Internationaler Markt
Die Rohölpreise scheiterten auch gestern an der Aufgabe, sich über der Marke von 80 Dollar festzusetzen. Am Nachmittag gelang das zwar für einige Stunden, aber schon wenig später sackte Brent-Rohöl wieder Richtung 79 Dollar ab.
Für diese Schwäche sind vor allem „technische“ Faktoren verantwortlich. Der Begriff bezeichnet Einflüsse, die sich nicht aus Angebot und Nachfrage im realen Ölmarkt ergeben, sondern aus den Entscheidungen der Trader. Sie orientieren sich oftmals am Verlauf der Preiskurven, daraus abgeleiteten mathematischen Kennzahlen oder aus Trends in anderen Märkten.
Zum Beispiel fallen die oft zitierten „Gewinnmitnahmen“ in diese Kategorie. Nach dem steilen Anstieg der Rohölpreise von 75 auf 80 Dollar je Barrel in wenigen Tagen zogen sich viele Trader etwas aus dem Markt zurück.
Auch stabilisiert sich seit einigen Tagen der Wert des Dollars gegenüber anderen Währungen. In der ersten Julihälfte sah das noch ganz anders aus.
Ein schwacher Dollar stärkt normalerweise den Ölpreis. Zum einen wird Öl für andere Wahrungsräume dadurch billiger. Noch wichtiger ist jedoch, dass sich große Fonds mit Ölkäufen gegenüber einem schwachen Dollar absichern. Die im Devisenmarkt bewegten Kapitalmengen sind weitaus größer als im Ölmarkt. Währungsschwankungen können daher den Ölpreis in die eine oder andere Richtung ziehen, ohne dass sich etwas bei der Ölnachfrage oder im Ölangebot ändert.
Im Ölmarkt selbst tat sich gestern ohnehin nur wenig. Der übliche Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt zeigte nur geringe Veränderungen. Die Rohöl- und Benzinlager schrumpften leicht, während die Heizöl/Diesel-Vorräte unverändert blieben.
Die Nachfrage bleibt zwar über den Vergleichswerten im Vorjahr, aber insgesamt gibt es auch dort nur wenig Dynamik. Vor allem der Benzinverbrauch bleibt hinter den Prognosen zurück. Er ist in der Nähe der Werte, die in den Coronajahren gemessen wurden. Hier die Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:
Rohöl: -0,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,8 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +/-0,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,1 Mio. Barrel (API)
Benzin: -1,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,8 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,3 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,3 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. Barrel über Vorjahresniveau)
Die wenig spektakulären Zahlen konnten die Ölpreise nicht aus dem Tritt bringen. Brent-Rohöl kostet heute Morgen 79,46 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Der Heizölpreis bleibt nun schon seit zehn Wochen in der Nähe von 90 Euro. Auch heute Morgen zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen nur wenig veränderten landesweiten Durchschnittspreis von 91 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die Trendkanäle machen in der Jahresfrist deutlich, dass die lange Abwärtsbewegung der Preise im Mai auslief und von einem seitlichen Preiskanal ersetzt wurde.
Trotz der stabilen Preise ist viel Bewegung im Markt. Die Zahl der Bestellungen ist sehr hoch. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf der zweithöchsten Stufe. Der Preispessimismus ist stärker als sonst. Knapp ein Drittel der Stimmen rechnet in der täglichen Lesereinschätzung mit höheren Heizölpreisen.
Nach dem steilen Anstieg der Ölpreise in der letzten Woche konsolidiert sich nun der Markt und wartet auf neue Impulse. Die Preisrisiken sind merklich höher als im Frühsommer. Wer ohnehin demnächst nachbestellen muss, sollte daher die nächste günstige Gelegenheit ergreifen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.