Internationaler Markt

Die Preisbildung am Ölmarkt war in der letzten Woche von einer tiefgreifenden Neubewertung geprägt. Ursächlich war die Eskalation des Kriegs im Nahen Osten. Während die Kampfhandlungen über viele Monate keinen direkten Einfluss auf das Ölangebot hatten und die Ölpreise damit unter der Aura einer schwachen Wirtschafts- und Nachfrageentwicklung sinken konnten, wurde die Börse nun vom Blitz einer andersartigen Entwicklung getroffen. Die Rache Israels könnte sich unter anderem an den iranischen Ölanlagen offenbaren. Damit droht ein Angebot von mehr als drei Millionen Barrel Rohöl pro Tag wegzubrechen.

An diesem Albtraum arbeiteten sich die Broker bis Freitag ab. Damit halbierten sie den seit Anfang Juli aufgelaufenen Einbruch der Ölpreise binnen einer Woche. Wie sensibel Börsianer das Thema mittlerweile behandeln, zeigt die Reaktion auf eine Äußerung Joe Bidens. Allein die Erwähnung der iranischen Ölinfrastruktur als mögliches Angriffsziel katapultierte die Rohölnotierungen um fünf Prozent in die Höhe. Dabei ist bekannt, dass der Noch-Präsident der USA jedwede Erhöhung der Öl- und Energiepreise vor der US-Wahl abzuwehren versucht. Das schließt Effekte als Folge der israelischen Kriegsführung ein. Bekannt ist allerdings auch, dass sich Benjamin Netanjahu nicht an Bidens Wünschen orientiert.

Am heutigen Jahrestag des Terroranschlags auf Israel durch die Hamas ist die Spannung noch greifbarer. Besondere Attacken sind von allen Seiten zu erwarten. Um die Börsen zu bewegen, reichen bereits Gerüchte und Behauptungen. Veritable Aktionen können die Rohölnotierungen schnell deutlich über die 80-Dollar-Marke hieven. Saudi-Arabien nutzt das Momentum und kündigt höhere Preise für November-Lieferungen nach Asien an. Europa kommt besser weg. In dieser Region gibt Saudi-Aramco das Barrel Rohöl günstiger ab als zuvor.

Bei Goldman Sachs springt man auf den Zug und erhöht die Preisprognose. Im Fall eines sechsmonatigen Produktionsausfalls von zwei Millionen Barrel pro Tag sehen die Analysten den Preis vorübergehend bis zu 90 Dollar steigen. Dabei wird vorausgesetzt, dass die OPEC das Defizit schnell ausgleicht. Angesichts einer Reservekapazität von über sieben Millionen Barrel pro Tag wäre das kein Problem. Sollte der Ausgleich nicht erfolgen, könnte der Durchschnittspreis 2025 sogar auf 95 Dollar pro Barrel ansteigen.

Andere Institutionen äußern sich weniger preistreibend. Sie sehen die Börsen weiterhin im Einfluss einer schwächelnden globalen Ölnachfrage. Ein direkter Angriff auf iranische Ölanlagen wird dabei als eine unwahrscheinliche Option gehandelt, da sie die Verbündeten verärgern und den Iran über Gebühr provozieren würde. Israel müsste sich damit wahrscheinlich auf einen Vierfrontenkrieg einstellen, der kaum noch zu beherrschen wäre. Zu einer ruhigeren Gangart des Börsenalltags gehört auch der Vergleich der möglichen Ausfallmenge und der OPEC-Plus-Reservemenge. Letztere ist doppelt so hoch wie der Totalausfall des Irans als Öllieferant.   

Von einer Beruhigung der Gemüter ist heute Morgen nichts an den Börsen zu erkennen. Die Ölnotierungen gehen wieder steil. Vermutlich wird der Preis für Rohöl Brent das letzte Wochenhoch im Tagesverlauf übertreffen. Der Preis für Gasöl läuft hinterher. Aber auch ihm könnte das Gleiche gelingen.     

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 75,79 Dollar und das Barrel Brent zu 79,17 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 718,00 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9112 Euro . Damit kostet der Euro 1,0972 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise haben einen gewaltigen Anstieg hinter sich, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Aufschwung ist trotz beruhigender Einschätzungen zur Lage noch nicht überwunden. Die Börsenstimmung ist immer noch auf Sturm gebürstet. Mittlerweile stellt das Geschehen sogar die abwärts gerichteten Trendkanäle für Heizöl infrage. Im kurzfristigen Bereich verlaufen sie nun seitwärts. Daraus kann schnell ein Aufwärts werden. Träume von günstigeren Preisen erweisen sich aktuell als eben solche. Gleichwohl können sie im Verlauf der nächsten Wochen und Monate noch Realität werden.

Die bis vor Kurzem sehr hohe Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist preisbedingt eingebrochen. Das gilt auch für die Hoffnung auf günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr schwachen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Es gibt die Möglichkeit, statt einer vollen Tankladung eine Teilmenge zu kaufen. Das lohnt sich allerdings nur bei einem hohen Gesamtbedarf. Eine Anfahrt kostet 100 bis 150 Euro. Diese Kosten sollten von einer erwarteten Preisdifferenz übertroffen werden, um die zweite Anfahrt zu neutralisieren.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.