Internationaler Markt
Nach dem Preissturz auf unter 72 Dollar je Barrel blieben die Rohölpreise gestern auf diesem Niveau. Auch am heutigen Morgen kostet ein Fass Brent-Rohöl 71,7 Dollar. Die Meldung, dass Saudi-Arabien seine Preisziele aufgeben und verlorene Marktanteile durch höhere Exporte zurückgewinnen will, hatte gestern den Markt verunsichert.
Aus Riad gab es dazu weder Bestätigungen noch Dementis. OPEC-Kreise teilten mit, dass es keine Änderung an der saudischen Haltung gebe. Insofern bleibt unklar, was der größte Ölexporteur am Persischen Golf vorhat. Ein Test der Marktreaktion, ein ungewolltes Nachrichtenleck oder eine Überinterpretation der Medien? Die Vergangenheit zeigt, dass der saudische Kronprinz immer wieder zu abrupten und extremen Maßnahmen greifen kann. In den ersten Jahren der Schieferölschwemme und während der Pandemie hatten die Saudis den Ölmarkt plötzlich mit Öl geflutet, um die Konkurrenz zu verdrängen – allerdings mit durchwachsenen Ergebnissen aus saudischer Sicht.
Zumindest richtet sich die Aufmerksamkeit der Ölhändler stärker als zuvor auf die wachsende Überversorgung des Marktes. Ab Dezember wollen Saudi-Arabien und andere Kartellmitglieder mehr Öl als bisher bereitstellen, so die Beschlusslage der OPEC+ Organisation. Den Petrostaaten ist klar, dass dieser wachsweiche Kompromiss keine Lösung ihres Problems darstellt. Die Preise werden schwach bleiben, ohne dass die freiwillig aufgegebenen Marktanteile wiedergewonnen werden.
Die Versorgungslage wird demnächst durch zusätzliche Barrel aus Libyen entspannt, wo sich eine stabile Einigung zwischen den rivalisierenden Fraktionen abzeichnet. Anscheinend gibt es jetzt einen Kompromiss zur Frage, wie die libysche Zentralbank kontrolliert werden soll. Dort werden die Einnahmen aus den Ölexporten verwaltet, also die mit Abstand wichtigste Devisenquelle. Die libyschen Ölausfuhren werden jetzt rasch wieder von unter 0,5 Mio. auf über 1 Mio. Barrel pro Tag ansteigen, so die Erwartungen des Marktes.
Die Themen, die zu Beginn der Woche den Ölmarkt geprägt hatten, gerieten dadurch in den Hintergrund. Das umfangreiche Konjunkturpaket in China und die Zinswende in den USA können die Ölpreise derzeit bestenfalls stabilisieren.
Am Morgen kostet Brent-Rohöl ähnlich wie gestern 71,59 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die schwachen Rohölpreise sind im deutschen Heizölmarkt immer noch nicht angekommen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen nahezu unveränderten landesweiten Durchschnittspreis von 92,8 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Das Ausbleiben der Preisreaktion schreckt offenbar viele Interessenten ab. Die Zahl der Bestellungen bleibt bislang auf dem niedrigen Niveau der ersten Wochenhälfte. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt allerdings einen wachsenden Preisoptimismus. Knapp 90 Prozent der Voten rechnen jetzt mit fallenden Heizölpreisen.
Die übrigen Indikatoren zeigen keine Veränderung. Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, bleibt im neutralen Bereich. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nach wie vor auf einer hohen Stufe.
Der Handel gibt die fallenden Einkaufspreise noch nicht weiter. Es lohnt sich also, die Angebote zu vergleichen und auf günstige Gelegenheiten zu warten. Ein Preisanstieg ist im Moment nicht in Sicht.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.