Internationaler Markt

Die globalen Ölpreise gaben gestern zunächst weiter nach und fielen bis auf knapp über 87 Dollar je Barrel. Doch dann kam die Wende. Aktuell kostet Brent-Rohöl 89,4 Dollar und damit über ein Prozent mehr als beim gestrigen Handelsstart.

Der Auslöser für die Trendwende kam wie üblich aus den USA. Nach ersten Schätzungen fiel dort das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal weitaus schwächer aus als erwartet. Das wäre schlecht für die Ölnachfrage, aber gut für die mittlerweile nur noch vagen Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen. Während die Trader noch hin- und herüberlegten, nahm ihnen Finanzministerin Yellen die Entscheidung ab. Sie geht davon aus, dass die schwachen Daten nicht die wirkliche Lage darstellen, da im ersten Quartal eine ganze Reihe besonderer Faktoren die Zahlen verzerrt habe. Die Wirtschaft wachse weiterhin so stark wie in den letzten beiden Jahren. 

Das passt auch zu neuen Daten aus Deutschland. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt scheint sich nach einer langen Durststrecke wieder zu fangen. Die Energiepreise haben sich normalisiert, der Außenhandel und die Konsumentenstimmung sind auf dem Weg der Besserung.

Die Ölhändler interpretierten die neuen Konjunktursignale als Zeichen für eine stabile Ölnachfrage. Die Ölpreise stiegen daraufhin steil an. 

Aber auch andere Faktoren halfen dabei mit. Erneut gibt es in Kanada große Waldbrände. Im letzten Jahr gerieten sie völlig außer Kontrolle und lösten auch in weit entfernten Regionen in den USA Smogalarm aus. Noch sind die Ölregionen des Landes nicht betroffen, aber die Risiken steigen. Der nördliche Nachbar der USA ist immerhin der viertgrößte Ölproduzent der Welt, nach den USA, Russland und Saudi-Arabien.

Risiken gibt es nach wie vor auch im Nahen Osten. Die israelischen Truppen bereiten sich auf einen Angriff auf die Stadt Rafah vor, eine der letzten Hochburgen der Hamas-Terroristen. Im Konflikt zwischen Israel und Iran bleibt es dagegen momentan ruhig.

Der europäische Ölhandel startet mit höheren Preisen in den letzten Handelstag der Woche. Brent-Rohöl kostet aktuell 89,42 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 83,95 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 788,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9313 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0737 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.

Nationaler Markt

Der deutsche Heizölmarkt lässt sich auch heute nicht von den internationalen Geschehnissen beeindrucken. Die Preise bleiben den achten Tag in Folge nahezu unverändert. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 100 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). 

Die Stabilität ist wie schon seit Wochen auf die schwachen Preise für Gasoil zurückzuführen, das Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl. Sie folgten auch gestern nur mit halber Kraft den steigenden Rohölpreisen nach oben. Der etwas stärkere Euro entspannt die Lage zusätzlich. Damit bleiben die Einkaufspreise der Heizölhändler nahezu unverändert.

Die stabilen Heizölpreise lösen noch immer zahlreiche Bestellungen aus, auch wenn sich die Lage nach der letzten Kaufwelle etwas beruhigt hat. Dazu passend verharrt das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, auf einer neutralen, mittleren Stufe.

Das mathematische Tiefpreis-System rät angesichts der moderaten Preisentwicklung weiterhin zum Kauf. Auch die Konsumenten bleiben optimistisch. Die Lesereinschätzung zeigt ähnlich wie gestern, dass die meisten Interessenten weiter fallende Heizölpreise erwarten.

Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn die Preisschwäche bei Gasoil könnte noch eine Zeit lang anhalten. Allerdings gibt es nicht mehr allzu viel Spielraum nach unten. Wer vor einem fast leeren Tank steht, kann jetzt in aller Ruhe nach einem günstigen Angebot Ausschau halten.   

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.