Internationaler Markt
Zum Wochenausklang nehmen die Ölbörsen erneut Anlauf. Aktuell steht Brent-Rohöl bei 77,7 Dollar je Barrel und damit in der Nähe des Wochenhochs vom Mittwoch.
Wie schon in den letzten Tagen müssen die Kältewelle auf der Nordhalbkugel sowie geringere russische Ölexporte als Erklärung herhalten. Dabei ist der Begriff der„Kältewelle“ zumindest für Europa übertrieben, da es sich um normale winterliche Temperaturen handelt. Dem stehen ein üppiges Angebot im Tankermarkt, steigende Lagerbestände in den USA und eine schwächelnde chinesische Wirtschaft gegenüber.
Die Gegenüberstellung zeigt bereits, dass der Preisanstieg eher spekulativ und von der Stimmungslage getragen ist. Der bevorstehende Amtsantritt von Trump, die Brandkatastrophe in Kalifornien sowie die Frostwelle im Osten und im Mittleren Westen sorgen für eine nervöse Grundstimmung.
In Europa kommt die Unruhe derzeit eher aus dem Gasmarkt. Dort sinken die Gasvorräte der EU schneller als im Jahr davor. Die Gastanks sind noch zu 68 Prozent gefüllt. Vor genau einem Jahr waren es 83 Prozent. Dennoch sollte der Füllstand eigentlich nicht als besorgniserregend gelten. Die EU und mittlerweile auch Deutschland verfügen über große Importkapazitäten, so dass zusätzliches LNG (flüssiges Erdgas) aus Übersee die Bestände wieder füllen kann. Wie schon in den Jahren zuvor fahren die LNG-Tankerflotten dorthin, wo der höchste Preis geboten wird.
Doch auch an den Ölbörsen drängen die Preise im Moment nach oben. Nach einem ungewöhnlich ruhigen Jahr 2024 werden viele Trader die stärkeren Preisbewegungen wohl begrüßen. Einige „Algos“, also algorithmusgestützte Trader in den Terminmärkten, die sich nur auf ihre Computerprogramme verlassen, haben den Markt inzwischen verlassen. Wegen der geringen Preisbewegungen machte die Branche zwei Jahre in Folge Verluste, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.
Die traditionellen Händler, die sich auf ihre eigenen Analysen von Angebot und Nachfrage verlassen, schnitten deutlich besser ab. An die Stelle der kühlen mathematischen Trendfolgesysteme wird also wieder der nervöse menschliche Herdentrieb treten. Noch ist unklar, wie sich das auf die Ölpreise in diesem Jahr auswirken wird.
Zumindest heute Morgen geht es weiter aufwärts. Aktuell kostet Brent-Rohöl 77,74 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Auch die Heizölpreise zieht es jetzt wieder nach oben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 98 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt allerdings nur knapp über dem gestrigen Stand.
Angesichts der immer noch schwachen Nachfrage sind deutlich höhere Preise offenbar nur schwer durchsetzbar. Auch läuft die Versorgung des Marktes mit Heizöl derzeit problemlos. Die Raffinerien arbeiten ohne größere Störungen, so dass nur geringe Heizölmengen über den Rhein oder die Nordseehäfen importiert werden müssen.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, zeigt nach wie vor nur ein verhaltenes Kaufinteresse. Gleichzeitig geht die Zahl der Preispessimisten deutlich zurück. In der täglichen Lesereinschätzung hat sich der Anteil der Stimmen, die steigende Heizölpreise erwarten, nahezu halbiert.
Noch ist unklar, wie lange die vage Krisenstimmung an den internationalen Ölbörsen auch Heizöl in Deutschland verteuern kann. Es lohnt sich im Moment, die Wetterprognosen auf beiden Seiten des Atlantiks zu verfolgen. Sobald sich die Kältewelle verzieht, wird der Abwärtsdruck auf die Ölpreise steigen.
Zusätzlich gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.