Internationaler Markt
Die Rohölpreise erholten sich gestern von ihrem Tief und stiegen bis auf 96 Dollar je Barrel für das Nordseeöl Brent. Der starke Lagerabbau in den USA wirkte hier offenbar nach. Auch fanden einige Händler Ölpreise von knapp über 90 Dollar wohl zu niedrig angesichts der zahllosen Versorgungsrisiken im Öl- und Gasmarkt.
Der Trend hielt allerdings nicht lange an. Zu stark sind im Moment die Sorgen, dass die Weltkonjunktur rasch abkühlt und die Nachfrage nach Öl schwächt. Auf der Angebotsseite entspannen die höheren Exportmengen aus den USA und aus Libyen den Markt.
Auch iranisches Öl drückt auf die Preise. Da die russischen Ölkonzerne den europäischen Markt schrittweise verlieren, exportieren sie ihre Ölmengen mit starkem Rabatt nach Asien. Dabei unterbieten sie iranisches Öl, das ebenfalls vom Westen sanktioniert wird und daher seit Jahren mit ähnlich hohen Rabatten an risikofreudige Kunden verkauft wird. Teheran reagiert nun auf die neue russische Konkurrenz mit noch höheren Preisabschlägen.
Dabei spielt China eine Schlüsselrolle. Doch dort ist der Bedarf an Ölimporten im Moment relativ gering. Peking hat alle Hände voll zu tun, einen Absturz der chinesischen Wirtschaft zu verhindern. Die Corona-Infektionszahlen steigen seit zwei Wochen wieder merklich an. Immer mehr Lockdowns und Produktionsausfälle sind die Folge. Hinzu kommen die seit langem schwelende Immobilienkrise und ganz aktuell eine Hitzewelle, die in vielen Regionen zu einem Wassermangel führt. Peking musste deshalb den nationalen Notstand ausrufen.
Ähnliche Krisen machen hierzulande jetzt auch den Ölraffinerien zu schaffen. Die Shell-Raffinerie bei Köln, die größte Anlage in Deutschland, musste ihre Produktion wegen der niedrigen Wasserstände im Rhein drosseln. Das könnte die Versorgungsprobleme im Westen und Südwesten Deutschlands zusätzlich verschärfen.
Die weltweiten Ölpreise dürfte das allerdings kaum bewegen. Deutschland verbraucht nur etwas mehr als zwei Prozent des globalen Ölangebots. Der Handelsstart in Europa ist heute ruhig. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 95,90 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise kennen offenbar nur eine Richtung: Am heutigen Morgen steigen sie Richtung 157 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung von 3000 Liter. Für die Chronisten: Vor einem Jahr kostete Heizöl knapp 67 Euro, also weniger als die Hälfte.
Die Nachfrage ist trotzdem hoch. Die Bestellaktivität liegt seit Wochen über dem Durchschnitt. Dazu passend bleibt das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, auf der Stufe “Hoch”. Es wird also nicht lange taktiert. Versorgungssicherheit geht vor.
Pessimismus macht sich breit. Nur noch knapp über 50 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung rechnen mit einem Rückgang der Heizölpreise. Das ist ein ungewöhnlich niedriger Anteil.
In der Tat sind die Preis- und Mengenrisiken so hoch wie nie. Zumindest für den kommenden Winter sollte genügend im Tank sein, damit nicht mitten in einer möglichen Versorgungskrise zugekauft werden muss.
Doch generell gilt: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt werden muss. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps für den kommenden Winter bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.