Internationaler Markt

Die Ölpreise legten gestern wieder zu. Brent-Rohöl kostet heute knapp 82 Dollar je Barrel. Das ist der höchste Stand seit dem letzten Sommer.

Noch immer gelten die neuen US-Sanktionen gegen russische Ölexporte als wichtigster Auslöser für die Preisentwicklung in dieser Woche. Zahlreiche Tanker der russischen Schattenflotte liegen vor der chinesischen Küste vor Anker. Vermutlich wollen die Importeure angesichts der höheren Risiken die Preise neu verhandeln.

Mittlerweile kommen neue Preissorgen hinzu: Die globale Ölnachfrage könnte vielleicht doch stärker als erwartet ausfallen. Die Internationale Energieagentur (IEA) musste in ihrem neuen Monatsbericht ihre Verbrauchsschätzungen für das letzte Quartal deutlich nach oben korrigieren. 

Mehrere Gründe sind dafür verantwortlich, vor allem der im Vergleich zum Vorjahr deutlich kältere Winter auf der Nordhalbkugel und die rasant wachsende Petrochemie in den USA. Alles zusammen führte zu einem Ölverbrauch, der im letzten Quartal 260.000 Barrel pro Tag höher als erwartet lag. Das entspricht knapp 0,3 Prozent des Weltölverbrauchs. 

Auch in diesem Jahr wird der globale Ölverbrauch weiter steigen. Da sind sich alle Beobachter einig. Der Verkehr und die Petrochemie sind die größten Wachstumstreiber. Die IEA erwartet einen Anstieg um 1,1 Mio. auf 104 Mio. Barrel pro Tag. Zum Vergleich: Deutschland verbraucht 2,0 Mio. Barrel pro Tag. 

Auch in den nächsten Wochen wird der Ölverbrauch ungewöhnlich hoch bleiben: Neben den niedrigen Temperaturen sind dafür enorme Reisewellen in Indien (Maha Kumbh Mela Festival) und China (Neujahrsfest) verantwortlich, die jeweils mehrere Hundert Millionen Menschen mobilisieren.

Dennoch wird das Ölangebot den höheren Bedarf problemlos decken können. Das gilt auch für den Fall, dass die neue Trump-Regierung wie angekündigt die iranischen Ölexporte stärker als bisher bremst. Das Ölkartell OPEC+ ist sich der Preisrisiken bewusst und will daher nach Agenturmeldungen die Lockerung der Förderkürzungen mindestens bis in das zweite Quartal verschieben.

Der neue Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt konnte den Ölpreisanstieg gestern nicht stoppen. Er fiel fast genauso aus wie in den beiden Wochen zuvor: Ein leichter Rückgang bei den Rohölbeständen und starke Aufbauten bei den Hauptprodukten, also Benzin und Diesel. Die heimische Ölförderung sank nur leicht. Bislang verschont die Kältewelle in den USA die wichtigsten Förderregionen in Texas und New Mexico. 

Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:

Rohöl: -2,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,6 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +3,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,9 Mio. Barrel (API)
Benzin: +5,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +5,4 Mio. Barrel (API) 
Rohölförderung: 13,5 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,2 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. über Vorjahresniveau)

Aktuell kostet Brent-Rohöl 81,83 Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 79,90 Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 762,75 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9714 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0294 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.

Nationaler Markt

Der deutsche Heizölmarkt kann sich den internationalen Vorgaben nicht entziehen. Heizöl wird nach einer kurzen Preisberuhigung wieder teurer. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 102,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). 

Das sind etwa vier Euro mehr als vor einer Woche. Die steil steigenden Preise für Rohöl und Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel, kommen bisher nur in gedämpfter Form im deutschen Heizölmarkt an. Das könnte nicht zuletzt an den Bestellmengen liegen, die seit Beginn des Jahres unter dem Durchschnitt bleiben. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf einer abwartenden, mittleren Position.

Hohe Preise sind in diesem Umfeld nur schwer durchsetzbar. Die Pegelstände des Rheins nähern sich zwar allmählich kritischen Werten, aber angesichts der hohen Preise in Rotterdam und der immer noch ausreichenden Lagerbestände der Händler im Inland ist das Importinteresse ohnehin gering.

Trotz des steilen Preisanstiegs in dieser Woche zeigt die Lesereinschätzung nur einen durchschnittlichen Anteil von Preispessimisten. Fast drei Viertel der Stimmen setzen dagegen auf demnächst wieder fallende Ölpreise. Diese Erwartung ist nicht unbegründet, denn der Ölmarkt gilt nach wie vor als gut versorgt. Wer dennoch auf Nummer Sicher gehen will, sollte jetzt ordern. Wer nicht unter Zeitdruck steht, kann die weitere Entwicklung abwarten.

Allerdings gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.