Internationaler Markt

Noch vor einer Woche hatte die Sorge vor einer saudischen Exportoffensive die Ölpreise Richtung 70 Dollar je Barrel gedrückt. Mittlerweile hat die militärische Eskalation im Nahen Osten alle anderen Einflüsse in den Hintergrund gedrängt. Brent-Rohöl steht am heutigen Morgen bei 78 Dollar.

Im Moment bestimmen schwer einzuschätzende geopolitische Risiken und die Computerprogramme kurzfristig orientierter Spekulanten die Trends an den Ölbörsen. Der physische Ölmarkt bleibt dagegen eher entspannt. Ölhändler berichten von einem eher ruhigen Geschäft im Tankermarkt.

Wie ist das möglich? Irans Tanker fahren fast alle nach China. Selbst wenn diese Exporte durch den Konflikt ausfallen sollten, wird der Weltmarkt erst einmal nicht viel davon spüren. Auch China wirkt nicht beunruhigt: Das Land hat in den letzten Jahren sehr große Lagerbestände angehäuft. Zudem blieb die heimische Ölnachfrage unter den Erwartungen.

Eine direkte und umfassende Konfrontation zwischen Israel und Iran ist dennoch wahrscheinlicher geworden. Zumindest zwei wichtige Akteure wären davon jedoch nicht begeistert: Die Biden/Harris-Administration will wenige Wochen vor den Wahlen steigende Spritpreise an den Tankstellen vermeiden – ein beliebtes Thema von Donald Trump, der immer wieder mit seinen (oft frei erfundenen) Erfolgen seiner Energiepolitik prahlt. 

Aber auch das Regime in Teheran kann bei einem großen Konflikt mit Israel nur verlieren. Bei einer Eskalation werden die USA ihrem wichtigsten Verbündeten in Nahost beispringen. Der Iran wiederum steht in der Region isoliert da und kann auf keine Unterstützung hoffen. Das gilt auch für die eigene Bevölkerung, die seit Jahrzehnten unter der anachronistischen Religionsdiktatur und der wirtschaftlichen Malaise leidet und wohl lieber heute als morgen einen Neustart im Land sehen will. Insofern bleibt unklar, wie es nach dem wohl unvermeidlichen Gegenschlag der Israelis weitergehen wird.  

Aus dem Ölmarkt selbst kommen wie erwähnt eher entspannte Signale. Die Produktion in Libyen läuft wieder an und die USA melden steigende Lagerbestände. Hier die Zahlen aus dem aktuellen Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und der Umfrage des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im amerikanischen Ölmarkt, also dem mit Abstand wichtigsten Ölmarkt der Welt:

Rohöl: +3,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,5 Mio. Barrel (API)
Heizöl- und Diesel: -1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: +1,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,9 Mio. Barrel (API) 
Rohölförderung: 13,3 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,1 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. unter Vorjahreswert)

Eine Momentaufnahme am frühen Morgen zeigt starke Preisabschläge an den Ölbörsen: Brent-Rohöl kostet aktuell 77,81 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 73,91 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 706,25 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9064 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,1029 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt am Mittwoch.

Nationaler Markt

Die Preise für Heizöl folgen den Rohölbörsen und gehen steil nach oben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 98 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Vor drei Wochen kostete Heizöl nur 90 Euro. Die Trendkanäle zeigen einen Preis, der am oberen Rand des Abwärtskorridors liegt, in dem sich die Heizölpreise seit einem Jahr bewegen.

Die Zahl der Bestellungen ist dennoch relativ hoch. Während in den letzten Monaten immer wieder neue Jahrestiefstpreise die Kundschaft lockten, ist es jetzt wohl eher die Sorge, dass die Lage in Nahost zu immer höheren Ölpreisen führen wird.

In der Tat zeigt die tägliche Lesereinschätzung einen Anteil von Preispessimisten, der bei fast 50 Prozent liegt. Das ist ein sehr hoher Wert, der nur selten erreicht wird. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der zweithöchsten Stufe, was auf einen hohen Kaufdruck und Nervosität zumindest bei einigen Heizölverbrauchern hinweist. 

Dennoch sollte man den Preisen jetzt nicht ohne Not hinterherlaufen. Der Markt ist nach wie vor gut versorgt. In vermeintlichen Krisenzeiten legen die Händlermargen regelmäßig überproportional zu, so dass es sich lohnt, die Angebote sorgfältig zu vergleichen.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.