Internationaler Markt
Die Rohölpreise stehen am Morgen knapp über der Marke von 90 Dollar. Die Leitsorte Brent kostet ähnlich wie gestern 90,6 Dollar je Barrel. Auch das Umfeld ist wenig verändert: Der eingetrübte Zinsausblick in den USA zieht Öl nach unten, während das Warten auf den iranischen Vergeltungsschlag gegen Israel die Preise stabilisiert.
Zwei neue Entwicklungen neutralisieren sich in ähnlicher Weise. Die EZB kündigte gestern an, den bisherigen Zinskurs beizubehalten, also die Zinsen voraussichtlich schon im Juni zu senken. Das kam angesichts der Konjunkturschwäche in Europa nicht überraschend. Gleichzeitig zeigten neue Daten aus den USA, dass der Arbeitsmarkt weiterhin in extrem robuster Verfassung ist. Die Betriebe suchen händeringend nach neuen Arbeitskräften. Die Stundenlöhne steigen rasch an, was wiederum die Zentralbank dazu veranlasst, bei den Zinsen auf der Bremse zu bleiben.
Beides zusammen stärkt den Dollar, was wiederum das in Dollar notierte Rohöl für alle anderen Währungsräume verteuert. Die Käufer halten sich daher eher zurück.
Der Monatsbericht des OPEC-Sekretariats verhallte gestern hingegen ohne nennenswerten Einfluss auf die Preise. Noch immer erwartet die Organisation ein sehr starkes Wachstum der globalen Ölnachfrage um 2,2 Prozent in diesem Jahr. Zum Vergleich: Der zusätzliche Verbrauch hätte damit eine ähnliche Größenordnung wie der gesamte Ölbedarf Deutschlands.
Doch die Schätzungen gehen im Moment weit auseinander. Während die amerikanische Energiebehörde EIA erwartet, dass die globale Ölnachfrage im laufenden Jahr lediglich um 0,9 Prozent zulegt, liegt die Internationale Energieagentur (IEA) mit 1,3 Prozent bisher etwas darüber. Später am Vormittag wird die IEA ihren neuen, mit Spannung erwarteten Monatsbericht vorlegen.
Er wird wohl auch eine neue Einschätzung zur Lage der Ölwirtschaft in Russland enthalten. Die Rohölexporte sind bisher auf einem ähnlich hohen Niveau wie im letzten Jahr. Anders sieht es bei den Produkten wie Benzin oder Diesel aus. Hier machen sich die Ausfälle bei den Raffinerien deutlich bemerkbar, die durch ukrainische Drohnenangriffe, Unfälle oder Materialermüdung verursacht wurden. Wichtige Ersatzteile sind offenbar nicht mehr zu beschaffen, weil sich die meisten westlichen Lieferanten zurückgezogen haben. Bisher hieß es, dass alle Schäden bis Juni beseitigt seien. Doch danach sieht es im Moment nicht aus.
Die europäischen Ölbörsen gehen mit geringen Veränderungen in den letzten Handelstag der Woche. Brent-Rohöl kostet aktuell 90,47 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Auch die deutschen Heizölpreise bewegen sich im Moment nur wenig. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt wie gestern einen landesweiten Durchschnittspreis von 103-104 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Erneut sorgen die sinkenden Preise für Gasoil dafür, dass Heizöl nicht teurer werden kann. Aus dem Vorprodukt Gasoil entstehen die chemisch weitgehend identischen Produkte Heizöl und Diesel. Das gleicht die Schwäche des Euros aus, der Öl für den europäischen Währungsräum ansonsten verteuert.
Auch die relativ geringe Zahl von Bestellungen sorgt dafür, dass sich bei den Heizölpreisen nur wenig tut. Das Interesse stieg zwar im Laufe der Woche an, aber die Aktivität ist noch immer recht gering.
Ebenso zeigt sich das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, unverändert entspannt, während der Preisoptimismus in der täglichen Lesereinschätzung hoch bleibt. Offenbar setzen viele Verbraucher auf ein noch tieferes Preisniveau.
Trotz der Risiken im Ölmarkt stehen die Chancen dafür nicht schlecht. Wie immer ist die Lage in Nahost jedoch nicht vorhersehbar. Wer nicht spekulieren will, findet jetzt ein günstiges Kaufumfeld.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.