Internationaler Markt
Die Beschlüsse des Ölkartells OPEC+ und die schrumpfenden amerikanischen Ölvorräte schoben den Ölpreis gestern weiter nach oben. Brent-Rohöl legte bis auf knapp 95 Dollar je Barrel zu – ein deutlicher Anstieg seit dem Tief im September, das bei 82 Dollar lag.
Auch bei den Marktbeobachtern und Investoren hat sich die Stimmung merklich verändert. Noch vor einer Woche drückten Schlagzeilen über eine anstehende Rezession, über den immer stärkeren Dollar, höhere Zinsen und nationale Finanzkrisen auf die Ölpreise.
Mittlerweile liegt der Fokus jedoch auf der Angebotsseite. Das Ölkartell OPEC+ hat klar gemacht, dass es am längeren Hebel sitzt und fast nach Belieben das Angebot verknappen kann. Aber gleichzeitig werden auch die Industrieländer aktiver. Mit dem massiven Einsatz nationaler Ölreserven und der Ankündigung eines Preisdeckels für russisches Öl gehen sie neue Wege. Die USA haben durch ihre Unabhängigkeit von Ölimporten neuen politischen Spielraum gewonnen. Selbst das Bündnis mit Saudi-Arabien, das bereits seit 80 Jahren besteht, wirkt nicht mehr sakrosankt.
Vor allem der angekündigte Preisdeckel für russisches Öl lässt bei den Ölstaaten weltweit die Alarmglocken läuten. Sollte das Instrument funktionieren, dann wird es sicherlich auch in Zukunft bei Konflikten oder Preisübertreibungen zum Einsatz kommen. Die Marktmacht der OPEC wäre dann passé. Kein Wunder also, dass Riad, Abu Dhabi und Kuweit noch stärker als bisher an der Allianz mit Russland festhalten. Hinter den OPEC-Beschlüssen der letzten Tagen steckt demnach ein handfester Konflikt der Industrieländer mit den Ölstaaten weltweit.
Das gekürzte Ölangebot trifft jetzt auf eine recht robuste Ölnachfrage. Bislang blieben die Konjunkturdaten in den USA trotz der Zinserhöhungen relativ stabil. Das gilt auch für die amerikanische Ölnachfrage. Die chinesische Ölnachfrage steigt sogar wieder, nachdem viele Lockdowns beendet wurden. Europa steht zwar vor einer Rezession, aber hier sorgt der Wechsel von Gas zu Öl für einen unerwarteten Nachfrageschub.
Trotzdem geben die Ölpreise heute zum Handelsstart erst einmal leicht nach. Der Markt wartet vor allem auf die Daten zum Arbeitsmarkt in den USA. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 94,18 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen unbeirrt weiter an und nähern sich allmählich dem Hoch vom August. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von über 167 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Im Moment kommt im Heizölmarkt alles zusammen: Steigende Rohölpreise, noch schneller steigende Gasoil-Preise, der Raffineriestreik in Frankreich und ein schwächerer Euro. Und im Hintergrund droht der Ausfall russischer Öllieferungen ab Dezember. Heizöl liegt jetzt nicht mehr weit von den Gaspreisen entfernt. Dort fallen die Notierungen im Großhandel seit dem Sommer, weil die Gasspeicher fast vollständig gefüllt sind.
Die Zahl der Heizölbestellungen bleibt dennoch deutlich über dem Durchschnitt. Das taktische Abwarten hat sich nicht ausbezahlt. Nun ziehen viele Privathaushalte nach, die ihre Order in der Hoffnung auf einen Preiseinbruch aufgeschoben haben. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt dazu passend auf einer hohen Stufe. Der Preispessimismus ist erneut gewachsen. Mittlerweile rechnen 60% der Voten in der täglichen Lesereinschätzung damit, dass Heizöl eher noch teurer wird.
Die deutschen Öl- und Gasmärkte stehen im Winter vor ihrer größten Belastungsprobe seit vielen Jahrzehnten. Im Moment geht es nur darum, ausreichend für die Wintermonate vorzusorgen.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und Ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.