Internationaler Markt
Die Ölpreise fallen und fallen. Brent-Rohöl kämpft im Moment mit der Marke von 76 Dollar je Barrel. Die Abwärtsspirale hat ausnahmsweise eine ganz klassische Ursache: Ein steigendes Ölangebot bei gleichzeitig verhaltener Nachfrage.
Viele Medien bemühen zwar wie üblich einen Zusammenhang mit den militärischen Konflikten in Nahost. Doch gestern rückte der Waffenstillstand im Gazastreifen wieder in weite Ferne. Die Ölpreise gaben trotzdem nach.
Plausibler erscheint die Vermutung, dass neue schwache Wirtschaftsdaten aus den USA und China die Stimmung belasten. Gleichzeitig irren immer häufiger Öltanker im Weltmarkt und vor allem im Atlantik umher, die vergeblich nach Käufern mit einem attraktiven Preisangebot suchen.
Am Horizont drohen zusätzlich die Ölmengen, die von den OPEC-Kartellstaaten ab Oktober in den Markt gedrückt werden sollen. Immer mehr Beobachter gehen jetzt davon aus, dass Saudi Arabien & Co. vielleicht doch noch die Reißleine ziehen und die Lockerung der Förderkürzungen stoppen, um einen Preisverfall Richtung 70 Dollar je Barrel zu verhindern.
Doch das wird für Ärger sorgen, denn die Emirate (VAE), Kasachstan und Irak haben Milliarden Dollar in neue Ölfelder investiert, die sie jetzt auch nutzen wollen. In den letzten Jahren steckte dann letztendlich Saudi-Arabien zurück, um den Zusammenhalt im Kartell zu sichern. Doch Riad kämpft mittlerweile selbst mit Finanzproblemen. Die Kosten für neue Mega-Projekte in der Petrochemie, für Ammoniak oder für Wasserstoff sind stark gestiegen. Immer mehr Vorhaben fallen dem Rotstift zum Opfer oder werden gesichtswahrend in die Länge gezogen.
An diesem trüben Bild des globalen Ölmarktes konnte auch der gestrige Wochenbericht zum US-Ölmarkt nichts ändern. Dabei fielen die Daten durchaus preisstützend aus. Die Rohölbestände schrumpften kräftig um fast 5 Mio. Barrel. Dieselben Mengen verschwanden auch aus den Produktlagern. Aber die Ölnachfrage bleibt verhalten und die Margen der Raffinerien sind eher niedrig, was neue Rohölkäufe verzögert.
Hier zusammenfassend die aktuellen Zahlen aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: -4,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,3 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -3,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,2 Mio. Barrel (API)
Benzin: -1,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,0 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,4 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,4 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. unter Vorjahreswert)
Der Handelsstart in Europa verläuft wie erwartet nur schleppend. Die Preisbewegungen sind gering. Aktuell kostet Brent-Rohöl 76,08 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bleiben in der Nähe des Jahrestiefs und geben sogar noch etwas nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 92,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Dabei wirkt dieselbe Rezeptur wie in den letzten Tagen: Schwache Rohölpreise, ein starker Euro und eine gute Versorgung des europäischen Diesel/Heizöl-Marktes.
In der Nähe des Jahreshochs liegen dagegen die Bestellmengen. Das Zauberwort „Tiefstpreise“ lässt die Verbraucher auch mitten in den Ferienzeiten zum Hörer bzw. zur Tastatur greifen.
Das zeigen auch die anderen Indikatoren: Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen anzeigt, steht jetzt sogar auf der höchsten Stufe. Das deutet fast schon auf einen Kaufrausch. Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, rät weiter zum Kauf, und in der täglichen Lesereinschätzung zeigt sich ein ausgepräger Preisoptimismus.
Die elysische Situation im deutschen Heizölmarkt kommt unerwartet. Wer noch Platz im Heizöltank hat, kann sich jetzt zu Tiefstpreisen versorgen. Wer spekulieren will, kann auf die gute Versorgung der internationalen Ölmärkte setzen. Wenn die OPEC nicht entschlossen gegensteuert, wären sogar noch niedrigere Heizölpreise möglich.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.