Internationaler Markt

In den USA und der EU befasst man sich weiterhin mit einer Preisobergrenze für russisches Öl. Während die Debatte bei den Europäern noch informellen Charakter hat, gibt es bei den Amerikanern bereits klare Vorstellungen über den Grenzpreis. Er soll die Erhöhung, die durch den Ukrainekrieg in Form eines Risikoaufschlags entstanden ist, annullieren. Er soll aber nicht zu einer Schädigung der russischen Ölindustrie führen, das heißt, er ist nicht als Strafmaßnahme konzipiert. Idealerweise befördert er das russische Interesse am Ausbau der Ölproduktion. Deshalb muss der Preis die Produktionskosten übertreffen. Diese liegen Schätzungen zufolge bei 44 Dollar pro Barrel. Daraus leitet man in Washington eine Preisgrenze bei 60 Dollar pro Barrel ab.

Bei aller Plausibilität der veröffentlichten Zahl bleibt die Installation einer Preisobergrenze eine kaum durchsetzbare Angelegenheit. Sie würde zwingend die Mitwirkung der großen Ölabnehmer erfordern. De facto käme die einer Verbündung mit den USA gleich. Das wäre für China sicher abwegig und Indien wäre vermutlich auch nicht bereit dazu. Beide Länder decken sich derzeit günstiger als andere mit russischem Öl ein. Noch schwerer als die Alliiertenfrage wiegt aber die systemische Unsicherheit, die durch den Preiseingriff entstünde. In einer simplen Ursache-Wirkungs-Betrachtung klingt das Ansinnen zielführend. Der Markt ist aber nicht simpel, er ist komplex. Gut Gedachtes erweist sich darin oft als schlecht Gemachtes, weil es ohne hinreichende Folgeabschätzung entstand. Die Einführung der Preisobergrenze könnte durchaus zu einer weiteren Preissteigerung führen. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn Russland sich weigerte, den Unterstützern dieser Maßnahme Öl zu liefern. Es käme dem Entzug von Öl aus dem Markt gleich. Eine Preisexplosion wäre damit vorprogrammiert.

Der Ölmarkt ist in einer Verfassung, in der jede Steigerung des Mangels unangenehme Folgen hat. Die werden derzeit allenfalls aufgrund von Rezessionsängsten nicht preiswirksam. Sie sind gleichwohl bedrohlich.

Eine Erhöhung des Mangels erleben wir seit geraumer Zeit in Nigeria. Das OPEC-Mitglied läuft seinen Fördermöglichkeiten weit hinterher. Wesentliche Ursache dafür ist durch Bandenkriminalität gestohlenes Öl. Es wird aus den Pipelines abgezapft. Dabei entstehen nicht nur ökonomische Verluste, sondern auch Personengefährdungen mit Todesfolge in nennenswertem Umfang. Gegen diese Bandenkriminalität demonstrieren Ölarbeiter mittlerweile lautstark. Ihre Gewerkschaften fordern die Verantwortlichen unter Androhung von Streiks auf, für Sicherheit zu sorgen. Der gemanagte Attentismus hat die Produktion bereits auf den niedrigsten Stand seit 2016 sinken lassen. Streiks würden die Lage verschärfen.

Mangelhaft bleibt auch das Verhältnis zwischen dem Iran und den USA. Es sieht so aus, als werde es kein zusätzliches iranisches Öl für den offiziellen Markt geben, weil der voraussetzende Atomvertrag erneut zu scheitern scheint. Es ist müßig über Ursachen oder Schuldzuweisungen in der Sache zu schwadronieren.

An den Ölbörsen wird heute Morgen unaufgeregt gehandelt. Die Notierungen dümpeln seitwärts. Das trifft auf Gasöl (Vorprodukt für Heizöl) schon seit geraumer Zeit zu. Rohölpapiere gaben indes zuletzt wieder nach.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 86,17 Dollar und das Barrel Brent zu 92,35 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.078,25 Dollar . Der US-Dollar kostet 0,9854 Euro . Damit kostet der Euro 1,0145 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.  

Nationaler Markt

Die Heizölpreise entwickeln sich seit gut zwei Wochen vergleichsweise freundlich, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Ob es im Verlauf der Bewegung dazu kommen wird, dass Trendkanäle von steigend auf fallend wechseln, lässt sich nicht vorhersehen. Fakt ist aber, dass der Binnenmarkt durch hohe Nachfrage und geringes Angebot langfristig belastet bleiben wird. Das Umfeld ist nicht für Preiscrashs geeignet. Aus den Problemzonen hierzulande, niedrige Pegelstände auf den Wasserstraßen, schlecht verfügbare Ware, zu wenig Heizölfahrende, gibt es immerhin etwas Entspannung bei den Pegelständen und Frachtkosten zu berichten.

Die Heizölbestellungen treffen zurückhaltender als in den letzten Wochen ein. Ursächlich ist vermutlich die zurückgekehrte Hoffnung auf deutlich günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem deutlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein. 

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.