Internationaler Markt

Die Rohölpreise legten gestern den Rückwärtsgang ein und sanken um über drei Prozent. Heute Morgen dümpeln sie auf dem niedrigeren Niveau vor sich hin. Brent-Rohöl kostet aktuell etwas über 87 Dollar je Barrel. 

Die Medien suchen etwas hilflos nach Gründen für den Preisrutsch. Die Risiken in Nahost seien gesunken, die globale Ölnachfrage wirke eher schwach und die Zinswende sei, zumindest in den USA, noch nicht absehbar.

Doch das wirkt alles etwas an den Haaren herbeigezogen. Israel scheint einen militärischen Gegenschlag nach der Drohnen- und Raketenwelle aus dem Iran vorzubereiten. Die Lage an der Nordgrenze Israels spitzt sich eher zu. Und der Westen bereitet neue Sanktionen gegen Teheran vor. Schon morgen könnte dieselbe geopolitische Lage als Begründung für eventuell wieder steigende Ölpreise herhalten.

Vermutlich waren es nur Gewinnmitnahmen spekulativ orientierter Trader, die nervös wurden und den üblichen Herdentrieb in der Branche auslösten. Immer mehr Verkaufsorder brachten dann die Preise ins Rutschen. Dadurch näherten sich die Preise an den Ölbörsen wieder an die Preise im physischen Tankerölmarkt an. Dort gilt das Ölangebot nach wie vor als ausreichend. Die Nachfrage ist zwar nicht schwach, aber der Markt wirkt gut versorgt. 

Auch der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) bot dieses Mal ein eher entspanntes Bild. Wie schon in der Vorwoche legten die Rohölbestände zu. Das geschah vor dem Hintergrund steil steigender Rohölexporte, was den Lageraufbau noch stärker wirken lässt. Gleichzeitig schrumpften allerdings die Produktlager für Diesel/Heizöl und auch für Benzin. Die landesweite Ölnachfrage war wenig verändert und blieb weiterhin leicht unter dem Vorjahreswert. 

Insgesamt waren die Zahlen also nicht einheitlich, wirkten unter dem Strich aber eher preisdämpfend und beschleunigten dadurch den Preiseinbruch am gestrigen Handelstag. Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche: 

Rohöl: +2,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,1 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -2,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,4 Mio. Barrel (API)
Benzin: -1,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,5 Mio. Barrel (API) 
Ölproduktion in den USA: 13,1 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,8 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. unter Vorjahreswert)

Zum Handelsstart an den europäischen Ölbörsen bewegt sich im Moment nur wenig. Brent-Rohöl kostet aktuell 87,31 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 82,65 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 790,75 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9358 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0684 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.

Nationaler Markt

Die Preise im deutschen Heizölmarkt folgen den schwachen internationalen Vorgaben und geben merklich nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittspreis von 100-101 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Damit sind die Heizölpreise wieder auf dem Niveau der letzten Monate.

Die Zahl der Bestellungen liegt seit dem iranischen Großangriff auf Israel weit über dem Durchschnitt. Das ist ein deutlicher Kontrast zu den eher entspannten Monaten davor. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf einer hohen Stufe.

Umso erstaunlicher, dass die Heizölpreise in diesem Umfeld gefallen sind. Die Preisschwäche ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die europäische Ölnachfrage lahmt. Die Raffinerien und Händler sitzen auf großen Vorräten an Gasoil bzw. Heizöl/Diesel, die sie nur mühsam im Markt unterbringen können. 

Viele Verbraucher scheinen das zu ahnen. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt trotz der Kaufwelle den üblichen Preisoptimismus. Drei von vier Stimmen rechnen demnach mit fallenden Heizölpreisen.

Es besteht in der Tat wenig Anlass, in den Panikmodus zu schalten. Wer demnächst ordern muss, kann moderate Preisangebote finden. Wer noch ausreichende Vorräte hat, muss jetzt nichts überstürzen.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.