Internationaler Markt

Gestern endete der Höhenflug der globalen Ölpreise. Eine Woche lang kannte Brent-Rohöl nur eine Richtung. Doch bei 87,5 Dollar je Barrel setzten auf breiter Front Gewinnmitnahmen ein. Rasch ging es zwei Dollar nach unten.

An neuen Marktdaten lag es nicht, denn der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt zeigte schrumpfende Lagerbestände. Das galt auch für die Benzinvorräte, was angesichts der jetzt steigenden Nachfrage die Ölpreise eher stützen sollte. Das macht sich auch an den deutschen Tankstellen bemerkbar, wo die Benzinpreise im Moment auf einem Jahreshoch angelangt sind.

Erschwerend kam hinzu, dass die Ölförderung in den USA im Moment leicht sinkt, während die landesweite Ölnachfrage wieder deutlich über dem Vorjahr liegt. Aber wie so oft verließen sich viele Trader lieber auf ihre Algorithmen. Nach dem steilen Preisanstieg der letzten Tage wurden die Buchgewinne realisiert und die Ölpreise sanken. 

Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche: 

Rohöl: -2,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,5 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: -3,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,6 Mio. Barrel (API) 
Ölproduktion in den USA: 13,1 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,1 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahreswert)

Am Abend warf dann die amerikanische Zentralbank einen Blick in ihre Kristallkugel. Demnach können die Finanzmärkte noch immer mit Zinssenkungen in diesem Jahr rechnen. Aber die zuletzt wieder steigenden Inflationsraten machen den Ausblick unsicherer, so wird nun orakelt. Nur noch eine knappe Mehrheit der Zentralbanker unterstützt rasch sinkende Leitzinsen. 

Über Nacht lief dann die Welle der Gewinnmitnahmen im Ölmarkt aus. Die Preise für Brent-Rohöl ziehen aktuell wieder an. Fallende Lagerbestände in den USA und der Ausfall russischer Raffinerien stützen die Preise. Ukrainische Drohnengriffe können derzeit sieben Prozent der russichen Produktion lahmlegen. Auch in Russland steigen daher die Benzinpreise an der Rohstoffbörse.

Am Morgen startet der europäische Ölhandel mit wenig Elan. Brent-Rohöl kostet aktuell 86,37 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 81,63 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 831,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9158 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0918 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.

Nationaler Markt

Auch im Heizölmarkt fallen die Preise. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von nur noch 101-102 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Neben dem etwas stärkeren Euro machen sich einmal mehr die schwachen Preise für Gasoil, dem Vorprodukt von Diesel und Heizöl, bemerkbar.

Die Nachfrage nach Diesel und Heizöl ist schon seit Monaten gering. Die Raffinerien in Deutschland können den Bedarf problemlos decken, so dass nur wenige Binnenschiffe zusätzlichen Brennstoff über den Rhein heranschaffen müssen. Die Händler sitzen auf hohen Lagerbeständen, die abgebaut werden müssen. Erst in einigen Wochen könnte sich die Lage ändern, wenn die Raffinerien ihre Produktion wie immer im Frühjahr für Instandhaltung und Umrüstungen vorübergehend reduzieren müssen.

Trotz der moderaten Preise ist im deutschen Heizölmarkt keine Begeisterung spürbar. Die Zahl der Bestellungen bleibt gering, was zusätzlich auf die Preise drückt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nach wie vor auf der mittleren Position. Die Zahl der Preisoptimisten ist in der täglichen Lesereinschätzung gestiegen, bleibt aber im üblichen Rahmen. Von Kaufdruck also keine Spur.

Die entspannte Haltung der Verbraucher war bisher nicht von Nachteil. Die Preise haben sich in diesem Jahr kaum bewegt. Doch das muss nicht so bleiben. Wer ohnehin bald nachbestellen muss, sollte die aktuell günstigen Bedingungen zu seinem Vorteil nutzen.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.