Internationaler Markt
Die Rohölpreise entfernen sich Schritt für Schritt vom Tief der letzten Woche. Brent-Rohöl kostet heute Morgen knapp 75 Dollar je Barrel. Das ist ein Niveau, das viele Trader mittlerweile als neue Orientierungsmarke ansehen, wenn auch sehr zum Verdruss der Ölproduzenten.
Die hatten sich noch im Sommer einen neuen Anlauf auf die 100-Dollar-Marke erhofft. Aber die globale Nachfrageschwäche wurde im Herbst unübersehbar. Jetzt halten nur noch die internationalen Konflikte die Ölpreise über 70 Dollar.
Vor allem der Ukraine-Krieg rückt wieder in den Mittelpunkt. Wer hätte sich noch vor wenigen Jahren vorstellen können, dass 10.000 nordkoreanische Soldaten in Europa kämpfen? Moskau ist mittlerweile auf Allianzen mit Peking, Teheran und Pjöngjang angewiesen, um in der Offensive zu bleiben – ohne die innenpolitische Stabilität im eigenen Land zu gefährden. Der Konflikt ist insofern schon zu einem globalen Krieg geworden.
Öl spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch im Fall Nordkorea. Satellitenaufnahmen zeigen, dass das verarmte, aber dennoch hochgerüstete Land in den letzten Monaten mehr als eine Million Barrel Öl aus Russland erhalten hat. Sie wurden von nordkoreanischen Tankern aus dem ostsibirischen Ölhafen Vostochny ins Land gebracht. Damit bricht Moskau die UN-Sanktionsbeschlüsse gegen das ostasiatische Land.
Auch Peking wirkt besorgt, unterstützt aber Russland weiterhin politisch, ökonomisch und militärisch. China sieht Nordkorea als seine exklusive Einflusszone an, als einen geopolitischen Puffer zu Südkorea, Japan und den USA. Mit der Entsendung der Soldaten gewinnt der Erbdiktator Kim Jong-un neuen außenpolitischen Spielraum.
Aber auch der Westen bleibt nicht untätig. Die USA haben nun endlich auch die Gazprombank als letzte russische Großbank auf die Sanktionsliste gesetzt. Damit wird die Abrechnung der Erdgaslieferungen nach Osteuropa und der Import militärischer Güter erschwert.
Sehr viel teurer noch sind die Sanktionen gegen neue russische Flüssiggasterminals (LNG). Der Bau und der Betrieb wird durch das Fehlen westlicher Technik erheblich verzögert und zum Teil sogar gestoppt, wie neue Analysen in dieser Woche zeigen. Die Schäden für die russische Wirtschaft dürften übers Jahr gerechnet im zweistelligen Milliardenbereich liegen. Diese Summen liegen höher als die finanziellen Einbußen, die die EU mit ihren Importsanktionen erreichen kann. Russlands Öl fließt trotz der Sanktionen gegen viele Tanker aus der „Schattenflotte“ unvermindert Richtung Indien und China.
Der europäische Ölhandel reagiert am heutigen Morgen mit Aufschlägen auf die Eskalationen im Ukrainekrieg. Brent-Rohöl kostet im Moment 74,74 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen heute spürbar zu. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 96,4 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Markt reagiert damit auf den sehr starken Dollar und auf die seit zwei Tagen deutlich steigenden Notierungen für Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel.
Die Nachfrage bleibt stoisch zurückhaltend. Die Zahl der Bestellungen liegt unverändert auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Offenbar haben sich viele Verbraucher bereits in den letzten Monaten versorgt und warten jetzt nur noch auf günstige Kaufgelegenheiten.
Dazu passen auch die übrigen Indikatoren. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht unverändert im neutralen Bereich. Das mathematische Tiefpreis-System, das auf Preistrends reagiert, gibt nach wie vor keine Kaufempfehlung aus. Auch die Marktstimmung hat sich kaum verändert. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass knapp ein Drittel der Stimmen höhere Preise erwartet. Das ist ein durchschnittlicher Wert, der für eine abwartende Haltung spricht.
Trotz der spürbaren Kaufzurückhaltung wäre jetzt kein schlechter Moment, die Vorräte für die nächsten Monate zu sichern. Die Spannungen nehmen weltweit zu. Die USA und Deutschland sind politisch geschwächt und kaum handlungsfähig. Moskau setzt gegen die Ukraine zu einer Großoffensive an. Noch haben diese besorgniserregenden Ereignisse kaum einen Einfluss auf die Ölpreise, aber das kann sich jederzeit ändern.
Trotzdem gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und langfristig steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.