Internationaler Markt
Die Rohölpreise treten seit gestern auf der Stelle. Brent-Rohöl kostet auch heute Morgen knapp über 82 Dollar je Barrel. In der Wochensicht sind die Ölpreise allerdings um drei Prozent gestiegen. Das ist der stärkste Anstieg seit über zwei Monaten. Der pessimistische Zinsausblick in den USA und die stabilen Lagerbestände sorgen jedoch dafür, dass Rohöl billig bleibt.
Aber wie geht es weiter? Die OPEC und einige Bankanalysten rechnen im zweiten Halbjahr mit einer starken Nachfrage und sinkenden Lagerbeständen. Die Internationale Energieagentur (IEA) und die meisten Analysten erwarten hingegen einen weiterhin gut versorgten Markt.
Die geopolitischen Krisen haben im Moment nur noch einen geringen Einfluss auf die Preise. Im Israel-Hamas-Krieg ist weiterhin keine Lösung in Sicht. Israel will die Terrorgruppe zuerst vollständig zerschlagen. Auch die Hamas zieht die Verhandlungen in die Länge. Die Angriffe der Huthis auf die zivile Schifffahrt im Golf von Aden gehen weiter, aber die meisten Tanker umfahren das Gebiet ohnehin schon seit mehreren Monaten.
Auch die russischen Ölexporte bleiben trotz Ukraine-Krieg und Sanktionen auf einem hohen Niveau. Moskau überschreitet mit immer wieder neuen Ausreden seine OPEC-Quoten. Eine immer größer werdende „Shadow Fleet“ wickelt unterdessen die russischen Ölausfuhren ab. Mittlerweile wird jeder siebte Tanker weltweit zu dieser Gruppe gezählt.
Diese Tanker sind oftmals in einem schlechten technischen Zustand und fahren ohne Versicherungsschutz. Immer wieder werden die Transponder, also die Positionsmelder, ausgeschaltet, um die Route oder die Verladung auf andere Schiffe zu verschleiern. Es gab schon mehrere Unfälle. Ein größeres Tankerunglück ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Doch für den Ölmarkt bedeuten die unverändert hohen russischen Ölexporte erst einmal, dass die Versorgung der Raffinerien weltweit mehr als ausreichend bleibt. Im Moment gibt es keine einzige größere Versorgungsstörung. Also schlechte Aussichten für die OPEC: Sollte die Nachfrage in den Sommermonaten nicht anziehen, wird das Kartell die geplante Lockerung der Förderkürzungen im Herbst erst einmal überdenken.
Die europäischen Ölbörsen starten heute mit gemischten Vorzeichen. Die Preise für Rohöl stagnieren, aber Gasoil legt gegen den Trend zu. Aktuell kostet Brent-Rohöl 82,37 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Heizöl wird heute trotz der kaum veränderten Rohölpreise teurer. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen Durchschnittspreis von 98,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt vor allem an den höheren Preisen für Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl, und am schwachen Euro.
Der Preistrend bei Gasoil bzw. Diesel gibt immer wieder Rätsel auf. Die Nachfrage war lange Zeit sehr schwach und scheint sich jetzt etwas zu erholen. Gleichzeitig warfen in der Branche weitgehend unbekannte Firmen immer wieder große Dieselmengen auf den deutschen Markt und drückten damit das Preisniveau für Diesel und indirekt auch Heizöl.
Doch mittlerweile steigen auch die Heizölpreise wieder an und vergraulen damit die Nachfrage. Die Zahl der Bestellungen liegt weit unter dem Durchschnitt. Die meisten Verbraucher haben sich wohl schon in den letzten Wochen eingedeckt oder warten auf günstigere Kaufgelegenheiten.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, ist sogar um eine weitere Stufe auf das zweitniedrigste Niveau gefallen. Das sieht man nur selten. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt einen durchschnittlichen Preisoptimismus.
In der Tat besteht im Moment kein Grund zur Eile. Nachdem die Preise zwei Monate lang gefallen sind, kam die Gegenbewegung nach oben nicht überraschend. Wer wenig im Tank hat, findet im Moment noch immer günstige Preise und Konditionen für eine Bestellung. Wer spekulieren will, sollte die Marktlage zeitnah verfolgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.