Internationaler Markt
Das Ölkartell OPEC+ hat am Wochenende überraschend eine Kürzung seiner Fördermengen beschlossen. Der Preis für Brent-Rohöl springt daraufhin heute Morgen um fast 5 Dollar nach oben auf aktuell 84 Dollar je Barrel. Damit kehrt Brent wieder in die Preisregion zurück, die vom November letzten Jahres bis zum Start der Bankenkrisen Anfang März das Geschehen prägte.
Noch bis zum Freitag gingen alle Beobachter davon aus, dass es zu keinen Änderungen kommen wird. Auch Stimmen aus dem Ölkartell bestätigten eine Fortsetzung des bisherigen Kurses. Doch dann kam die Wende, offenbar auf Initiative Saudi-Arabiens und mit Unterstützung Russlands. Das Kartell will ab dem kommenden Monat weitere 1,6 Mio. Barrel pro Tag vom Markt nehmen. Die 1,6 Mio. Barrel stellen allerdings nur den Zielwert dar. Saudi-Arabien und Russland wollen jeweils 0,5 Mio. Barrel kürzen, die übrigen Kartellmitglieder den Rest. Im Moment schätzen Beobachter, dass nur etwa die Hälfte davon tatsächlich umgesetzt wird. Schon im Oktober 2022 war eine Kürzung um 2 Mio. Barrel beschlossen worden, um die Preise zu stützen.
Die Entscheidung zeigt zum einen, dass die Ölexporteure der Nachfrageerholung in China nun doch nicht mehr zutrauen, die Preise im Alleingang zu erhöhen. In der Tat sind die Signale aus Ostasien nicht völlig einheitlich. Wirtschaft und Gesellschaft wirken nach den harten Covid-Jahren und angesichts der massiven staatlichen Eingriffe in wichtige Branchen verunsichert.
Zum anderen zeigt das Verhalten des Kartells, dass es den Ölmarkt mittlerweile unangefochten beherrscht. Im letzten Jahrzehnt hätte die Förderkürzung eine Gegenreaktion der amerikanischen Schieferölfirmen ausgelöst. Sie hätten ihre Produktion erhöht und zusätzliche Marktanteile übernommen. Doch mittlerweile agiert die US-Branche weitaus vorsichtiger. Gewinne statt Wachstum heißt dort das Motto.
Die Verbraucherländer haben sich anscheinend an das Kartell gewöhnt. Außer den üblichen Protesten aus Washington sind keine Reaktionen in Sicht. OPEC bzw. OPEC+ sind ein Unikum in der Weltwirtschaft, denn das Verhalten widerspricht allen Regeln des Welthandels. Man stelle sich nur einmal die Proteste vor, wenn z.B. alle großen Weizenexporteure oder Automobilhersteller in aller Öffentlichkeit die Produktionsmengen absprechen würden, um die eigenen Profite zu steigern.
Die Preisreaktionen sind zum Handelsbeginn klar erkennbar. Die Nordseesorte Brent kostet im frühen Handel 84,10 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise reagieren am Morgen nur zögerlich auf den Preissprung beim internationalen Rohöl. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von 100 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das sind etwa drei Euro mehr als am Freitag.
Bislang liegen die Bestellmengen wie schon in der gesamten Vorwoche merklich über dem Durchschnitt. Zunächst lockten die vergleichsweise niedrigen Preise, jetzt motiviert die Sorge vor einer Preiswende nach oben.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steigt auf die höchste Stufe, während das mathematische Tiefpreis-System jetzt nicht mehr zum Kauf rät. Der Preisoptimismus der Kaufinteressenten ging schon am Freitag zurück. In der heutigen Lesereinschätzung könnte er erneut einen Dämpfer erhalten.
Der Coup des Ölkartells OPEC+ demonstriert, dass die Ölpreise zwar jederzeit steigen, aber nicht zu weit fallen können. Andererseits ist das heutige Preisniveau nur das „New Normal“ der letzten Monate bis zur Bankenkrise. Ohne zusätzlichen Krisen, etwa bei den russischen Ölexporten, könnte der Preisanstieg bald auslaufen.
Dennoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.