Internationaler Markt
Nun wird die Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2023 wohl doch keine Hurraveranstaltung werden. China nimmt einfach nicht die von dem Land erwartete Fahrt auf. Die heute veröffentlichten Zahlen zum Einzelhandel und zur Industrieproduktion enttäuschten wieder auf ganzer Linie. Statt der erwarteten 4,8 Prozent Umsatzwachstum trug das Volk lediglich 2,5 Prozent mehr Geld in die Läden. Die Industrie lieferte nicht 4,7 Prozent mehr Waren ab, sondern nur 3,7 Prozent. Mit dieser als schwach empfundenen Leistung dürfte die Ölnachfrage ebenfalls hinter den Erwartungen oder Befürchtungen, je nach Perspektive, zurückbleiben. China ist immerhin der weltgrößte Ölkonsument nach den USA und der weltgrößte Ölimporteur nach der EU.
Es mehren sich bereits Befürchtungen, dass das chinesische Wirtschaftswachstum unter der 5-Prozent-Marke bleiben und damit die Regierungsprognose reißen wird. Die Notenbank griff prompt mit einer Senkung der Zinsen von 2,65 Prozent auf 2,50 Prozent ein, um die lahmende Kreditvergabe zu animieren. Eine derart schnelle Reaktion wirkt panisch. Die überwunden geglaubte wirtschaftliche Unsicherheit des ersten Halbjahres, die die Ölpreise trotz schwacher Verfügbarkeit niedrig hielt, kann sich doch wieder breitmachen.
Der Ölmarkt böte momentan Gelegenheit, den Ball aufzunehmen. Die über Wochen gestörten Exporte Nigerias sind mit einer abgeschlossenen Reparatur im größten Ölhafen des Landes wieder intakt. Dem Markt fließen damit täglich 0,22 Mio. Barrel Rohöl mehr zu. Das ist zwar keine Zahl, die das Angebotsdefizit auflösen könnte. Darum geht es in einer von Unsicherheit geprägten Lage auch nicht. Es geht um Emotionen mit Börseneinfluss. Das hat dieses Jahr bis Anfang Juli gezeigt.
Die angesichts der Unterversorgung konservativ wirkende Preisprognose von Goldman Sachs, 86 Dollar für das Barrel Brent am Jahresende, könnte vor diesem Hintergrund sogar zu steil formuliert worden sein. Eventuell wurde das Ziel bereits erreicht und wird nun wieder unterschritten. Von einem Preiseinbruch zu träumen, ist aber ziemlich abwegig. Die Lage ist vage und bietet breiten Raum zur Spekulation.
An den Ölbörsen wird die bärische Vorlage zur Stunde nicht aufgenommen. Die Notierungen dümpeln seitwärts auf dem gestrigen Niveau. Es bleibt abzuwarten, ob die amerikanischen Börsen am Nachmittag klarere Verhältnisse schaffen können.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 82,69 Dollar
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben weiter nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Preisbewegung scheint von einem stetigen Anstieg in eine Schwingung überzugehen. Das muss nicht das Ende des Preisanstiegs bedeuten. Es kann lediglich auf eine Verlangsamung hinauslaufen. Die globale Lage bietet mittlerweile aber durchaus wieder eine Perspektive für einen Rückzug der Heizölpreise. Die schwache Binnennachfrage und fallende Frachtkosten auf den deutschen Wasserstraßen sind zusätzliche Argumente dafür.
Die Heizölbestellungen laufen zurückhaltend ein. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise steigt indes weiter an. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen gerade noch auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr soliden Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng. Sie kann kurzfristig vorteilhafte Momente zu Tage bringen.
Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessen würdigt.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.