Internationaler Markt
Der iranische Raketenangriff auf Israel ist das bestimmende Thema an den Ölbörsen. Binnen weniger Stunden spitzte sich gestern die Lage im Nahen Osten dramatisch zu.
Brent und WTI-Rohöl setzten bereits am Nachmittag zu einer Preisrallye an, als die USA warnten, dass ein Angriff des Irans kurz bevorstünde.
Mit dem Beschuss Israels am Abend erreichten die Ölfutures dann ihre Tageshöchststände. Als wenig später klar wurde, dass es nur wenige Schäden auf israelischem Staatsgebiet gab, endete der Preisanstieg. Der militärische Abwehrschirm hatte die Raketen weitestgehend abfangen können.
Die Spannung in der Auseinandersetzung zwischen dem Iran und Israel ist auf sehr hohem Niveau. Der Iran bezeichnet seinen Angriff als Antwort auf die Tötung von Hamas-Anführer Haniyeh im Juli in Teheran und Hisbollah-Anführer Nasrallah Ende vergangener Woche im Libanon. Israel kündigte Vergeltung an. Auch die proiranische Hisbollah-Miliz feuerte gestern aus dem Libanon weitere Raketen auf Israel ab. Israel beschoss im Gegenzug in der Nacht Ziele in Beirut.
Der Beginn der israelischen Bodenoffensive im Südlibanon hatte die Ölpreise gestern in der ersten Tageshälfte noch kaum bewegt. Doch mit dem direkten Angriff des Irans auf Israel ist das Risiko gestiegen, dass der Krieg nicht mehr allein über die Stellvertreter wie die Hisbollah im Libanon stattfindet, sondern direkt zwischen dem Iran und Israel. Dann könnten iranische Ölanlagen betroffen sein oder der wichtige Seeweg durch die Straße von Hormus blockiert werden und die Ölversorgung einschränken.
Jetzt bleibt abzuwarten, wie Israel auf die Attacke aus dem Iran in den nächsten Stunden oder Tagen reagiert. Zur Stunde lässt dieses Thema kaum Platz für andere Impulse. Doch es gibt sie: Aus Libyen dürften bald wieder größere Mengen Öl auf den Weltmarkt fließen, nachdem sich die Konfliktparteien über die Führung der Zentralbank des Landes einigten und die Ölpumpen wieder ihren Betrieb aufnehmen.
Zudem trifft sich aktuell das OPEC-Gremium JMMC und berät über die künftige Förderpolitik des Kartells. Äußerungen, die darauf hinweisen, dass die OPEC bei ihrer geplanten Produktionssteigerung ab Dezember bleiben wird, könnten dem preisstützenden Risiko aus Nahost entgegenwirken und die Situation für den Ölmarkt entspannen.
Mit dem jüngsten Anstieg haben die Rohölpreise das Minus der vergangenen Woche wettgemacht. Gasöl, das Vorprodukt von Heizöl, verzeichnet hingegen bereits einen Anstieg im Vergleich zur Vorwoche. Der Dollar notiert fester und macht Ölkäufe aus anderen Währungsräumen teurer.
Heute früh warten die Marktteilnehmer die weitere geopolitische Entwicklung ab. Die Notierungen an den Ölbörsen liegen knapp unter den gestrigen Tageshöchstwerten. Das Barrel der US-Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) steht aktuell bei 71,59 Dollar
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen heute Morgen. Sie nehmen den Preissprung vom internationalen Ölmarkt auf, der gestern durch Irans Raketenangriff auf Israel ausgelöst wurde. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt zur Stunde im Binnenland einen Durchschnittspreis von rund 95,90 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Das Bestellaufkommen lag gestern über dem Durchschnitt. Heizölkunden mögen zu Sicherheitskäufen neigen.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine hohe Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. Heizölkunden blicken weniger optimistisch auf mögliche Preisrücksetzer in naher Zukunft. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 74 Prozent künftig sinkende Preise.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Am Ölmarkt herrscht Unsicherheit. Vieles hängt jetzt von der Reaktion Israels auf Irans Angriff ab und davon, wie hoch die Marktteilnehmer die Gefahr für die Ölversorgung einschätzen. Eine weitere Eskalation kann die Preise deutlich höher treiben, doch auch Entspannung ist wieder möglich. Wer jetzt Heizöl braucht, bringt sich mit einer Bestellung auf die sichere Seite. Wer spekulieren möchte, sollte die Preisentwicklung eng beobachten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.