Internationaler Markt
Vor genau einem Jahr begann der Überfall russischer Truppen auf die Ukraine. Gestern bestätigte eine Abstimmung in der UNO die Isolierung Russlands in der Weltpolitik. Lediglich sechs Länder, die auch nicht unbedingt große Sympathieträger sind, schlugen sich offen auf die Seite Russlands: Belarus, Syrien, Eritrea, Mali, Nordkorea und Nicaragua. Indien und China enthielten sich; Brasilien stimmte gegen Russland.
Auch energiepolitisch steht Moskau vor einem Scherbenhaufen. Die Gaslieferungen Richtung Europa tendieren mittlerweile nur noch knapp über Null, dasselbe gilt für Öl. Aber dennoch steht der Ölpreis heute auf Vorkriegsniveau. Auch der Gaspreis ist in den letzten Monaten wieder stark gefallen.
Der Preisverlauf der letzten Monate zeigt, dass das Kalkül der EU und der USA weitgehend aufging: Sicherung der Ölversorgung, moderate Preise, aber dennoch ein starker Rückgang der russischen Einnahmen. Russisches Öl muss Europa umschiffen und kann nur mit großem Aufwand und hohen Rabatten in Asien verkauft werden. Nur die Einnahmen aus den Ölfeldern im Osten des Landes, die per Pipeline oder Tanker vor allem China versorgen, blieben annähernd stabil.
Auch in Deutschland kommt kaum noch russisches Öl an. Über die Druschba-Pipeline soll nun höchstens noch kasachisches Öl geliefert werden. Russisches Rohöl per Tanker ist seit Dezember sanktioniert. Für russische Ölprodukte gilt das seit Anfang Februar.
Im Moment lebt der Ölhandel in Europa von den Vorräten, die vor dem Start der Sanktionen angelegt wurden, und von Importen aus Übersee. Die globale Versorgungslage gilt als relativ gut, denn die Nachfrage steigt nur langsam und die Förderung nähert sich einem Allzeithoch.
Russland will daher durch die Ankündigung von Exportkürzungen den Ölpreis in Bewegung bringen, aber sie werden überwiegend als Eingeständnis angesehen, dass Moskau doch nicht ganz auf die europäischen Absatzmärkte verzichten kann.
Jede Preisbewegung nach oben wird ohnehin durch die seit Jahresbeginn unerwartet stark steigenden Ölvorräte in den USA ausgebremst. Auch gestern setzte sich der Trend fort. Hier die Veränderungen der Ölvorräte in den USA im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:
Rohöl: +7,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +9,9 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +2,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,4 Mio. Barrel (API)
Benzin: -1,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,9 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,3 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,0 Mio. Barrel pro Tag (1,8 Mio. unter Vorjahreswert)
Mit aktuell 83 Dollar je Barrel hat sich Brent-Rohöl zwar seit gestern deutlich erholt, aber die Notierung ist damit nur zum Durchschnittpreis der letzten Monate zurückgekehrt. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 83,05 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bleiben auch heute Morgen in der Nähe des Jahrestiefs. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt wie gestern einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 100 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Das vergleichsweise niedrige Preisniveau belebt nun doch den Markt. Die Zahl der Bestellungen steigt auf einen leicht überdurchschnittlichen Wert. Das mathematische Tiefpreis-System, das sich auf Trends in der Vergangenheit stützt, rät ebenfalls zum Kauf.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt allerdings auf der mittleren Stufe. Es gibt also keinen Kaufdruck. Dafür ist nicht zuletzt der immer stärkere Preisoptimismus verantwortlich. Mittlerweile setzen fast 90 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise.
Die stabile Versorgung des Ölmarktes in Europa und die steigenden Lagerbestände in den USA sprechen dafür. Allerdings steht Moskau immer stärker unter Druck, den Ölpreis wieder nach oben zu treiben. Es gibt also nach wie vor Preisrisiken.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.