Internationaler Markt
Der spekulative Anstieg der Ölpreise lief schon nach einem Tag aus. Die Machthaber im Iran antworteten bisher nur mit den üblichen verbalen Drohgebärden auf das Attentat mitten in Teheran. Wie sich inzwischen herausstellte, tötete eine schon vor längerer Zeit im Haus deponierte Bombe den Hamas-Führer.
Eine militärische Reaktion wird zwar nach wie vor erwartet, aber zu vage sind die möglichen Folgen für den Ölmarkt. Die Medien veröffentlichen wie immer eine Karte von der Straße von Hormus, der wichtigsten Meerenge für Öltanker am Persischen Golf, aber viel mehr gibt es nicht zu berichten. Brent-Rohöl liegt heute Morgen nur noch knapp über 80 Dollar je Barrel.
Vor allem der physische Ölmarkt hat derzeit andere Probleme. Die weltweite Nachfrage nach Öl wirkt schwach und fast täglich werden ernüchternde Konjunkturzahlen aus den USA, Europa oder China gemeldet. Die neuen Wochenzahlen zum US-Arbeitsmarkt fielen schlechter als erwartet aus. Das galt bei den Ölhändlern bis vor wenigen Monaten noch als „good news“, da sie die Chancen auf eine rasche Zinssenkung verbesserten. Aber mittlerweile werden sie eher als Vorboten einer schwachen Ölnachfrage interpretiert. Heute Nachmittag werden daher mit Spannung die neuen Monatszahlen zur Arbeitslosigkeit in den USA erwartet.
In China sieht es nicht besser aus. Neben der schweren Krise im Bausektor, die den Dieselverbrauch bremst, steht auch der Straßenverkehr vor tiefgreifenden Umbrüchen. Im PKW-Verkehr setzen sich rasch Elektroautos durch, während bei den LKWs das billige Flüssiggas (LNG) seine Marktanteile ausbauen kann.
Die Ölproduzenten müssten daher das Ölangebot drosseln, um den Druck auf die Ölpreise zu verringern. Doch das Gerangel um Marktanteile lähmt derzeit das OPEC-Kartell. Beim gestrigen Treffen gab es wie erwartet keine Kursänderung. Ab Oktober werden voraussichtlich die Förderkürzungen schrittweise aufgehoben. Allerdings ließen sich die Ölminister eine Hintertür offen. Sollte der Druck auf die Ölpreise noch stärker werden, könnte man die geplanten Lockerungen verschieben.
Das klang für die Ölmarktauguren jedoch nicht entschlossen genug. Immer mehr Analysten senken ihre Preisziele für den Rest des Jahres Richtung 80 Dollar je Barrel. Auch das wirkt nicht unbedingt tollkühn, denn dort steht der Ölpreis bereits heute.
Aktuell kostet Brent-Rohöl 80,08 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Die Heizölpreise spiegeln die Kehrtwende an den Ölbörsen bislang nicht wider. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen gegenüber gestern Vormittag fast unveränderten landesweiten Durchschnittspreis von etwa 97 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Noch ist unklar, ob die Preisanpassung nach unten erst mit Verzögerung kommt. Bremsend wirkt die sehr hohe Heizölnachfrage. Die Zahl der Bestellungen bewegt sich noch immer in der Nähe der Jahreshöchstwerte. Das gibt den Händlern mehr Verhandlungsspielraum.
Das spüren offenbar auch einige Kunden. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel gegenüber gestern um eine Stufe zurück. Offenbar wird nicht mehr blindlings jede Offerte akzeptiert.
Das mathematische Tiefpreis-System rät jetzt nicht mehr zum Kauf. Dafür ist die Zahl der Preispessimisten erneut leicht gewachsen. Knapp 40 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung rechnen mit steigenden Heizölpreisen.
Nach wie vor gibt es keinen Grund, den Preisen hinterherzulaufen. Trotzdem wirken die Preise im Moment noch immer moderat. Wer demnächst ordern muss oder will, findet mit etwas Geduld ein ansprechendes Angebot.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.