Internationaler Markt
Die Rohölpreise legten gestern leicht zu. Eine Gegenreaktion nach oben war nach dem steilen Fall der letzten Tage zu erwarten. Der Abwärtstrend bleibt damit intakt, zumal der Anstieg eher schwach ausfiel. Brent-Rohöl bleibt weiterhin unter 90 Dollar je Barrel.
Das könnte sich in den nächsten Wochen ändern, wenn die EU-Sanktionen gegen russisches Rohöl Ende des Jahres in Kraft treten. Auch die mögliche Einführung eines Ölpreisdeckels könnte den Konflikt mit Moskau zuspitzen. Zumindest rhetorisch wird der Kreml versuchen, die Risikoprämien im Ölmarkt nach oben zu treiben.
Eher hilflos und aus der Zeit gefallen wirkt dagegen die Initiative der neuen britischen Regierung, die Öl- und Gasförderung in der Nordsee voranzutreiben. Auch von der OPEC ist keine Entlastung zu erwarten. Dort scheint man vor allem auf den Ölpreis zu starren. Werte unter 90 Dollar je Barrel werden dort wohl eher Förderkürzungen auslösen.
Washington überlegt daher, die Freigabe nationaler Ölreserven über den Oktober hinaus zu verlängern. Bisher haben die USA knapp 30 Prozent ihrer nationalen Rohölreserven auf den Markt geworfen, um vor allem die Tankstellenpreise zu senken.
Der gestrige Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) fiel in etwa so aus wie erwartet: Die Rohölbestände legten im Vergleich zur Vorwoche kräftig um 8,8 Mio. Barrel zu. Das ergab sich aus der Freigabe nationaler Reserven (+7.5 Mio. Barrel) und höherer Nettoimporte (+9,1 Mio. Barrel). Bei den Produktlagern, bei den geschätzten Fördermengen und bei der Ölnachfrage gab es nur geringe Veränderungen.
Ingesamt also ein Bericht, der eher preisdämpfend wirkend sollte. Preisunterstützend wirken allerdings die nach wie vor geringen Diesel/Heizöl-Vorräte kurz vor der Heizsaison sowie die stagnierende heimische Ölförderung, die offenbar nicht auf die hohen Ölpreise reagieren will.
Hier die Zahlen der Wochenberichte von DOE und API und die Veränderungen gegenüber der Vorwoche:
Rohöl: +8,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,6 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,8 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,8 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion: 12,1 Mio. Barrel pro Tag (2,1 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,1 Mio. Barrel pro Tag (1,4 Mio. unter Vorjahreswert)
Zum Handelsstart in Europa treten die Ölpreise erst einmal auf der Stelle. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 89,39 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Zögerlich geben nach den internationalen Rohölpreisen nun auch die deutschen Heizölpreise nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von unter 162 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Erneut sind die Frachtkosten auf dem Rhein gefallen. Auch der etwas stärkere Euro entspannt die Lage. Noch wichtiger könnte sein, dass die Zahl der Heizöl-Bestellungen langsam zurückgeht. Dazu passend ist das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, erstmals seit Wochen um eine Stufe auf einen mittleren Wert gefallen.
Viele Haushalte und Betriebe haben sich vermutlich schon für den Winter eingedeckt. Die Margen müssen sich daher anpassen. Auch der stark ausgeprägte Preisoptimismus deutet auf eine wachsende Kaufzurückhaltung. In der täglichen Lesereinschätzung setzen 77% der Voten auf einen baldigen Rückgang der Heizölpreise.
Ob es dazu kommt, ist jedoch unklar. Die Preisrisiken könnten mit Blick auf den nahen Winter, auf die immer noch extrem hohen Gaspreise und die EU-Sanktionen schon bald wieder steigen.
Daher gilt nach wie vor: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt werden muss. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.