Internationaler Markt
Die Ölpreise gaben gestern zunächst nach. Brent-Rohöl kostete am Abend nur noch 84 Dollar je Barrel, erholte sich jedoch über Nacht wieder auf knapp 86 Dollar je Barrel. Zwei News prägten die Marktgespräche.
Am Vormittag prognostizierte die Internationale Energieagentur in ihrem Monatsbericht eine stärker steigende Ölnachfrage für dieses Jahr. Sie soll um 2 Mio. Barrel pro Tag auf knapp 102 Mio. Barrel zulegen. Gleichzeitig ist aber auch das Angebot höher als erwartet, da Russland seine Exporte bislang auf einem hohen Niveau stabilisieren kann.
Für die Balance im Ölmarkt verändert sich nach dieser Prognose also nicht viel. Für die Klimapolitik schon eher, denn alles deutet darauf hin, dass der globale Ölverbrauch in einigen Monaten ein neues Allzeithoch erreichen wird. Addiert man die, außer in Europa, stetig steigende Gasnachfrage und den immer noch stabilen Kohleverbrauch, ist die Welt von einer globalen Energiewende noch weit entfernt.
Die zweite Meldung, die den Ölpreis bewegte, stand im Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums. Die Rohölvorräte vergrößerten sich gegenüber der Vorwoche sprunghaft um 16,3 Mio. Barrel, trotz geringerer Nettoimporte. Die Produktlager veränderten sich im Vergleich dazu kaum, obwohl die Raffinerien ihre Auslastung reduzierten. Alles zusammen deutet auf eine schwache Nachfrage, die nach vorläufigen Zahlen tatsächlich 2,3 Mio. Barrel pro Tag unter dem Vorjahr liegt. Das wären also über 10 Prozent weniger.
Da die Lagerbestände schon seit mehreren Wochen wachsen, lassen sich die Zahlen nicht mehr als Eintagsfliege abtun. Die Marktauguren stehen nun vor der Wahl, entweder ihre Einschätzung des US-Marktes zu verändern oder die Zahlen des Ministeriums als schlichtweg falsch einzuordnen. Viele Händler tendieren im Moment zur zweiten Option.
Hier die Veränderungen der Ölvorräte in den USA im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:
Rohöl: +16,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +10,5 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,8 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,3 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,8 Mio. Barrel pro Tag (2,3 Mio. unter Vorjahreswert)
Zu den steigenden Lagerbeständen gesellten sich dann auch noch verschärfte Zinssorgen in den USA. Starke Konjunkturdaten machen jetzt einen steileren Zinspfad wieder wahrscheinlicher. Das könnte die Wirtschaft und damit auch die Ölnachfrage bremsen.
Kein Wunder also, dass die Rohölpreise daraufhin weltweit nachgaben. Erst am Abend kam wieder Optimismus auf. Vor allem Händler im asiatischen Raum setzen auf eine starke Ölnachfrage in Indien und China.
Das ändert aber nichts am Trend. Schon seit Ende November bewegen sich die Ölpreise auf und ab, kehren aber immer wieder in einen Korridor von 82-87 Dollar zurück. Das scheint ein Preis zu sein, mit dem das Ölkartell OPEC+ und auch viele Raffinerien leben können.
Am heutigen Morgen kostet die Nordseesorte Brent 85,96 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen am Morgen leicht an. Aktuell zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 105 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die gute Versorgung mit Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel, deckelt den Preisanstieg.
Auch der Heizölhandel wirkt nach wie vor gut versorgt, während die Heizölnachfrage gering ist. Die Zahl der Bestellungen liegt merklich unter dem Durchschnitt. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nur auf der mittleren Stufe. Von Kaufdruck also keine Spur.
Dazu passend: Der Preisoptimismus ist relativ stark. Knapp 80 Prozent der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise. Offenbar halten sich viele Verbraucher zurück und warten auf günstigere Kaufgelegenheiten.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn der Ölmarkt wirkt im Moment stabil. Allerdings bleibt unklar, wie stark die Ölnachfrage in diesem Jahr weltweit wächst und wie sich die Ölsanktionen gegen Russland längerfristig auswirken. Preisspekulationen bleiben also riskant.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.