Internationaler Markt
Mit dem Raketeneinschlag in ein Krankenhaus im Gazastreifen gestern Abend ist das Risiko einer Ausbreitung des Konflikts im Nahen Osten gestiegen. Zudem stützen rückläufige US-Ölbestände die Ölpreise. Rohöl der Sorte Brent hat die 90-Dollar-Marke wieder überschritten und kostet heute Morgen gut 91 Dollar.
Die Aussichten, dass westliche Diplomatie einen Flächenbrand im Nahen Osten verhindern kann, sind deutlich geschrumpft. Nach dem Einschlag der Rakete in dem Krankenhaus in Gaza-Stadt sagte Palästinenser-Präsident Mahmut Abbas das für heute geplante Treffen mit US-Präsident Biden ab. Auch Jordanien will das Gipfeltreffen zwischen Biden und den arabischen Führern nicht mehr stattfinden lassen. Biden, der heute Morgen in Israel gelandet ist, dürfte es damit schwer haben, zwischen der Hamas und Israel zu vermitteln.
Die Marktteilnehmer fürchten, dass sich die ohnehin knappe globale Versorgungslage schnell verschlechtern könnte, sollte sich der bewaffnete Konflikt weiter ausbreiten, zum Beispiel auf Förderländer wie den Iran. Der Ölmarkt preist eine Risikoprämie ein.
Offen ist nach wie vor, ob die OPEC-plus ihre Produktionskürzungen lockern würde, wenn sich der Krieg in der Region ausbreiten sollte und die Ölförderung oder den Öltransport beeinträchtigt. Unsicher ist auch, ob Saudi-Arabien, das derzeit zusätzlich 1 Million Barrel pro Tag kürzt, seine Fördermengen anheben würde, um mögliche Versorgungsausfälle auszugleichen. Saudi-Arabien kürzt seit Juli freiwillig über seine OPEC-Quoten hinaus.
Die vorläufigen US-Bestandsdaten des Branchenverbandes API wirken heute früh preisstützend. In der abgelaufenen Berichtswoche sollen die landesweiten Rohölbestände deutlich gesunken sein. Besonders sorgen sich die Trader darum, dass die Ölreserven im zentralen Öllager in Cushing auf das operative Minimum gefallen sein könnten und damit ein reibungsloser Betrieb nicht mehr gewährleistet ist. API meldet hier einen Rückgang um 1 Million Barrel. Für eine abschließende Einschätzung der Lage warten die Trader auf die offiziellen US-Ölbestandsdaten des Department of Energy (DOE) am Nachmittag.
Positive Konjunkturdaten aus China, die die Erwartung auf eine steigende Ölnachfrage wieder befeuern, stützen die Ölpreise ebenfalls. Die chinesische Regierung meldete unter anderem, dass das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal und auf Jahressicht um 4,9 Prozent zulegte und damit um 5 Prozent höher ausfiel als erwartet. Die Industrieproduktion soll im September auf Jahressicht erneut um 4,5 Prozent gestiegen sein.
Die Notierungen an den Ölbörsen starten heute Morgen auf höherem Niveau und suchen zur Stunde ihre Richtung. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 88,56 Dollar
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bleiben teuer. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt heute Morgen im Binnenland einen Durchschnittspreis von 115,60 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Gestern waren die Preise für Heizöl zunächst gesunken, nachdem sie zu Wochenbeginn den höchsten Stand seit Januar markiert hatten. Heute früh nimmt Heizöl einen neuen Anlauf auf das Jahreshoch. Treibende Kraft sind die gestiegenen Rohölpreise kombiniert mit höheren Frachtkosten auf dem Rhein, wo die Schifffahrt mit niedrigen Pegelständen konfrontiert ist.
Temperaturen, die nachts vielerorts schon um den Gefrierpunkt liegen, erinnern Heizölkunden daran, dass sie sich um ihren Wintervorrat kümmern sollten. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine hohe Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage.
Vor dem Hintergrund der unsicheren weltpolitischen Lage hoffen deutlich weniger Heizölverbraucher als üblich auf einen Preisrücksetzer in naher Zukunft. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten lediglich 65 Prozent künftig sinkende Preise.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Behalten Sie die Preisentwicklung im Blick und bestellen Sie rechtzeitig. Die unsichere Lage im Nahen Osten birgt ein erhöhtes Preisrisiko am Ölmarkt, das auch auf den Binnenmarkt wirkt.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.