Internationaler Markt
Die Ölpreise legten über Nacht im asiatischen Handel zu und übersprangen die Marke von 80 Dollar je Barrel. Nach einer ganzen Serie schwacher chinesischer Konjunkturdaten rechnen die Finanzmärkte in Ostasien nun mit einer raschen finanz- und wirtschaftspolitischen Reaktion aus Peking.
Gründe gibt es mittlerweile genug: Die überaus wichtige Immobilienbranche ist seit vielen Monaten in der Krise, die Arbeitslosenquote in der jungen Generation liegt konstant über 20 Prozent und selbst das reduzierte Wachstumsziel von 5 Prozent für das Jahr 2023 scheint nach den letzten Zahlen illusorisch. Jetzt wird eine kräftige Lockerung der Kreditpolitik erwartet, ergänzt durch höhere staatliche Ausgaben. Die Ölnachfrage könnte dadurch merklich anziehen, vor allem beim Diesel.
Eine Entspannung der Lage wird auch in den USA erwartet. Hier sinkt die Inflationsrate mittlerweile und der Arbeitsmarkt wirkt entspannter als im Frühjahr. Die meisten Beobachter rechnen jetzt damit, dass nur noch ein einziger kleiner Zinsschritt der Zentralbank in den kommenden Wochen ansteht. Danach wird die Fed erst einmal stillhalten und nach einiger Zeit die Zinsen wieder senken. Sowohl die Spekulationsneigung in den Rohstoffmärkten als auch die Ölnachfrage selbst werden davon profitieren.
Auch auf der Angebotsseite spricht immer mehr für zumindest stabile, wenn nicht sogar steigende Ölpreise. Das Ölangebot aus Russland und Saudi-Arabien bleibt über den Sommer hinweg relativ knapp. Die Lagerbestände steigen deshalb nicht mehr an, wie die letzten Zahlen aus den USA zeigen.
Allerdings haben die Ölkartellstaaten ihr Pulver weitgehend verschossen. Zusätzliche Förderkürzungen würden in der Organisation auf Widerstand stoßen. Der Markt reagiert mittlerweile kaum noch auf neue Ankündigungen aus Riad. Das zeigte sich vor wenigen Tagen, als (irrtümlich) gemeldet wurde, dass die Saudis dauerhaft 1 Mio. Barrel pro Tag vom Markt nehmen wollen, also etwa 10% ihrer Fördermengen. Die Preise reagierten mit einem Anstieg von lediglich zwei Prozent und normalisierten sich sofort, als die Meldung korrigiert wurde.
Das Fazit dieses unfreiwilligen Medienexperiments ist aus saudischer Sicht ernüchternd. Die finanziellen Verluste wären hoch, zumal russische oder iranische Anbieter die Angebotslücke schnell schließen könnten.
Trotzdem sind viele Trader jetzt optimistischer als im Frühjahr. Die Preise bleiben am Morgen über 80 Dollar. Brent-Rohöl kostet im Moment 80,31 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise ziehen heute kräftig an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von deutlich über 92 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist der höchste Stand seit drei Monaten. Damit hat Heizöl die kurzfristigen Trendkanäle nach oben verlassen.
Mehrere Faktoren begünstigen im Moment diesen Preissprung. Neben den höheren Rohölpreisen ziehen vor allem die Preise für Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl/Diesel, kräftig an. Hinzu kommen ein etwas schwächerer Euro sowie die relativ hohe Nachfrage im deutschen Heizölmarkt.
Die Zahl der Bestellungen war in dieser Woche überdurchschnittlich hoch, scheint nun angesichts der höheren Preise aber etwas nachzugeben. Das zeigt sich auch am Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst. Es fiel auf die mittlere Stufe zurück, was auf einen geringeren Kaufdruck hinweist. Bei der Preiseinschätzung hat sich hingegen nichts verändert. Noch immer rechnet etwa ein Drittel der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung mit höheren Heizölpreisen.
Wie erwartet sind die Preisrisiken im Rohöl- und Heizölmarkt gestiegen. Öl wird in der zweiten Jahreshälfte voraussichtlich knapper sein als in der ersten. Wer nur noch wenig im Tank hat und nicht auf andere Heiztechniken umsteigen will oder kann, sollte daher nicht zu lange zögern.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.