Internationaler Markt
Der steile Anstieg der Ölpreise geht heute in die nächste Runde. In den letzten sieben Wochen kletterte Brent-Rohöl von 72 Dollar auf aktuell knapp 88 Dollar je Barrel. Das ist ein Plus von 22 Prozent.
Die Marktkommentare kommen immer wieder auf dieselbe Ursache zurück: Ein knappes Ölangebot des OPEC+ Kartells, vor allem nach den zusätzlichen Kürzungen in Saudi-Arabien und Russland. Bei fallenden Ölpreisen werden die schwache Konjunktur in China oder steigende Zinsen bemüht.
Entscheidend ist im Moment allerdings eher der Stimmungswandel bei den Tradern. In den letzten Wochen setzte sich das Narrativ durch, dass Öl in den nächsten Monaten knapp bleiben wird. Immer mehr Hedgefonds wetten daher wieder auf steigende Ölpreise. Das Zinsthema gilt hingegen als abgehakt. Die Weltwirtschaft gilt als einigermaßen stabil, vor allem in den USA. Die Lage in China gilt als unübersichtlich, während Europa in eine leichte Rezession rutschen könnte.
Solange der Nachrichtenfluss diesen Einschätzungen nicht überdeutlich widerspricht, könnten die Ölpreise weiter steigen. Wenn einzelne News schwer einzuschätzen sind, werden sie vorerst ignoriert oder im Sinne des aktuellen Narrativs umgedeutet. Bis die Gesamtstimmung unter der Last der Fakten dann eines Tages wieder ins Gegenteil kippt.
Das gilt auch für die wöchentlichen Zahlen zum amerikanischen Ölmarkt. Gestern wurde ein Anstieg der Rohölbestände um 5,9 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche gemeldet. Das ist eigentlich eine Meldung, die den Preisanstieg dämpfen sollte. Doch der Markt ignorierte die Zahl und konzentrierte sich auf den Lagerabbau bei Benzin und Diesel/Heizöl von insgesamt 4,4 Mio. Barrel.
Auch der Anstieg der heimischen Ölproduktion gilt als Ausrutscher. Wichtiger erscheint der kurzfristige Anstieg der Ölnachfrage in den USA. Die liegt allerdings in diesem Jahr insgesamt noch immer knapp zwei Prozent unter dem Vorjahr.
Hier die Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API):
Rohöl: +5,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,1 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,1 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,4 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,6 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,7 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. Barrel über Vorjahresniveau)
Zum Handelsstart in Europa zeigen sich die Ölpreise stabil. Die Händler warten auf neue Inflationsdaten aus den USA und den monatlichen Marktbericht der OPEC. Die Aufmerksamkeit gilt auch den russischen Öltankern im Schwarzen Meer. Bisher laufen die Exporte ungestört, aber das kann sich jeden Moment ändern.
Brent-Rohöl kostet im Moment 87,56 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise springen am heutigen Morgen auf den höchsten Stand seit dem Januar. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von 108 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Neben den höheren Rohölpreisen beschleunigt vor allem das teure Gasoil, das Vorprodukt für Diesel und Heizöl, den Preisanstieg. Weltweit klettern die Gasoilpreise bereits seit Wochen. Die Dieselexporte aus China sind derzeit geringer als sonst üblich. Hinzu kommen Raffinerieprobleme in vielen Ländern. Einige Anlagen sind ausgefallen, andere tun sich schwer, nach dem Ausfall saudischen Rohöls auf andere Rohölsorten umzusteigen.
An einer überschäumenden Heizölnachfrage liegt es auf jeden Fall nicht, denn die Bestellmengen liegen in dieser Woche unter dem Durchschnitt. Vor allem die hohen Preise dämpfen die Stimmung. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nur noch auf der mittleren Stufe. Die Preiserwartungen sind eingetrübt. Etwa 40 Prozent der Stimmen rechnen in der täglichen Lesereinschätzung mit höheren Heizölpreisen – mehr als sonst üblich.
Das überrascht nicht. Die Trendkanäle zeigen einen rasant steigenden Heizölpreis. Die Preisrisiken sind nach wie hoch. Wer vor einem leeren Tank steht, sollte nicht zu lange zögern.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.