Internationaler Markt
Gestern ging es erneut steil abwärts. Brent-Rohöl kostete am Abend nur noch knapp 88 Dollar je Barrel. Im Juni mussten noch über 120 Dollar je Barrel gezahlt werden. Die Rohölpreise sind jetzt auf dem Niveau vom Januar.
Der aktuelle Preiseinbruch ist erstaunlich, da sich gleichzeitig die Auseinandersetzung des Westens mit Putin hochschaukelt. Der geplante Preisdeckel für russisches Gas und Öl ist für den Autokraten offenbar ein rotes Tuch. Gestern drohte er für diesen Fall mit einem vollständigen Lieferstopp für alle Länder, die sich der amerikanischen Initiative anschließen. Gleichzeitig nähert sich der Termin für die EU-Sanktionen gegen russisches Öl: Stopp für russisches Rohöl im Dezember, für Ölprodukte im Februar.
Auch im physischen Ölmarkt deuten die letzten Daten eher auf eine knappe Versorgung im Winter. Der aktuelle Monatsbericht der amerikanischen Energiebehörde EIA schätzt, dass die globale Ölnachfrage höher als erwartet ausfallen könnte, während der amerikanische Förderanstieg erneut nach unten korrigiert werden musste.
Indien meldete ebenso wie die USA eine unerwartet hohe Ölnachfrage im Sommer. Auch die letzten Konjunkturdaten aus Europa und den USA fielen besser als erwartet aus. Auf der anderen Seite gehen die Lockdowns in China weiter. Aber zumindest gibt es keine Ausweitung der Infektionen und Maßnahmen. Nach wie vor steht die Metropolregion Chengdu im Zentrum.
Die Finanzmärkte präsentieren sich dagegen optimistisch: Die Aktien stiegen gestern, der Dollar zunächst auch. Er gab dann aber nach eher vorsichtigen Äußerungen von Zentralbankern zumindest gegenüber dem Euro wieder nach. Trotzdem wird noch im September ein weiterer Zinsschritt der Fed nach oben erwartet. Für die EU könnte das schon heute geschehen. Der Markt rechnet mit einer Anhebung der Leitzinsen von 0,5% auf 1,25%.
Am späten Abend meldete dann der Branchenverband API einen Anstieg der amerikanischen Rohölbestände und auch der Mitteldestillate wie Diesel und Heizöl. Heute Nachmittag folgen die aussagekräftigeren offiziellen Daten aus dem Ministerium. Schon jetzt ist bekannt, dass in der Berichtswoche die Nationale Ölreserve etwa 8 Mio. Barrel freigegeben hat. Alles anders als ein Anstieg der gewerblichen Rohölvorräte wäre daher eine Überraschung.
Am frühen Morgen treten die Ölpreise nach gestrigen Einbruch auf der Stelle. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 88,33 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Verkehrte Welt im Heizölmarkt: Während die Rohölpreise steil fallen, bleiben die Heizölpreise im Aufwärtstrend. Auch heute Morgen zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen fast unveränderten Preis von knapp 164 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
An den Frachtkosten auf dem Rhein kann es kaum liegen, denn die sind in den letzten Tagen gefallen. Das Problem liegt eher bei den hohen Margen im Handel und bei den hohen Gasoilpreisen, also dem Raffinerieprodukt für die Herstellung von Diesel und Heizöl.
Trotzdem bleibt die Zahl der Heizöl-Bestellungen relativ hoch, auch wenn die weit überdurchschnittlichen Werte der Vorwochen nicht mehr ganz erreicht werden. Zumindest beim Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, ist die Lage unverändert. Es steht schon seit Wochen auf der zweithöchsten Stufe.
Gleichzeitig hält sich die Hoffnung auf einen Preisrutsch: Die tägliche Lesereinschätzung zeigt einen hohen Anteil von 74% der Stimmen, die mit einem Rückgang der Heizölpreise rechnen. Aber offenbar wollen viele Haushalte nicht warten und füllen ihre Tanks rechtzeitig vor dem Herbst.
Eine Verbesserung der Situation ist in der Tat nicht in Sicht. Selbst der scharfe Einbruch der Rohölpreise kommt nicht im deutschen Heizölmarkt an. Überhöhte Preise für die Endkunden und Lieferrisiken werden die Lage wohl noch für längere Zeit prägen.
Daher gilt nach wie vor: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt werden muss. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und Ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.