Internationaler Markt
Gleich zwei Highlights prägen den Ölhandel am heutigen Tag: Das OPEC-Meeting und neue Probleme beim Ölembargo der EU. Die Ölpreise fallen in diesem Umfeld erneut: Nur noch 114 Dollar je Barrel ist Brent-Rohöl am heutigen Morgen wert. Vorgestern lag Brent über 120 Dollar.
Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass die OPEC-Minister am heutigen Nachmittag Russland aus dem Quotensystem des Ölkartells ausschließen wollen. Im Gegenzug könnten die anderen Kartellmitglieder ihren Output erhöhen, um die fallende russische Ölproduktion auszugleichen. Was sich offiziell “Ausnahmeregelung” nennen könnte, käme faktisch einem Rausschmiss Russlands aus dem Kartell gleich, denn die Festlegung von Förderquoten ist mehr oder weniger die einzige Aufgabe der OPEC. Der russische Außenminister reiste daher umgehend an den Persischen Golf, um die Wogen zu glätten.
Vor allem die Saudis stecken jedoch in einem politischen Dilemma. Bislang konnten sie Moskau unterstützen, ohne die Beziehungen zu den USA oder zur EU ernsthaft zu gefährden. Aber der Druck steigt. Riad muss sich allmählich fragen, ob sich eine Koalition mit Russland langfristig lohnt. Zumal dann, wenn der Ölpreis wegen des Ölembargos gegen Russland außer Kontrolle geraten sollte. Ärger mit Washington wäre dann unvermeidlich, denn dort stehen die Tankstellenpreise ohnehin schon weit oben auf der politischen Agenda.
Gleichzeitig wird Ungarn seinem Ruf als Enfant terrible der EU einmal mehr gerecht. Vorgestern schien das Ölembargo gegen Russland in trockenen Tüchern zu sein, doch jetzt stört sich Orban plötzlich an den geplanten EU-Sanktionen gegen das kremltreue Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, die ein Element des sechsten Sanktionspakets sind. Der russische Patriarch Kyrill wurde jüngst in den westlichen Medien zum Gespött, da er auf Fotos seine Luxusarmbanduhr wegretouchieren lässt.
Gleichzeitig will Orban aber auch längere Übergangsfristen für die Geschäfte seiner Raffinerien. Besonders mit dieser Forderung sorgt er für Empörung. Denn Ungarn will das billige russische Pipelineöl offenbar nicht nur nutzen, um die eigene Wirtschaft am Laufen zu halten, sondern auch um Wettbewerbsvorteile gegenüber den EU-Nachbarn zu erlangen, die auf russisches Tankeröl verzichten wollen. Orban könnte sich damit die letzten Sympathien verscherzen, sogar in Polen, die bislang schärfere Maßnahmen Brüssels gegen die Korruption in Ungarn verhindert hatten.
Die Trader auf den Ölmärkten interpretieren beide Entwicklungen bärisch: Höhere Fördermengen der OPEC und eine Verzögerung des EU-Ölembargos erleichtern die Rohölversorgung. Die Preise fallen daher.
Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 114,20 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bleiben trotz der aktuell fallenden Rohölpreise auf dem höchsten Niveau seit Ende März. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen fast unveränderten landesweiten Durchschnittspreis von 139 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt vor allem am hohen Preis für Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt für Heizöl und Diesel. Die sinkenden Einkaufspreise der Raffinerien kommen dadurch nicht bei den Verbrauchern an.
Der Heizölmarkt reagiert darauf mit Käuferstreik. Die Zahl der Bestellungen ist gering. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft der Heizölkunden nach Preisanfragen misst, steht auf einer niedrigen Stufe. Der Preisoptimismus hält sich auf einem durchschnittlichen Niveau: Immerhin 69% der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf demnächst wieder fallende Preise.
Was tun? Noch immer sind die Preisrisiken im Ölmarkt hoch. Aktuell sind die Heizölpreise jedoch nach oben verzerrt. Wer noch Reserven hat, sollte daher mit der Bestellung abwarten und einen günstigeren Moment nutzen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.