Internationaler Markt
Nach einem dreitägigen Anstieg geben die Rohölpreise heute Morgen etwas nach. Aber es ist gar nicht so einfach, im Moment “den” Ölpreis zu nennen. In der Nordsee kostet Rohöl, das zur Verschiffung bereitsteht, über 120 Dollar je Barrel. An der Ölbörse kostet dasselbe Öl mit Lieferung im August 117 Dollar. Dieser Monatskontrakt läuft morgen aus. Der meistgehandelte Monatskontrakt ist der Lieferkontrakt für September und da kostet Brent-Rohöl nur 113 Dollar je Barrel.
Das sind enorme Preisunterschiede. Ähnlich wie beim Erdgas läuft der Ölhandel im Moment nicht mehr in den üblichen geordneten Bahnen. An den Börsen herrschen vor allem Rezessions-, Inflations- und Zinssorgen. Die Spekulanten verringern ihr Risiko. Mit anderen Worten: Sie verkaufen ihre Wetten auf steigende Ölpreise. Das drückt die Ölpreise an den Börsen.
An den realen, physischen Ölmärkten gibt es dagegen immer wieder Engpässe. Die Preise für Produkte wie Benzin, Heizöl oder Diesel sind auf Rekordhöhe. Die Raffinerien verdienen sich eine goldene Nase, denn der Verbrauch geht trotzdem kaum zurück.
Ölhändler, zu denen vor allem die großen Ölkonzerne gehören, sind gleichermaßen an der Börse wie auch im physischen Handel aktiv. Sie haben den größten Durchblick und nutzen ihre Marktmacht weidlich aus. Es ist kein Zufall, dass der Posten “Trading” in den Bilanzen der Konzerne fast nie getrennt ausgewiesen wird. Auf Fragen der Journalisten wird nur einsilbig geantwortet, obwohl alle wissen, dass dort regelmäßig Milliarden verdient werden.
Aber auch die OPEC profitiert vom Durcheinander an den Ölmärkten. Saudi-Arabien lässt sich gerne “Zentralbank des Öls” nennen aufgrund der großen ungenutzten Förderkapazitäten, die im Krisenfall bereitstehen sollen. Was ein Krisenfall ist, wird jedoch in Riad entschieden. Im Moment schiebt man den Ukrainekrieg und Raffinerieprobleme vor, um den Geldsegen hoher Öleinnahmen nicht bremsen zu müssen. Wie schon in den Jahren 2012 bis 2014 soll ein Ölpreis über 100 Dollar wieder zur Normalität werden.
Vor diesem Hintergrund verblassen die neuesten Daten aus den USA. Der amerikanische Branchenverband API meldete gestern einen Rückgang der Lagerbestände für Rohöl und Diesel/Heizöl. Beim Benzin gab es dagegen einen Lageraufbau. Am heutigen Nachmittag kommen die offiziellen Zahlen aus dem US-Energieministerium. Auch dort geht es im Moment drunter und drüber. Computerprobleme verhinderten in der letzten Woche zum ersten Mal seit vielen Jahren die Veröffentlichung der Wochenzahlen.
Der europäische Handel startet vor diesem Hintergrund erst einmal abwartend. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 117,39 US-Dollar je Barrel
Nationaler Markt
Der Preis für Heizöl gibt am Morgen leicht nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von 144 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung von 3000 Liter.
Rechnerisch sollte der Heizölpreis weitaus stärker nachgeben, denn der Preis für Rotterdamer Gasoil, das Vorprodukt von Heizöl, gab in den letzten Tagen stark nach. Die Versorgungslage hat sich dort offenbar etwas entspannt. Doch das kommt im Heizölhandel noch nicht an.
Die Verbraucher sind aber schon für stabile Preise dankbar. Die Kaufbereitschaft hat seit der letzten Woche stark zugelegt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf einer hohen Stufe. Das könnte auch daran liegen, dass nur relativ wenige Kunden mit fallenden Preisen rechnen. Das zeigt die tägliche Lesereinschätzung. Der Anteil von 63% ist eher unterdurchschnittlich.
Was tun? Die Lage auf dem Ölmarkt ist undurchsichtig. Ähnlich wie im Gasmarkt kann es zu plötzlichen Preissprüngen nach oben kommen. Im Tank sollte deshalb zumindest eine ausreichende Reserve sein, um durch mögliche Krisenmonate zu kommen.
Doch generell gilt: Nichts ist billiger als Heizöl, das man nicht verbrennt. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.