Internationaler Markt
Brent-Rohöl ist zurück über 75 Dollar je Barrel. Die Ölpreise an ICE und NYMEX legten gestern bis in den Abend hinein zu. Sie glichen damit einen guten Teil ihres Abgangs vom vergangenen Freitag aus. Preistreibend wirkte neben den anhaltenden Angebotsausfällen im Irak und in Kanada vor allem, dass die USA den Rückkauf strategischer Ölreserven für diesen Sommer ankündigten.
3 Millionen Barrel Rohöl will das US-Energieministerium (DOE) zeitnah kaufen, um die strategischen Reserven des Landes aufzufüllen. Sie waren in der Vergangenheit immer wieder angezapft worden, um die Angebotsknappheit während der Energiekrise auszugleichen und damit die Preise von ihrem extrem hohen Niveau zurückzuholen. Bis Ende des Monats wird das DOE Angebote einholen. Die Lieferung ist für August geplant. Auch wenn die Menge von 3 Millionen Barrel überschaubar scheint, so wirkt doch die Ankündigung bullisch, dass man Rohöl mit höherem Schwefelgehalt beziehen möchte. Denn gerade Öl dieser Qualität wird durch die Produktionskürzungen der OPEC+ in den kommenden Monaten knapper am Markt sein.
Die Wiederinbetriebnahme der Kirkuk-Ceyhan-Pipeline, die Öl aus dem Nordirak für den Export zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan pumpt, verzögert sich offenbar noch einmal. Bei Normalbetrieb werden bis zu 450.000 Barrel Öl täglich (B/T) transportiert. Die fehlen dem Markt seit Ende März, als der Konflikt um Schadensersatzforderungen der irakischen Regierung gegenüber der Türkei zum Stopp führte. Zwar haben die Regierungen in Bagdad und Ankara ihren Streit inzwischen beigelegt und Lösungen für künftige Regelungen von Exportkontrolle und Einnahmen gefunden, doch die türkische Seite soll mit den Vorbereitungen für den Pipeline-Start bislang keinen Schritt weiter gekommen sein. Die Präsidentschaftswahl absorbierte die volle Aufmerksamkeit. Die Marktteilnehmer fürchten nun, dass die bevorstehende Stichwahl zwischen Amtsinhaber Erdogan und seinem Herausforderer Kilicdaroglu die Exportunterbrechung verlängert.
Auch in Kanada dürfte die Ölproduktion weiterhin reduziert bleiben. Durch ungewöhnlich heißes Wetter und Trockenheit lodern dort die Waldbrände in einigen Regionen erneut auf. Die Behörden erwarten eine Ausweitung. Zahlreiche Ölanlagen bleiben deshalb weiter vorsorglich offline. Etwa 319.000 Barrel der Förderung von Öl und Öläquivalenten pro Tag sind zurzeit davon betroffen. Das entspricht rund 3,7 Prozent der gesamten kanadischen Förderung.
Wegen enttäuschender Konjunkturindikatoren aus China und den USA hatte sich Ende letzter Woche an den Ölbörsen wieder die Sorge um die konjunkturelle Entwicklung und die Ölnachfrage der beiden größten Volkswirtschaften durchgesetzt. Zudem machte sich die Unsicherheit rund um die US-Schuldenobergrenze preisdämpfend bemerkbar. In dieser Woche haben bullische Aspekte die Preise aufwärts drehen können. Das muss jedoch nicht so bleiben.
Die Trader werden heute und in den kommenden Tagen genau auf aktuelle Konjunkturdaten blicken und zudem abwägen, ob eine Steigerung der US-Schieferölproduktion Ausfälle ausgleichen kann. Die Statistikbehörde im US-Energieministerium EIA hat in ihrem monatlichen Bericht prognostiziert, dass die sieben wichtigsten US-Schieferölregionen im Mai ihre Produktion auf 9,29 Millionen B/T steigern werden und im Juni mit 9,33 Millionen B/T ein neues Rekordhoch erzielen dürften.
Zunächst bewegen sich die Notierungen an den Ölbörsen heute Morgen in der Nähe ihrer Tageshochs von gestern. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 71,29 Dollar
Nationaler Markt
Die Heizölpreise orientieren sich seit Wochenbeginn aufwärts. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt heute Morgen im Binnenland einen Durchschnittspreis von 89,20 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Heizölkunden, die ohne Druck nach einem günstigen Moment für die nächste Bestellung Ausschau halten, warten derzeit ab. Viele blicken optimistisch auf mögliche Preisrücksetzer in naher Zukunft.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 81 Prozent künftig sinkende Preise.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer keine Eile hat, sollte die Preisentwicklung beobachten, um bei einem etwaigen Preisnachlass zuzugreifen. Wer jetzt Heizöl braucht, findet aber noch immer eine vergleichsweise gute Preissituation vor.
Im Übrigen sind wir mehr den je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.