Internationaler Markt
Nach dem steilen Preiseinbruch konnte sich Brent-Rohöl gestern stabilisieren. Seither bewegen sich Rohölpreise seitwärts in einem engen Band von 78-80 Dollar je Barrel.
Noch immer steht China im Zentrum des Interesses. Die Regierung stützt jetzt den großen Immobiliensektor, der für ein Viertel der Wirtschaftsleistung steht. Die Zinsen für Hypothekendarlehen sollen flexibel angepasst werden, damit die hochverschuldeten privaten Haushalte und Unternehmen trotz der Wirtschaftskrise liquide bleiben.
Gleichzeitig bereitet sich das Land auf die Reisetätigkeit zum (chinesischen) Neujahr vor. Bei dieser alljährlichen “Völkerwanderung” werden 2,1 Milliarden Reisen per PKW, Schiene oder Flugzeug erwartet. Das sind doppelt so viel wie vor einem Jahr, als diverse Lockdowns und Reisebeschränkungen die Mobilität einschränkten. Entsprechend hoch wird der Ölverbrauch in den kommenden Wochen sein.
Gleichzeitig wird dann die Coronawelle ihren Höhepunkt erreichen. Trotzdem macht sich bei manchen Analysten vorsichtiger Optimismus breit. Eventuell kann sich die chinesische Wirtschaft in den Wochen danach schrittweise stabilisieren, so die Erwartung.
Auch aus den USA kamen gestern Meldungen, die den Ölpreis stabilisierten. Die große Colonial Pipeline hatte technische Probleme und musste ihren Betrieb einstellen. Sie befördert Ölprodukte von Texas Richtung New York und ist die Hauptschlagader der Ölversorgung für die Ostküste. Die Unterbrechung soll aber schon heute wieder enden.
Ebenfalls positiv nahmen die Ölhändler den wöchentlichen Ölmarktbericht der USA auf, auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick nicht sehr preisstützend wirkten. Auch sind sie dieses Mal schwer zu interpretieren, weil der scharfe Wintereinbruch Ende Dezember weite Teile der USA und auch einige Raffinerien lahmgelegt hatte.
Insofern war es nicht überraschend, dass die Rohölbestände leicht zulegten und die Produktlager schrumpften. Ausschlaggebend war wohl, dass die Zahlen eine knappere Versorgung signalisierten als die Vorabschätzung des Branchenverbandes API vom Mittwoch. Hier die Veränderungen der Ölvorräte in den USA gegenüber der Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:
Rohöl: +1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,3 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,4 Mio. Barrel (API)
Benzin: -0,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,2 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,1 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,5 Mio. Barrel pro Tag (0,9 Mio. unter Vorjahreswert)
Zum heutigen Handelsstart bewegen sich die Ölpreise nur wenig. Der Markt wartet auf die US-Arbeitsmarktdaten am Nachmittag. Sie könnten einen Hinweis auf die Verfassung der amerikanischen Wirtschaft und den weiteren Zinskurs der Zentralbank geben.
Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 78,81 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich seit gestern nur wenig. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Vormittag einen landesweiten Durchschnittspreis von 114,50 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Damit bleibt der kurz- und mittelfristige Abwärtstrend der Preise intakt.
Die Bestelltätigkeit ist etwas lebhafter als in den Wochen davor, aber insgesamt bleibt der Handel ruhig. Das zeigt sich auch beim Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst. Die mittlere Stufe macht deutlich, dass kein Kaufdruck herrscht.
Der Preisoptimismus ist ungebrochen und erklärt wohl, neben dem milden Wetter, einen Teil der Kaufzurückhaltung. Wie schon gestern erwarten knapp 90 Prozent der Voten in der täglichen Lesereinschätzung fallende Heizölpreise.
Wer einen fast leeren Tank hat, findet jetzt vergleichsweise günstige Bedingungen vor und sollte nicht zu lange warten. Die Lage im Ölmarkt kann sich jederzeit wieder zuspitzen. Ein scharfer Einbruch der Ölpreise ist ohnehin nicht sehr wahrscheinlich, denn das würde das Ölkartell OPEC auf den Plan rufen.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr aktuelles Heizverhalten. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.