Internationaler Markt
Die Rohölpreise bleiben heute vorerst unter 79 Dollar je Barrel. Seit Mitte Juli ist der Ölmarkt von einem schnellen Auf und Ab der Preise geprägt. Letztlich bleiben die Notierungen aber in der Nähe der kritischen 80-Dollar-Marke.
Im Moment dominiert die Lage in Libyen die Schlagzeilen. Noch immer zeichnet sich zwischen den beiden Machtgruppen im Osten und im Westen des Landes keine Einigung ab. Die Fördermenge wurde noch im Juli auf 1,2 Mio. Barrel pro Tag geschätzt, also etwas mehr als ein Prozent des Weltölangebots. Inzwischen ist es wohl nur noch die Hälfte. Allerdings sind die Tanker erst einmal ein paar Tage unterwegs. Auch gibt es hier und da Pufferspeicher. Es dauert also seine Zeit, bis der Ausfall in Europa spürbar wird.
Die Importeure spekulieren ohnehin darauf, dass die Krise in Libyen einigen OPEC+ Mitgliedern einen Vorwand liefert, die Förderkürzungen des Kartells wie geplant zurückzuschrauben. Die schwache Preisentwicklung hatte im Kartell zunächst die Stimmen gestärkt, die eine Ausweitung des Ölangebots erst einmal auf Eis legen wollen. Jetzt könnten die Mehrheiten kippen. Es geht dabei immerhin um eine Zusatzmenge von 0,5 Mio. Barrel pro Tag schon im Oktober. Das allein könnte den aktuellen Ausfall in Libyen zum großen Teil ausgleichen.
Während die Förderausfälle in Nordafrika die Preise eher stützen, enttäuschten die neuen Wochenzahlen zum amerikanischen Ölmarkt. Die Vorabschätzungen vermuteten einen starken Abbau der Lagerbestände, aber die offiziellen Zahlen zeigten gestern nur geringe Veränderungen. Auch die Ölnachfrage scheint nach wie vor deutlich unter dem Vorjahr zu bleiben.
Hier zusammenfassend die aktuellen Zahlen aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: -0,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,4 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,9 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,3 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,6 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. unter Vorjahreswert)
Die Heizölverbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks profitieren vor allem von der anhaltenden Preisschwäche bei Gasoil, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl. Die Internationale Energieagentur schätzt den Verbrauch in diesem Jahr sogar um drei Prozent schwächer ein als im Coronajahr 2020.
Hier kommt alles zusammen: Milde Winter, schwache Konjunktur und der Trend Richtung Benziner und Elektroauto. Neue Dieselautos hatten in der EU in der ersten Jahreshälfte nur noch einen Marktanteil von 13 Prozent. Vor sechs Jahren waren es knapp 40 Prozent.
Die gewinnverwöhnten Raffineriebetreiber haben daher Mühe, ihre Margen zu stabilisieren. Die Zukunft der deutschen Raffinerien ist ohnehin im Umbruch, denn bei drei Großraffinerien ist Rosneft ein wichtiger Anteilseigner. Die russischen Manager haben allerdings nicht viel zu sagen, da Berlin kurzerhand im Jahr 2022 eine Treuhandverwaltung eingerichtet hatte.
Jetzt sucht man schon seit längerem nach neuen Aktionären. Diese Suche hat vielleicht ein Ende gefunden: Die finanzstarken Qataris werden Rosneft, so die Gerüchteküche, die Raffinerieanteile abkaufen. Man kennt sich bereits: Der qatarische Staatsfonds QIA ist bereits mit knapp 20 Prozent am größten russischen Ölkonzern beteiligt.
Der Handel in Europa beginnt am Morgen erst einmal verhalten. Die Preisveränderungen sind gering. Aktuell kostet Brent-Rohöl 78,74 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Preisschwankungen halten sich auch im Heizölmarkt im Rahmen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 94 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt nur knapp über dem Jahrestief aus der letzten Woche.
Vor allem die anhaltende Preisschwäche bei Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, drückt auf die Notierungen im Heizölmarkt. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Bestellungen nach der Orderflut in den letzten Wochen wieder normalisiert. Der Markt ist allerdings noch immer recht lebendig.
Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen anzeigt, ist auf die zweithöchste Stufe zurückgefallen. Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, hat sich in den neutralen Bereich zurückgezogen. Unverändert ist hingegen der starke Preisoptimismus, der sich in den Werten der täglich neu erhobenen Lesereinschätzung zeigt.
Die Krise in Libyen macht deutlich, dass die Ölpreise nicht nur eine Richtung kennen. Die schwache globale Ölnachfrage spricht zwar für weiter fallende Preise, aber der Trend kann sich jederzeit umkehren. Wer Preisrisiken aus dem Weg gehen will, kann sich jetzt zu sehr moderaten Preisen versorgen. Wer spekulieren will, sollte nachrichtlich am Ball bleiben.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.