Internationaler Markt
Die globalen Rohölpreise bewegten sich auch gestern in der seit März üblichen Preisspanne. Die täglichen Schwankungen sind zwar enorm, aber eine anhaltende Bewegung nach oben oder nach unten ist nicht erkennbar. Heute steht Brent-Rohöl am frühen Morgen zwischen 108 und 109 Dollar je Barrel.
Zwei Themen bestimmen die Diskussion: Die Monatsberichte der Forschungsinstitute und das Ölembargo der EU. Gestern legte die Internationale Energieagentur (IEA) ihren Bericht vor. Die IEA konstatierte für Russland einen allmählichen Rückgang der Ölförderung. Bisher seien etwa 1 Mio. Barrel pro Tag stillgelegt worden, also 10 Prozent der russischen Ölwirtschaft. Das ist deutlich weniger als noch im April erwartet. Allerdings könnten die russischen Ausfälle bis zum Sommer Richtung drei Mio. Barrel pro Tag steigen.
Insgesamt erwartet die Agentur jedoch keine größere Rohölverknappung. Die Nachfrage wächst langsamer als erwartet und das Angebot wächst. Auch bei einem größeren Rohölembargo gegen Russland sei die Versorgung der Welt mit Rohöl gesichert.
Schwieriger könnte es jedoch bei den Ölprodukten werden, also z.B. Diesel, Jet Fuel oder Benzin. Regionale Ungleichgewichte, etwa an der Ostküste der USA oder auch in Europa, lösen immer wieder Preissprünge aus, weil die Raffinerien nicht genug produzieren oder weil die Lieferketten durch den Teilausfall Russlands durcheinander geraten. Aber auch hier handelt es sich eher um vorübergehende Marktspannungen, nicht um einen dauerhaften Versorgungsmangel, so die IEA.
Ähnliche Probleme werden für Ostdeutschland erwartet. Während die Entscheidung über ein EU-weites Ölembargo gegen Russland nicht vorankommt, tut sich einiges in Berlin und im ostdeutschen Schwedt.
Die Raffinerie PCK Schwedt in Brandenburg gehört bekanntlich Rosneft. Der russische Ölkonzern hat sich jetzt nach langem Schweigen zu Wort gemeldet. Man sei bereit, auch nicht-russisches Öl im Falle eines Ölembargos zu verarbeiten, so die Raffinerieleitung. Auch bei einer verringerten Auslastung der Raffinerie mit 60% könne der Betrieb aufrechterhalten werden.
Es ist wohl kein Zufall, dass wenige Stunden zuvor der Bundestag ein Gesetz verabschiedet hat, das die Enteignung von Rosneft schon in wenigen Wochen ermöglichen soll. Möglicherweise will Rosneft durch die verbalen Zusagen diesen Schritt erschweren. Berlin käme dadurch in eine Zwickmühle, denn nur etwa zwei Drittel der Raffinerie kann über den Hafen Rostock gesichert werden. Der Rest könnte zwar über Danzig aus Polen kommen, aber Warschau will auf keinen Fall Rosneft versorgen.
Doch dieser Konflikt spielt im Weltmarkt keine nennenswerte Rolle und kann die Ölpreise heute nicht beeindrucken. Der europäische Ölhandel startet mit leichten Aufschlägen gegenüber gestern. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 106,89 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich nur wenig. Am Morgen stehen sie knapp über 130 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter), so die Heizölpreis-Tendenz. Das ist in etwa derselbe Stand wie zu Wochenbeginn. Erneut treibt der starke Dollar die Europreise nach oben. Dafür werden die höheren Rohölpreise durch die stabilen Preise für Gasoil, dem Vorprodukt von Heizöl, neutralisiert.
Auch die Marktindikatoren zeigen nur geringe Veränderungen. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft der Heizölkunden nach Preisanfragen misst, bleibt auf der zweithöchsten Stufe. Der Markt scheint also weiterhin verhalten aktiv zu sein. Der Preisoptimismus wächst hingegen: Mittlerweile setzten über drei Viertel der Voten in der täglichen Lesereinschätzung auf einen Rückgang der Heizölpreise.
Was tun? Die Lage im Ölmarkt ist uneinheitlich: Rohöl gibt es genug, aber bei den raffinierten Produkten wie z.B. Heizöl kann es immer wieder zu Preissprüngen kommen. Ein ausreichender Heizölvorrat kann in dieser Situation nicht schaden.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.