Internationaler Markt
Die Rohölpreise gaben auch gestern stark nach. Brent-Rohöl stand am Abend nur noch bei 74 Dollar je Barrel. Amerikanisches Rohöl (WTI) fiel sogar unter 70 Dollar. Die Begründungen sind dieselben wie schon seit Tagen: Der Markt ist überversorgt, da die OPEC sich in der letzten Woche nicht zu schärferen und glaubwürdigen Förderkürzungen durchringen konnte. Gleichzeitig schwächt die globale Konjunkturflaute die Ölnachfrage.
Darin steckt vermutlich mehr als ein Körnchen Wahrheit, aber der gestrige Preiseinbruch ohne „new news“ deutet eher darauf, dass der verunsicherte Ölmarkt einmal wieder in den Händen algorithmusgesteuerter Handelsprogramme war. Sie verstärkten den Trend nach unten und ließen erst einmal keine Preiswende nach oben zu.
Das lässt mittlerweile wohl auch in den OPEC-Staaten die Alarmglocken schrillen. Preise weit unter 80 Dollar reichen nicht aus, um die Staatsausgaben zu finanzieren. Guter Rat ist nun teuer. Auch vor diesem Hintergrund kann der aktuelle Besuch Putins in Saudi-Arabien und in den Emiraten gesehen werden. Moskau und Riad führen faktisch das erweiterte OPEC-Kartell an, auch wenn sich Russland bislang kaum in die Kartelldisziplin einbinden ließ. Das wird sicherlich ein Gesprächsthema sein.
Der weithin geächtete Staatsgast, der sich ansonsten nur selten über die Landesgrenzen traut, bringt die Emirate nun jedoch in ein schräges Licht. Dort will man sich gleichzeitig als offener und kompromissbereiter Gastgeber der Weltklimakonferenz präsentieren, doch nun liegt zumindest für die Europäer und viele andere Länder ein dunkler Schatten über der Veranstaltung.
Und was tut sich im Ölmarkt? Hier die aktuellen Zahlen aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen zur Vorwoche. Demnach fielen die Rohölvorräte deutlich stärker als erwartet. Dafür gab es höhere Benzinbestände. Die heimische Ölförderung sank leicht, während die Ölnachfrage im Vierwochendurchschnitt weiterhin zwei Prozent unter den Vorjahreswerten bleibt.
Rohöl: -4,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,6 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,9 Mio. Barrel (API)
Benzin: +5,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,8 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,1 Mio. Barrel pro Tag (0,9 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,7 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. unter Vorjahresniveau)
Vor allem die schrumpfenden Rohölbestände hätten die Ölpreise unter normalen Umständen stabilisiert. Aber die Preise kannten gestern nur eine Richtung. Erst im asiatischen Handel gab es über Nacht eine Stabilisierung. Heute Morgen startet der europäische Handel etwas fester.
Brent-Rohöl kostet zum Handelsstart 74,88 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Noch immer reagieren die deutschen Heizölpreise nicht auf den Einbruch der Einkaufspreise. Während Rohöl und Gasoil, das Vorprodukt von Diesel und Heizöl, in den letzten drei Monaten um über 20 Prozent billiger wurden, gaben die Heizölpreise nur um drei Prozent nach.
Auch heute Morgen zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen kaum veränderten landesweiten Durchschnittspreis von knapp 106 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die anstehende Erhöhung der CO2-Abgaben kann das nur zum kleinen Teil erklären. Wichtiger ist wohl, dass die Zahl der Bestellungen weiterhin hoch bleibt. Der Druck auf die Händlermargen ist daher gering.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt ebenfalls stabil auf der zweithöchsten Stufe. Der Preisoptimismus ist seit der letzten Woche etwas gewachsen. Knapp 80% der Stimmen rechnen in der täglichen Lesereinschätzung mit fallenden Heizölpreisen.
Diese Erwartung wird möglicherweise erfüllt. Auch bei stabilen Rohölpreisen könnten die Heizölpreise deutlich nachgeben, denn die Händlermargen sind sehr hoch. Wer nicht unter Druck steht, sollte daher einen günstigeren Zeitpunkt für seine Bestellung abwarten.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.