Internationaler Markt
Die Ölpreise bleiben heute Morgen in der Nähe des Dreimonatshochs. Brent-Rohöl kostet weiterhin über 123 Dollar je Barrel. In vielen Regionen der Welt stellen die aktuellen Preise ein Allzeithoch dar. Zwar kletterte Rohöl im Jahr 2008 sogar über 140 Dollar, aber viele Währungen haben seither gegenüber dem Dollar an Wert verloren.
Erneut steht China im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dort ist die Lage undeutlich. Die Exportzahlen für Mai fielen besser als erwartet aus. Andererseits gibt es in Schanghai neue lokale Lockdowns, als vereinzelte Neuinfektionen bekannt wurden.
Noch wichtiger aus Sicht des Ölmarkts bleibt jedoch die Entscheidung Pekings, den Raffinerien keine höheren Produktexporte zu erlauben. Nur in China gibt es derzeit große Raffineriekapazitäten, die ungenutzt sind. Auf beiden Seiten des Atlantiks sind Benzin und Diesel dagegen knapp. Eine stabile Nachfrage trifft vor allem in Europa auf Störungen bei den russischen Exporten.
In den USA wiederum bleibt die Benzinnachfrage hoch. Dabei sind die Benzinpreise für US-Verhältnisse in astronomischen Höhen von umgerechnet 1,30 Euro/Liter. Doch die Autofahrerinnen und Autofahrer reagieren dort ähnlich wie in Deutschland: Die mediale Aufregung ist groß, aber sie fahren genauso viel wie zuvor. Der schlechte Zustand des Bus- und Bahnangebots macht den Umstieg in den meisten amerikanischen Städten allerdings auch nicht einfach. So bleibt es dabei: Etwa 9 Mio. Barrel Benzin werden täglich in den US-PKW verbrannt. Das sind knapp 10 Prozent des globalen Ölangebots.
Nur auf den ersten Blick sorgte gestern der Wochenbericht des US-Energieministeriums für Entspannung. Die Rohölbestände und die Diesel-/Heizölbestände legten gegenüber der Vorwoche etwas zu. Die Benzinlager hielten ihr Niveau, sind aber für diese Jahreszeit auf einem ungewöhnlich niedrigen Stand.
Doch der Lageraufbau gelang nur durch externe Zuflüsse: Aus den Strategischen Ölreserven flossen 7 Mio. Barrel Rohöl in den Markt; weitere 10 Mio. Barrel blieben im Land, weil die Exporte ungewöhnlich gering waren. Hier die Zahlen des US-Energieministeriums (DOE) und die Vergleichszahlen des Branchenverbandes API im Überblick:
Rohöl: +1,8 Mio. Barrel (API) bzw. +2,0 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +3,4 Mio. Barrel (API) bzw. +2,6 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: +1,8 Mio. Barrel (API) bzw. -0,8 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,9 Mio. Barrel pro Tag (0,9 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,8 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Die Ölpreise halten das Rekordniveau der letzten Tage. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 123,12 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die deutschen Heizölpreise geben am Morgen leicht nach, bleiben aber auf dem höchsten Stand seit Ende März. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 146 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die leichte Entspannung beim Rotterdamer Preis für Gasoil, dem Vorprodukt von Heizöl, macht sich im deutschen Heizölmarkt noch nicht bemerkbar.
Der Markt dümpelt nicht zuletzt wegen dieser Preisrekorde lustlos vor sich hin. Die Zahl der Bestellungen ist vergleichsweise niedrig. Das zeigt auch das Schwarm-O-Meter, das nur eine geringe Kaufbereitschaft der Heizölkunden nach Preisanfragen misst. Nach wie vor rechnen nur etwa zwei Drittel der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung mit besseren Zeiten – ein durchschnittlicher Wert.
Was tun? Die Ruhe im deutschen Heizölmarkt steht im Gegensatz zu den nervösen internationalen Ölmärkten. Die Preisrisiken bleiben hoch. Immer wieder brechen Produktpreise nach oben aus. Im März waren es Heizöl und Diesel, im Mai war es Benzin.
Wer noch große Reserven im Heizöltank hat, kann abwarten. Wer demnächst ordern muss, sollte nicht zu lange spekulieren.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.