Internationaler Markt

Die Lage im Nahen Osten führt in diesen Tagen zu einer erhöhten Risikoprämie und leichten Preissteigerungen an den Ölmärkten. Es handelt sich dabei um einen vorübergehenden Effekt, der bald wieder abgeschüttelt sein dürfte, meint Russlands stellvertretender Ministerpräsident Alexander Nowak. Nachdem Israel die direkte Konfrontation an drei Fronten gegen die Hamas, die Hisbollah und die Huthi eingegangen ist, wächst die Angst vor einer Eskalation des Konflikts durch iranische Einmischung. Allerdings zeigt Teheran bisher kein Interesse an einer militärischen Unterstützung ihrer unter Druck geratenen Stellvertretermilizen. Das mag dem Umstand geschuldet sein, auf keinen Fall den Eintritt der USA in das Kriegsgeschehen provozieren zu wollen.

Alexander Nowak, der unter anderem Russlands Stimme der OPEC-Plus ist, gab zudem seine Meinung zu den Sanktionen gegen sein Land aufgrund des Ukraine-Überfalls zum Besten. Man sei wirtschaftlich außerordentlich widerstandsfähig und werde allen Behinderungen und Preisobergrenzen für russisches Öl trotzen.

In der Tat erweist sich Russland im Zusammenspiel mit dem Iran als kreativ und erfolgreich bei der Entwicklung und Anwendung von Methoden zur Umgehung der Sanktionen. Neben der Verschleierung von Schiffsdaten werden Schattenflotten eingesetzt, die sanktionierte Waren transportieren. Neu hinzu kommen nun sogenannte Zombietanker. Das sind Schiffe, die die Identität von bereits ausgemusterten Frachtern annehmen. So ist der Tanker EM Longevity, der offiziell vor Jahren verschrottet wurde, kürzlich vor Chinas Küste wieder aufgetaucht. Es bleibt unklar, ob das Schiff reaktiviert wurde oder ob ein anderes Schiff seine Identität übernommen hat.

Zum größten russischen Ölkunden ist Indien mittlerweile aufgestiegen. Die Regierung in Neu-Delhi bestreitet allerdings, sanktioniertes Öl zu kaufen. Das ist angesichts der ausgefeilten Schlupflöcher und Umgehungsstrategien kaum zu glauben. Indien benötigt sehr viel Rohöl, um seine gigantischen Raffineriekapazitäten auszulasten. Die produzierten Produkte dienen nicht nur dem wachsenden Eigenbedarf, sondern auch dem Export. Im September stiegen die Lieferungen von Diesel, Benzin und Kerosin um satte 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Gros dieser Exporte substituiert Mengen in Europa. Hier tut sich eine Opportunität auf, weil europäische Raffinerien ihre Produktion aufgrund saisonaler Wartungsarbeiten und schlechter Gewinnmargen drosseln. Indien wird sich bemühen, den Handel auszuweiten.

Jenseits von Krieg und Sanktionen gibt es noch die Auferstehung Libyens als Öllieferant zu vermelden. Die Pumpen sollen heute wieder angeworfen werden. Dadurch sollte im Vollbetrieb eine dreiviertel Million Barrel zusätzliches Rohöl auf den Markt gelangen. Das ist fast so viel wie das prognostizierte globale Nachfragewachstum in diesem Jahr. Die Notiz ist preisrelevant.

Ohne Bedeutung für den aktuellen Preis, aber umso erhellender ist folgender Abschnitt aus dem aktuellen Bericht der EIA (Statistikbehörde im US-Energieministerium). In den USA sank die US-Ölproduktion im Juli dieses Jahres leicht gegenüber dem Vormonat. Die Nachfrage stieg indes auf den höchsten Wert seit Juli 2019. Besonders bei Benzin und Kerosin wurden neue Höchststände verzeichnet. Dies zeigt, dass die im Juli geäußerten Sorgen um eine schwache Nachfrage übertrieben waren. Die damaligen Ängste basierten mehr auf schlechten Wirtschaftsdaten und Rezessionsängsten als auf realen Verbrauchszahlen.

Das sind die Emotionen, die den Börsen das Leben geben. Dort scheint man heute Morgen alle kriegerischen Bedrohungen zu vergessen, denn die Ölnotierungen fallen steil abwärts. Ob das nur ein Sturm im Wasserglas oder die Rückkehr zum Abwärtstrend ist, wird sich in Kürze zeigen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 66,99 Dollar und das Barrel Brent zu 70,58 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 646,25 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9001 Euro . Damit kostet der Euro 1,1107 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise tendieren momentan noch seitwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der augenblickliche Abschwung an den Börsen ist zu frisch, um ihn im Heizölpreis erscheinen zu lassen. Sollte er sich verfestigen, wird er dort bald sichtbar werden. Die Trendkanäle geben schon mal die richtige Richtung vor. Sie weisen in den verschiedenen zeitrelevanten Darstellungen nach wie vor abwärts. Es deutet wenig darauf hin, dass sich das alsbald ändern sollte. Träume von günstigeren Preisen bleiben daher erlaubt.

Die bis vor Kurzem sehr hohe Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist preisbedingt zurückgegangen. Das galt auch für die Hoffnung auf günstigere Preise. Mittlerweile keimt sie wieder auf. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle spekulativ eingestellten Kunden lautet: Es wird wahrscheinlich wieder bessere Preise geben. Verfolgen Sie das Preisgeschehen deshalb eng.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.