Internationaler Markt
Der Ölmarkt blickt heute auf das Meeting des OPEC+ Kartells. Es wird allgemein erwartet, dass die Minister die Erhöhung der Förderquoten erneut verschieben. Andererseits wurde in den letzten Wochen deutlich, wie unzufrieden Saudi-Arabien mit der aktuellen Lage ist. Mehrere Länder überziehen ungeniert ihre Fördermengen, darunter auch der regionale Rivale, also die Emirate (VAE). Gleichzeitig hält sich der Ölpreis nur mit Mühe über der 70-Dollar-Marke, trotz der umfangreichen Förderkürzungen, die vor allem Riad erhebliche Marktanteile gekostet haben.
Es bleibt also ein Restrisiko, dass den Saudis der Kragen platzt und sie auf Gegenkurs gehen, um die Konkurrenz wieder aus dem Markt zu drängen. Die Preise würden dann einbrechen. Das geschah in den letzten Jahrzehnten schon mehrere Male, allerdings nur mit begrenztem Erfolg.
Dieses Szenario schoss wohl einigen Händlern gestern Nachmittag durch den Kopf, als der Ölpreis ohne sichtbaren Anlass plötzlich um zwei Prozent nachgab. Insider berichten, dass eine Großbank auf einen Schlag Ölkontrakte im Umfang von vier Millionen Barrel verkaufte. Die genauen Hintergründe sind nach wie vor unklar.
Der Blockverkauf drückte den Preis von Brent-Rohöl von knapp 74 auf etwas über 72 Dollar je Barrel. Davon hat sich der Rohölpreis auch heute Morgen noch nicht erholt. Weder die wieder aufflackernden Konflikte in Nahost noch die Aussichten auf neue Sanktionen gegen Iran zum Start der neuen Trump-Administration können die relativ ruhige Seitwärtsbewegung der Preise beenden.
Die sogenannte Volatilität, also der Umfang der täglichen Preisschwankungen, fällt im Ölmarkt bereits seit sechs Wochen. Daran kann auch die Staatskrise in Frankreich nichts ändern. Aus Sicht der eher konservativen Trader an den US-Ölbörsen ist Frankreich ohnehin ein kommunistisches Land, das seit langem dem Untergang geweiht ist.
Der gestern veröffentlichte Wochenbericht zur Lage im amerikanischen Ölmarkt konnte die Stimmung ebenfalls nicht ändern. Einerseits schrumpften die Rohölbestände recht kräftig um über 5 Mio. Barrel. Andererseits wuchsen die Produktvorräte in etwa genauso stark an. Unter dem Strich gab es also keine große Veränderung.
Dafür liegt die Rohölförderung im Moment auf Rekordniveau bei 13,5 Mio. Barrel pro Tag. Addiert man noch die sehr leichten Öle bzw. die sehr schweren Gase, die auch zu Ölprodukten verarbeitet werden, dann produzieren die USA derzeit doppelt so viel wie Saudi-Arabien.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und der Umfrage des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:
Rohöl: -5,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,2 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +3,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,0 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,6 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,5 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,4 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Entsprechend ruhig beginnt heute der Handel an den europäischen Ölbörsen. Brent-Rohöl kostet im Moment 72,47 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Im Kielwasser der schwachen internationalen Rohölpreise wird Heizöl billiger. Auch der etwas stärkere Euro und die seit kurzem wieder schrumpfenden Raffineriemargen unterstützen den Abwärtstrend. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt daher am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von nur noch 92,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist immerhin ein Euro weniger als gestern.
Das niedrige Preisniveau lockt nun immer mehr Interessenten in den Markt. Die Zahl der Heizölbestellungen ist über dem Durchschnitt. Der Markt ist sichtbar lebendiger geworden.
Das zeigt sich auch am Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst. Es blieb wochenlang auf der mittleren Einstellung, steht nun aber eine Stufe höher.
Der Preisoptimismus ist verhalten. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt einen relativ hohen Anteil von Stimmen, die mit bald wieder steigenden Heizölpreisen rechnen. Auch das könnte die aktuelle Kaufwelle stärken.
Der Zeitpunkt für einen Kauf ist derzeit sicherlich nicht schlecht. Die Preise sind niedrig und vielleicht gelingt es sogar, den Anstieg der CO2-Abgaben ab Januar im letzten Moment noch zu vermeiden. Trotzdem muss man nicht in Hektik verfallen. Sollte das heutige OPEC-Treffen ohne Paukenschlag enden, spricht derzeit wenig für steil steigende Preise.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.