Internationaler Markt
Die Spannungen in Nahost haben seit dem Attentat auf den politischen Hamas-Führer im Iran einen neuen Höhepunkt erreicht. Die oft zitierte „geopolitische Prämie“ ist schlagartig wieder in den Ölpreisen sichtbar geworden. Der Preis für Brent-Rohöl steht heute Morgen über 81 Dollar je Barrel. Der kurze Ausflug unter die Marke von 80 Dollar ist für den Moment beendet.
Der Iran ist seit Jahrzehnten Drahtzieher und Geldgeber der größten Terrororganisationen in der Region: Hamas, Hisbollah und Huthis. Teheran steht nun unter Druck und muss auf den israelischen Angriff auf iranischem Territorium antworten. Bisher wollten sich beide Länder nicht in einen direkten militärischen Großkonflikt hineinziehen lassen, der die gesamte Region zu einem Pulverfass machen könnte. Sehr wahrscheinlich ist das auch heute nicht. Aber die Risiken sind gestiegen.
Für den Ölmarkt sind die Folgen weniger greifbar, auch wenn viele Spekulanten reflexartig ihre Wetten auf steigende Ölpreise ausgebaut haben. Der Iran könnte zwar den Tankerverkehr in der Straße von Hormus blockieren, aber das würde auch die eigenen Ölexporte und die Tanker der anderen OPEC-Kartellmitglieder treffen und zudem den Hauptkunden China verärgern. Ein Angriff auf Israel oder israelische Politiker gilt als wahrscheinlicher. Doch das bliebe für die Ölversorgung folgenlos.
Der Anstieg der Ölpreise könnte also schon bald an Dynamik verlieren. Zwar sind auch die Ölvorräte in den USA erneut geschrumpft, wie die Energiebehörde EIA gestern meldete. Aber insgesamt zeigen die neuen Zahlen eine stagnierende Ölnachfrage und eine fallende Auslastung der Raffinerien. Beides deutet zusammen mit steigenden Arbeitslosenzahlen auf eine Abschwächung der amerikanischen Konjunktur.
Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: -3,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,5 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +1,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,3 Mio. Barrel (API)
Benzin: -3,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,9 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,3 Mio. Barrel pro Tag (1,1 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,5 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)
Sollte sich der Pulverdampf in Nahost wieder verziehen, könnten die Ölpreise also wieder fallen. Zu stark sind derzeit die Anzeichen für eine konjunkturelle Krise in China, Japan und Europa. Die eher schwache Ölnachfrage trifft auf ein steigendes Ölangebot, auf das auch die OPEC in den nächsten Wochen reagieren muss. Wenn sie wie geplant ihre Förderkürzungen ab dem Herbst schrittweise rückgängig macht, wird der Druck auf die Ölpreise noch weiter steigen.
Aktuell kostet Brent-Rohöl 81,58 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen den internationalen Vorgaben und ziehen an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 97 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Krisenschlagzeilen und dennoch unerwartet moderate Preise: Das ist eine Mischung, die in dieser Woche für Rekordzahlen bei den Heizölbestellungen sorgt. Besorgte Verbraucher greifen jetzt ebenso zu wie spekulativ orientierte Käufer.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf der höchstmöglichen Stufe. Auch das mathematische Tiefpreis-System rät im Moment zum Kauf. Die Preispessimisten sind so stark vertreten wie selten: Etwa ein Drittel der Stimmen erwartet in der täglichen Lesereinschätzung weiter steigende Heizölpreise – ein ungewöhnlich hoher Anteil.
Fazit: Wer Preisrisiken aus dem Weg gehen will, greift jetzt zu. Allerdings gibt es keinen Anlass für Panikkäufe. Der Nahostkonflikt hatte bisher nur marginale Auswirkungen auf die Ölversorgung. Der Ölmarkt ist nach wie vor gut versorgt. Ein Ende der moderaten Preisentwicklung ist daher nicht in Sicht.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.