Internationaler Markt

Der wöchentliche Bericht des US-Energieministeriums (DOE) über die Entwicklung der landesweiten Ölvorräte zeichnet ein etwas moderateres Bild zum Zuwachs in den Tanklagern als der Bericht des Branchenverbands (API), der in der Nacht davor erschien. Im Einzelnen wurden folgende Differenzen gegenüber der Vorwoche zu Protokoll gegeben:     

Rohöl: +1,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,1 Mio. Barrel (API)
Heizöl, Diesel, Kerosin: +3,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,0 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,0 Mio. Barrel (API)

In Summe ergibt sich ein Aufbau von 6,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. 10,1 Mio. Barrel (API). Die gesamten Lagerbestände der USA erreichten 1.277 Mio. Barrel. Das ist der höchste Stand seit Oktober 2023. Die Raffinerieauslastung stieg mit 95,4% auf ein neues Zwölf-Monats-Hoch. Mit der hervorragenden Raffinerieproduktion lässt sich der Bestandsanstieg allerdings nicht allein erklären.

Ursächlich für die Entwicklung sei die enttäuschende Nachfrage, tönt es aus Fachkreisen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf das in den Betrachtungszeitraum eingeschlossene Memorial Day Wochenende gelegt. Es geht üblicherweise mit einem Anstieg der Reisetätigkeit und der Benzinnachfrage einher. Diesmal sank der Benzinbedarf allerdings und auch der Kerosinverbrauch nahm ab.

Die aktuelle Marktlage zeigt Unsicherheiten und eine schleppende Nachfrageentwicklung. Die Berichte lassen Zweifel aufkommen, ob die saisonale Nachfrage in diesem Sommer überhaupt noch an Fahrt aufnehmen wird. Üblicherweise steigt der Benzinbedarf vor Beginn der Fahrsaison, die mit dem Memorial Day eingeläutet wird. Dieses Jahr zeigt sich indes eine schwache Entwicklung von Anfang an. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Nachfrage in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird.

Trotz der außerordentlich bärischen Bestandsdaten kam es an den Ölbörsen nicht zu einem neuen Preissturz. Anleger reagierten erleichtert, dass die extremen Zahlen des API nicht bestätigt wurden. Eine unerwartete Unterbrechung der Rohölproduktion am Nordsee-Ölfeld Buzzard nahm ebenfalls preislichen Abwärtsdruck aus dem Markt.

Saudi Aramco veröffentlichte gestern Abend die Juli-Exportpreise. Sie wurden für Asien über alle Ölsorten hinweg gesenkt. Das deutet darauf hin, dass Nachfragesorgen zum asiatischen Markt wieder Konjunktur haben.

In den USA liegt eine Abkühlung des Arbeitsmarkts in der Luft. Offizielle Daten dazu werden am Freitag erwartet. Sie beeinflussen die Zinspolitik der Notenbank Fed. Aber schon jetzt wird wieder über eine Zinssenkung spekuliert. Auch das kann einen weiteren Abgang der Ölpreise verhindern. Für Finanzjongleure sind schlechte Wirtschaftsdaten heutzutage mit politischen Hilfsmaßnahmen verknüpft. Die stimmen sie üblicherweise bullisch.

An den Ölbörsen wird der gestern begonnene Preisanstieg heute Morgen moderat fortgesetzt. Dass damit der Boden der Preisentwicklung durchlaufen sei, ist eine zu tiefst spekulative These.  

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 74,60 Dollar und das Barrel Brent zu 78,91 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 710,75 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9195 Euro . Damit kostet der Euro 1,0873 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen ein wenig, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den Vorgaben der internationalen Börsen. Der abwärts gerichtete Trend der Preise wird durch die Bewegung in keiner Weise infrage gestellt. Der Preisauftrieb kann nun allerdings durch wachsende Frachtkosten im Binnenmarkt beflügelt werden. Die Wasserstraßen sind durch die Regenfälle der letzte Wochen nur eingeschränkt schiffbar. Frachtraum wird damit knapper. Wenn dieser Umstand auf eine erhöhte Heizölnachfrage treffen sollte, wird der Preiseffekt sicher spürbar werden. Dank der zuletzt erfreulichen Preisentwicklung ist Heizöl aktuell nur noch vier Prozent teurer als vor einem Jahr. Darin enthalten sind die zwischenzeitlich angefallenen Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut.

Die Nachfrage im Binnenmarkt ist sehr lebhaft. Das gilt auch für die Hoffnung auf günstigeres Heizöl. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem recht starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in allen Regionen der Republik Kaufsignale an.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.