Internationaler Markt
Die Preise für Brent-Rohöl richten sich zum Wochenstart deutlich über 85 Dollar je Barrel ein. Das ist das höchste Niveau seit dem letzten November. In der letzten Woche trieben schrumpfende Lagerbestände in den USA und die Aussichten auf eine höhere globale Ölnachfrage die Preise nach oben. Heute richtet sich der Blick der Händler wieder auf die internationalen Risiken der Ölversorgung.
Noch immer machen die Tanker einen weiten Bogen um den Golf von Aden und das Rote Meer. Erneut griffen Huthi-Truppen die zivile Schifffahrt an. Mittlerweile funktioniert die Versorgung über die verlängerte Route um die Südspitze Afrikas. Die Region kommt jedoch nicht zur Ruhe. Die Verhandlungen über eine vorübergehende Waffenruhe im Gazastreifen ziehen sich hin. Ein Vorstoß israelischer Truppen auf die Rafah-Enklave steht anscheinend unmittelbar bevor. Gleichzeitig bleibt die Situation an der Nordgrenze Israels brandgefährlich.
Ein neues Risiko für die Stabilität der Ölmärkte ist die Wirkung ukrainischer Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien. Am Wochenende ging die Slavyansk-Anlage in Krasnodar vorübergehend in Flammen auf. In den Tagen davor waren sogar mehrere Raffinerien gleichzeitig betroffen. Darunter auch die Großraffinerie in Ryazan, die für die Versorgung Moskaus eine wichtige Rolle spielt. Die Nachrichtenagentur Reuters schätzt, dass aktuell 7 Prozent der russischen Raffineriekapazitäten außer Betrieb sind.
Die Reparaturen sind in einigen Fällen aufwendig, da zentrale Komponenten getroffen wurden und die Sanktionen des Westens die Beschaffung wichtiger Komponenten erschweren. Das könnte für die Produktexporte Russlands nach Asien und Brasilien Folgen haben. In gleichem Maße ist aber auch die Versorgung des eigenen Landes mit Benzin und Diesel gefährdet. Tankstellenpreise sind auch in Russland politisch ein heißes Eisen. Viele Preise sind zwar politisch reguliert, aber der Kreml muss flexibel bleiben. Ein zu niedriger Preisdeckel oder zu lange Exportverbote löst Widerstand bei den einflussreichen Ölkonzernen aus und führt zu roten Zahlen, die dann auch den russischen Staatshaushalt treffen.
Die Probleme machen sich bereits seit längerem bei den großen Ölprojekten des Landes bemerkbar. In Ostsibirien geht es nur langsam voran, da sich fast alle ausländischen Partner aus den Großprojekten zurückgezogen haben. Auch das riesige Ölprojekt Vostok im Norden Russlands, das die Ölproduktion und die Exporte des Landes langfristig sichern soll, kommt nur im Zeitlupentempo voran. Immer mehr Experten gehen davon aus, dass Russland den technischen Scheitelpunkt seiner Ölproduktion erreicht hat.
Das kann allerdings den Rest der Ölwelt nicht sonderlich beunruhigen. Neue Ölexporteure stehen Schlange. Nach Guyana kommt nun auch aus dem westafrikanischen Binnenstaat Niger erstmals Rohöl auf den Weltmarkt. In einigen Jahren wird Namibia folgen. Dort wurden vor der Küste erst vor kurzem überraschend große Ölvorkommen entdeckt.
Die Handelswoche in Europa startet heute mit einem neuen Jahreshoch bei den Ölpreisen. Brent-Rohöl kostet aktuell 85,93 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Der deutsche Heizölmarkt folgt heute den internationalen Vorgaben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 102 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Aufschlag ist angesichts der deutlich höheren Notierungen für Rohöl und mittlerweile auch Rotterdamer Gasoil nur moderat. Es könnte also im Laufe des Tages noch einige Veränderungen geben.
Trotz der stabilen Preise ist das Interesse der Verbraucher im Moment gering. Die Zahl der Bestellungen sank im Verlauf der letzten Woche unter den Durchschnitt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht dazu passend auf einer neutralen Position. Die Zahl der Preisoptimisten blieb ebenfalls fast unverändert, so das Ergebnis der täglichen Lesereinschätzung.
Die Preise an den internationalen Ölbörsen signalisieren eine Trendwende nach oben. Der deutsche Heizölmarkt hat bislang kaum reagiert. Wer vor einem leeren Tank steht, kann sich im Moment noch zu relativ moderaten Preisen eindecken und sollte jetzt am Ball bleiben.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.