zinssenkungen seitens der US-Notenbank (Fed) drehen das Meinungskarussell der Finanzszene. Sie wähnt bereits den Wiederanstieg der Preise, traut sich aber nicht, in diesen aggressiv zu investieren. So lässt sich der gültige Abwärtstrend nicht überwinden.
Die geopolitische Lage erlaubt auch keine klare Markteinschätzung. Die Bedrohung der Handelsschifffahrt im Roten Meer durch Raketenbeschuss antiisraelischer Rebellen treibt die Ölpreise zwar in die Höhe. Hier wirken entweder die Risikoprämien für die gefährliche Passage oder die erhöhten Transportkosten aufgrund der längeren Route um das Kap der Guten Hoffnung. Dem steht die Aussicht auf ein größeres Ölangebot aus Venezuela und dem Irak gegenüber. Aktuell ist der bullische Aspekt etwas stärker als der bärische Impuls.
Interessanter als das tägliche Klein-Klein der Preisbildung ist die Perspektive des Öls nach dem Ende der Klimakonferenz in Dubai. In der gemeinsamen Abschlusserklärung fordern die über 100 teilnehmenden Staaten einstimmig die Abkehr von fossilen Energieträgern, also auch die Abkehr vom Erdöl. Derzeit werden 82 Prozent des globalen Primärenergieaufkommens aus fossilen Rohstoffen erzeugt. Den größten Anteil unter allen Energieträgern hat Erdöl mit 31 Prozent.
Der Beschluss ist ein großer Schritt für die Menschheit, weil er erstmals die Chance eröffnet, die unterschiedlichen Interessen konsumierender Menschen und produzierender Unternehmen konstruktiv im Rahmen der Anstrengungen zum Erhalt des lebensnotwendigen Klimas zu diskutieren. Klimaleugnung ist keine diskutable Option mehr. Energiesicherheit ist nun aber ein diskutabler Aspekt. Ölproduzenten und Verbraucher werden sich sowohl mit Investitionen für klimaneutrale flüssige Energieträger (E-Fuels) als auch mit notwendigen Restlaufzeiten des Erdöls zum Erhalt der Versorgungssicherheit auseinandersetzen müssen. Die Nichtinvestition in fossile Infrastruktur würde die Ölpreise aufgrund einer absehbaren Knappheit extrem verteuern. Ausbleibende Investition für klimaneutrale Flüssigkeiten würde die Klimagefahr extrem erhöhen. Diese Dualität ist nun Common Sense unter den Unterzeichnern des Abschlusskommuniqués.
Der Aufbau einer klimaneutralen Stromversorgung ist schon lange ein allgemein erklärtes Ziel vieler Staaten. Er ist aber ein unzureichendes Ziel für eine klimaneutrale Energieversorgung. Strom steht weltweit für rund 20 Prozent des Endenergiebedarfs. Selbst wenn Strom zu 100 Prozent klimaneutral erzeugt werden würde, was aus Netzstabilitätsgründen technisch nicht möglich ist, wäre eine klimaneutrale Energieversorgung weit entfernt. Denn die nicht elektrischen Energiemengen übertreffen die elektrischen um ein Vielfaches, wie der Stromanteil zeigt.
Elektromobilität und elektrische Wärmepumpen sind probate Technologien im Rahmen einer klimaneutralen Zukunft. Die Größe der Transformationsaufgabe überschreitet aber die Möglichkeiten, die in diesen Technologien steckt. Nicht elektrische Energieträger werden auch in Zukunft eine größere Rolle spielen als elektrischer Strom. Deshalb ist die konstruktive Zusammenarbeit mit den Öl- und Gasvertretern so wichtig. Erst wenn diese zum aktiven Teil der Klima- und Energiewende werden, gibt es eine Chance auf Einhaltung eines Grad-Ziels der Erderwärmung. Das 1,5 Grad-Ziel wird es übrigens mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht sein. So ehrlich sollten sich seriöse Entscheidungsträger schon machen.
Zurück zum fossilen Öl. An den Börsen wird es heute Morgen unter den Schlusskursen von Freitag gehandelt. Die aktuelle Tendenz zeigt für Rohöl und Gasöl abwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 71,37 Dollar
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen gerade über die obere Grenzlinie des kurzfristigen Abwärtstrends, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Darin kommen der Anstieg der Börsenpreise vom Freitag und die erhöhte CO2-Abgabe zum Ausdruck. Aktuell sieht es so aus, als könnte es ein Ausreißer mit kurzer Wirkung bleiben. Man sollte dennoch die mögliche Rückkehr zu höheren Preisen im Auge behalten. Die nationale Besonderheit, Anhebung der CO2-Abgabe für Lieferungen ab dem 1. Januar 2024, hat nach dem jüngsten Beschluss der Bundesregierung einen Nachschlag von 1,7 Cent auf 4,8 Cent pro Liter bekommen. Auch dieser ist nun weitgehend eingepreist.
Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen lebhaft herein. Die Hoffnung auf günstigere Preise geht derweil zurück. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem mäßigen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, wartet mit dem Kauf noch ein paar Wochen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Neues zum Heizungsgesetz finden Sie in den News vom 12. September 2023.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.