Internationaler Markt
Die Ölpreise bewegen sich in diesen Tagen durch ein Wechselbad der Einflüsse. Dabei kommt es zu teilweise heftigen Ausschlägen, insbesondere bei Gasöl. Ungewöhnlich ist daran nichts. Am Ölmarkt geht es üblicherweise wild zu. Ungewöhnlich war eher, dass die Preise im letzten Jahr trotz zunehmender geopolitischer Spannungen relativ verhalten oszillierten. Nun, da der Markt ziemlich gut versorgt ist, liegt es nahe, dass die Preisschwingungen noch sanfter werden. Das ist nicht der Fall. Plötzlich wird die Aufkündigung von Frieden in den Preisen wieder sichtbar. Und das könnte deutlich heftiger geschehen, wie der Blick auf die Dreijahresansicht der Brent- und Gasölpreise zeigt.
Ein Davongaloppieren der Preise in diesem Jahr ist immer noch unwahrscheinlich. Dafür gibt es einige Gründe. Ein paar ganz starke liegen auf der Angebotsseite. Da müht sich OPEC-Plus nach wie vor, das üppige Förderpotenzial im Zaum zu halten. Im Irak, dem zweitstärksten Mitglied der OPEC, wollen die Verantwortlichen sehr gerne mehr Öl auf den Markt bringen. Das tun sie nach eigenem Bekunden nicht. Sie hielten sich an die Quotierung der Allianz, lassen sie verlauten. Das wird innerhalb wie außerhalb der OPEC-Plus bezweifelt. Klarheit könnte der Monatsbericht der OPEC liefern. Er wird heute veröffentlicht.
Gutes Angebot verspricht auch die Produktionsentwicklung in den USA. Darauf haben wir bereits hingewiesen. Der Lauf von einem Produktionsrekord zum nächsten soll fortgesetzt werden. Im aktuellen Bericht des US-Energieministeriums wird das mit Zahlen untermauert. Auf die Zukunft bezogen handelt es sich immer noch um Prognosen. Es gibt aber belastbare Substanz, die es erlaubt, daran zu glauben. Sie liegt in erster Linie in den Schieferölfeldern. Dort wird mittlerweile drei Viertel der US-Rohölproduktion gewonnen.
Langfristig ist die positive Sicht auf die Angebotsseite allerdings nicht zu halten. Es mehren sich Aufrufe, größeren Aufwand für die Aufrechterhaltung der Förderfähigkeit zu betreiben. Die jüngste prominente Aussage dazu stammt vom Chef der TotalEnergies. Er hält die Prognose, dass der Höhepunkt der Ölnachfrage noch in diesem Jahrzehnt erreicht sei, für unseriös. Deshalb sei es falsch, jetzt damit zu beginnen, die Investitionen in die Ölinfrastruktur herunter zu fahren. In seinem Haus investiert man zwei Drittel des zur Verfügung stehenden Geldes in Öl und Gas. Damit soll der Bereich noch um zwei bis drei Prozent wachsen. Ein Drittel der Mittel fließt in strombasierte Technologien. Man benötige die Gewinne aus dem Altgeschäft, um das Neue und die Aktionäre bedienen zu können. Damit steht TotalEnergies in Opposition zu BP. Das Unternehmen will die Förderung fossiler Energien reduzieren. Shell wollte das auch, tendiert jetzt aber ebenfalls zur Linie der Franzosen. Die Konsequenzen für den Ölpreis wird man erst in einigen Jahren spüren.
Im zeitlichen Nahbereich werden neben dem aktuellen Ölangebot kriegerische Aktivitäten und Zinspolitik von Notenbanken, allen voran die der USA, für Preisbewegung sorgen. Das wird mal ruhig, mal ruppig geschehen. Höchstwahrscheinlich wird es aber ohne ausufernde Extremwerte passieren.
Heute Morgen zeigt sich die Ölbörse lebhaft, aber keineswegs streng bullisch. Die Notierungen schwingen auf erhöhtem Niveau ohne erkennbaren Drang zu Höherem. Die Gasölnotierungen sind wieder unter die Marke von 900 Dollar pro Tonne gefallen. Das ist dem Auslaufen des Februar-Kontrakts zu verdanken, der kurz vor Schluss in eine extreme Preislage geriet. So etwas kann Finanzjongleuren in ihrer Gier schon mal passieren. Einige haben dabei gewonnen und andere verloren.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 77,00 Dollar
Nationaler Markt
Heizöl ist teurer geworden, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Es war in der jüngeren Vergangenheit aber schon teurer. Der Anstieg folgt den internationalen Vorgaben recht gedämpft. Daher sind die abwärts gerichteten kurzfristigen Trendkanäle, anders als bei Rohöl und Gasöl, noch nicht zerstört. In den 6-Monats-Ansichten sind sie allesamt noch intakt. Aktuell ist Heizöl lediglich ein Prozent teurer als vor einem Jahr. Berücksichtigt man die Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut, handelt es sich um ein sehr moderates Plus.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist sehr ruhig. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl ist wechselhaft. Sie ist ein Spiegelbild der tatsächlichen Preisbewegung. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.