Internationaler Markt

Die globalen Rohölpreise geben in dieser Woche merklich nach. Brent-Rohöl ist aktuell nur noch 71,4 Dollar je Barrel wert. Damit kommt das Jahrestief allmählich wieder in Sichtweite. 

Zwar hat sich der Dollarkurs mittlerweile stabilisiert und steigt nicht weiter. Doch jetzt kommt der Preisdruck jetzt von der amerikanischen Notenbank. Fed-Chef Powell dämpfte gestern überraschend deutlich die Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen. Man sei angesichts der Inflationstendenzen nicht in Eile, hieß es. Die Aktienmärkte reagierten sofort und gaben nach. Sie zogen dann auch die Rohstoffe inklusive Öl mit nach unten. Selbst neue, relativ starke Zahlen zum chinesischen Einzelhandel konnten den Trend nicht mehr drehen.

Die Großwetterlage spricht in der Tat nicht für steigende Ölpreise. Die IEA erwartet in ihrem aktuellen Monatsbericht für das kommende Jahr eine beträchtliche Überversorgung des Ölmarktes. Mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag wird das Angebot die Nachfrage übersteigen und zu einem stetigen Lageraufbau führen, so die Prognose. Das soll selbst dann gelten, wenn das Ölkartell OPEC+ seine Förderkürzungen nicht wie geplant lockert. 

Wieder einmal spielt China eine Schlüsselrolle. Die dieselintensive Bauwirtschaft lahmt. Der Anteil der Elektroautos bei den Neuzulassungen liegt schon bei deutlich über 50% und steigt weiter an. Und zusätzlich setzt sich bei den LKW-Spediteuren überraschend schnell der derzeit billigere Erdgasantrieb (LNG) durch.

Gleichzeitig sprudelt das Öl in immer mehr Ländern aus dem Boden. Der kleine Inselstaat Guyana sitzt auf mehreren Milliarden Barrel, die jetzt von Exxonmobil erschlossen werden. In Argentinien ist eine neue Schieferölwelle in Gang gekommen, ähnlich wie in den USA vor 10 Jahren. Auch die USA als größter Ölproduzent der Welt, und Kanada, die Nr. 4 auf dem Weltmarkt, steigern ihr Ölangebot deutlich. Die Ölwelt hat sich damit deutlich verändert: Früher fuhren die vollen Öltanker vom Persischen Golf Richtung Amerika; heute liefern die Tanker aus den USA den Rohstoff Richtung Europa oder Asien.

Eher unentschlossen zeigt sich der allwöchentliche Bericht zum amerikanischen Ölmarkt, der gestern veröffentlicht wurde. Er sendet keine eindeutigen Signale: Die Rohölbestände sind gestiegen, aber dafür fielen die Benzinvorräte umso stärker. Auch konnte sich die geschätzte Endnachfrage vom Tief der letzten Woche erholen. Insgesamt hat sich jedoch wenig verändert: Die Ölnachfrage in den USA liegt bisher fast exakt auf dem Niveau des Vorjahres, während die Ölförderung deutlich zulegen konnte. 

Hier die Zahlen aus dem aktuellen Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und der Umfrage des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:

Rohöl: +2,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,8 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,1 Mio. Barrel (API)
Benzin: -4,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,3 Mio. Barrel (API) 
Rohölförderung: 13,4 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,8 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahreswert)

Die Ölbörsen starten am Morgen eher schwach. Brent-Rohöl kostet im Moment 71,49 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 67,66 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 661,75 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9474 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0553 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise folgen bereits am Morgen den internationalen Vorgaben und geben etwas nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von 93,7 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Dollarkurs ist im Moment stabil und die vorübergehende Preisstärke bei Gasoil, dem Vorprodukt für Heizöl und Diesel, scheint passé. 

Die Verbraucher halten sich dennoch zurück. Noch immer bleibt die Zahl der Bestellungen deutlich unter dem Durchschnitt. Die Preise haben sich in der ersten Novemberhälfte kaum bewegt, so dass es wenig Anlass für schnelle Kaufentscheidungen gab. 

Auch die übrigen Indikatoren zeigen einen eher ruhigen Heizölmarkt, trotz des nahen Winters. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der mittleren Einstellung. Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends verfolgt, ist ebenfalls stumm. Allmählich wankt sogar der bislang ausgeprägte Preisoptimismus. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass immerhin schon knapp 30 Prozent der Stimmen mit steigenden Heizölpreisen rechnet.

Die geringen Preisschwankungen und die eher schwachen internationalen Rohölpreise bieten für Verbraucher derzeit ein günstiges Umfeld. Wer demnächst Heizöl bestellen muss, kann sich in aller Ruhe nach einem geeigneten Angebot umsehen.

Trotzdem gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und langfristig steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.