Internationaler Markt

Am Ölmarkt herrschen gute Bedingungen für fallende Preise. Das hilft den Preisen allerdings nicht, sich tatsächlich abwärts zu bewegen. Wieder einmal hat der Hang zur kriegerischen Eskalation das Naheliegende verhindert. Diesmal steht nicht der Nahe Osten im Zentrum des Geschehens, sondern der europäische Osten. Der Stein des Anstoßes wurde am vergangenen Wochenende in Washington ins Rollen gebracht.

In einer bemerkenswerten Kehrtwende der Politik hat der scheidende Präsident Joe Biden der Ukraine erlaubt, mit den von den USA gelieferten Waffen tief in Russland einzuschlagen. Die Einlassung wurde in Moskau mit der Warnung kommentiert, dass sie das Risiko einer Konfrontation mit der US-geführten NATO-Allianz erhöhen würde. Gestern legte der Kreml offiziell nach, dass Russland auf die rücksichtslose Entscheidung der US-Regierung reagieren werde.

Analysten deuten die Erlaubnis des Weißen Hauses, die russischen Streitkräfte in der Umgebung von Kursk mit Langstreckenraketen anzugreifen, als eine Reaktion auf den Einmarsch nordkoreanischer Truppen. Das ist für sie die befürchtete Eskalation der Spannungen in der Region und ein geopolitisches Signal für die Ölpreise. Im gestrigen Tagesverlauf legten sie prompt zu. Die Auswirkungen auf die russischen Ölexporte waren bisher gering. Das würde sich ändern, wenn die Ukraine nun weitere Ölinfrastrukturen angreift. Das tat sie in der Vergangenheit bereits relativ erfolgreich mit eigenen Langstreckendrohnen. Mit den US-Langstreckenwaffen könnten die Attacken weitaus wirksamer werden und für umfangreichere Verknappung am Ölmarkt sorgen.

In die sich ausbreitende bullische Stimmungslage platzte eine Meldung der norwegischen Equinor hinein. Das Unternehmen gab an, die Förderung aus dem Johan Sverdrup-Ölfeld, dem größten Ölfeld Westeuropas, aufgrund eines Stromausfalls am Land gestoppt zu haben. Ein genauer Zeitplan für die Wiederaufnahme der Förderung wurde nicht genannt. Die Bullen unter den Finanzjongleuren fühlten sich jetzt beflügelt, zumal auch aus Kasachstan Produktionsprobleme gemeldet wurden. Am Tengiz-Ölfeld musste die Fördermenge wegen Reparaturarbeiten um drei Prozent gedrosselt werden.

Mittlerweile ist immerhin bekannt, dass die Ursache des Stromausfalls nicht schwerwiegend sein soll. Daher besteht die Hoffnung, dass das norwegische Ölfeld, das nach dem Ausfall russischer Öllieferungen für Europa von größter Bedeutung ist, bald wieder in Betrieb gehen wird. Das ebenfalls für Europa wichtige kasachische Feld soll Samstag wieder vollständig zur Verfügung stehen.

Eskalation und Ausfall hinterließen gestern einen deutlichen Eindruck in den Ölpreisen. Ihren Durchmarsch nach oben konnten sie allerdings nicht auslösen. Die wachsende Aussicht auf eine Überversorgung des Ölmarkts nach dem Jahreswechsel, hält einigermaßen stabil dagegen. Heute Morgen geben die Notierungen bereits wieder Gewinne ab. Ob das im Tagesverlauf so bleiben wird, ist nicht gewiss. Mindestens die Sorge vor einer kriegerischen Eskalation ist keine Eintagsfliege. Mit dem Eintritt der US-Broker am Nachmittag werden wir mehr erfahren.   

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 68,77 Dollar und das Barrel Brent zu 72,80 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 685,00 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9486 Euro . Damit kostet der Euro 1,0541 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen wieder, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit folgen sie den internationalen Vorgaben. Die Bewegung kommt einigermaßen überraschend, wenngleich die Ursache dafür aufgrund der herrschenden Kriege ein ständiger Begleiter ist. Die Lage der Trendkanäle vermochte den Preisanstieg nicht zu verändern. Im kurzfristigen Bereich weist der Trend leicht aufwärts. In den mittel- und langfristigen Zeitansichten zeigen die Kanäle abwärts. Aus charttechnischer Perspektive können die Träume von fallenden Preisen im Verlauf der nächsten Wochen und Monate tatsächlich noch Realität werden. Es bleibt allerdings eine Frage von Kriegseskalation und Kriegsbesänftigung.  

Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist in diesen Tagen eher ruhig. Gedämpft wirkt nun auch die Hoffnung auf günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung, zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit will, kauft zum gegenwärtigen Preis. Wer hinreichend Heizöl im Tank hat, sollte die Spekulation auf tiefere Preise riskieren.  

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.