Welche Zukunft hat die Ölheizung und wie trägt HVO-Heizöl dazu bei?
In einer Zeit, in der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit mehr denn je im Mittelpunkt stehen, ist es wichtig, dass wir alle verfügbaren Optionen verstehen, um unsere Heizsysteme umweltfreundlicher und effizienter zu gestalten. Mit dem Heizungsgesetz 2024 ändern sich die Anforderungen an private und gewerbliche Heizsysteme erheblich. Dies bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich.
Die Ölheizung - ein Klassiker mit Zukunft
Sicher, effizient und klimaschonend heizen
In Deutschland werden rund ein Viertel aller Heizkessel mit Heizöl betrieben. Sie kommen bevorzugt im ländlichen Raum zum Einsatz. In diesen Regionen sind oft keine kostengünstigen Alternativen verfügbar oder nur schwer umzusetzen. Aber auch städtische Nutzer möchten an dieser Technologie festhalten, weil Heizöl nicht nur ein bewährter Energieträger, sondern auch ein Energiespeicher im eigenen Einflussbereich ist. Ein gefüllter Heizöltank gibt vorsorgenden Menschen ein Gefühl von Versorgungssicherheit in schwierigen Zeiten.
Das neue Heizungs- oder korrekter Gebäudeenergiegesetz (GEG 2024) steht im Ruf, dem Ölheizen die Existenzgrundlage zu entziehen. Das ist ein Missverständnis. Heizen mit Öl ist weiterhin vollumfänglich erlaubt und bei der Wahl des richtigen Brennstoffs sogar gewünscht, denn es erfüllt die gesetzlichen Klimaschutzanforderungen in vielen Fällen besser als andere Technologien.
Die folgende Tabelle beschreibt die unterschiedlichen Sachverhalte für das zukünftige Heizen mit Öl, unterteilt in die drei Kategorien Bestandsschutz, Ersatz einer Ölheizung und Neubau und Zukunft. Auffällig ist, dass dabei keine neuen Anlagentechnoliegen adressiert werden, sondern lediglich klimarelevante Anforderungen an den Brennstoff formuliert sind.
Nutzungsbeginn | Immobilie | Technik | Brennstoff | |
---|---|---|---|---|
Bestandsschutz | 01.02.2002 oder früher *¹ | seit 01.02.2002 selbstbewohnte Whg. in Ein- oder Zweifamilienhaus | Konstanttemperatur Heizkessel | 100% fossiles Heizöl ab 01.01.2045 100% eFuel |
01.02.2002 oder früher | Gebäude | Heizleistung geringer als 4kW oder größer als 400 kW | 100% fossiles Heizöl ab 01.01.2045 100% eFuel | |
01.02.2002 oder früher | Gebäude | Niedertemperatur/ Brennwert-Heizkessel | 100% fossiles Heizöl ab 01.01.2045 100% eFuel | |
Ersatz einer Ölheizung | zwischen 01.01.2024 und einen Monat nach Beschluss über ein kommunales Wärmenetz | vor 01.01.2024 erstelltes Gebäude in einer Gemeinde mit einem Beschluss über ein kommunales Wärmenetz | Brennwert-Heizkessel | 100% fossiles Heizöl ab 01.01.2029 15% HVO100 ab 01.01.2035 30% HVO100 ab 01.01.2040 60% HVO100 ab 01.01.2045 100% eFuel |
zwischen 01.01.2024 und 30.06.2026 | vor 01.01.2024 erstelltes Gebäude in einer Gemeinde mit mehr als 100.000 Einwohnern und ohne Beschluss über ein kommunales Wärmenetz | Brennwert-Heizkessel | 100% fossiles Heizöl ab 01.01.2029 15% HVO100 ab 01.01.2035 30% HVO100 ab 01.01.2040 60% HVO100 ab 01.01.2045 100% eFuel | |
zwischen 01.01.2024 und 30.06.2028 | vor 01.01.2024 erstelltes Gebäude in einer Gemeinde mit bis zu 100.000 Einwohnern und ohne Beschluss über ein kommunales Wärmenetz | Brennwert-Heizkessel | 100% fossiles Heizöl ab 01.01.2029 15% HVO100 ab 01.01.2035 30% HVO100 ab 01.01.2040 60% HVO100 ab 01.01.2045 100% eFuel | |
danach *² | vor 01.01.2024 erstelltes Gebäude | Brennwert-Heizkessel | 100% fossiles Heizöl nach 5 Jahren 65% HVO100 ab 01.01.2045 100% eFuel | |
Neubau und Zukunft | ab 01.01.2024 | Neubau | Brennwert-Heizkessel | 65% HVO100 ab 01.01.2045 100% eFuel |
ab 01.01.2045 | Gebäude | Brennwert-Heizkessel | 100% eFuel |
*1 Die Wohnung muss vom Eigentümer durchgängig selbst bewohnt worden sein. Im Fall eines Eigentümerübergangs nach dem 01.01.2002 ist die Anwendung dieses Sachverhalts verwirkt. Der neue Eigentümer muss die alte Heizung bis zum 01.01.2026 oder binnen zwei Jahren nach dem Übergang durch eine neue Heizung (z.B. Öl-Brennwert) ersetzt haben.
*2 Der Nutzungsbeginn „danach“ bezieht sich auf die drei vorhergehenden Sachverhalte unter der Rubrik “Ersatz einer Ölheizung”. Wenn der für Sie relevante Sachverhalt zeitlich verpasst wurde, tritt der Sachverhalt “danach” in Kraft.
HVO - Hydrotreated Vegetable Oil
Was ist HVO-Heizöl und wie wird es hergestellt?
HVO, Hydrotreated Vegetable Oil oder hydriertes (mit Wasserstoff behandeltes) Pflanzenöl, ist ein erneuerbarer Brennstoff, der aus gebrauchten pflanzlichen Ölen, tierischen Fetten sowie Rest- und Abfallstoffen gewonnen wird. Durch ein spezielles Hydrierungsverfahren entsteht ein hochwertiger synthetischer Energieträger, der fossilem Heizöl in seinen Eigenschaften sehr ähnelt. Diese nachhaltige Alternative bietet die Möglichkeit, neue CO₂-Emissionen deutlich zu reduzieren, da die Rohstoffe für HVO aus erneuerbaren Quellen stammen, welche bereits CO₂ aus der Atmosphäre aufgenommen haben. Dieses CO₂ wird während der Verbrennung wieder abgegeben, wodurch sich der natürliche und somit nahezu neutrale Kohlenstoffkreislauf schließt. Das macht HVO-Heizöl zu einer attraktiven Option für das Heizen und den CO₂-neutralen Betrieb von bestehenden Heizungsanlagen.
Welche Vorteile bietet HVO-Heizöl gegenüber fossilem Heizöl?
Herkömmliches fossiles Heizöl setzt beim Verbrennen das zuvor in der Erde bzw. im Erdöl gebundene CO₂ neu in der Atmosphäre frei. HVO-Heizöl überzeugt hier durch seinen nahezu CO₂-neutralen Kreislauf und eine weitere Vielzahl von Vorteilen gegenüber herkömmlichem Heizöl. In der kurzfristigen Nutzung ermöglicht es, CO₂-Neuemissionen um bis zu 90 % zu senken (ca. 10% CO₂-Emissionen entfallen auf den Herstellungsprozess von HVO-Heizöl), was nicht nur die Umwelt schont, sondern auch Kosten reduzieren kann, wenn Emissionsabgaben steigen. Denn HVO-Heizöl ist von der aktuell geltenden CO₂-Abgabe befreit. Zudem führt HVO zu geringeren Emissionen von Stickoxiden und Feinstaub, was die Luftqualität verbessert. Langfristig betrachtet, trägt der Einsatz von HVO dazu bei, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern. Dank seiner Kältestabilität und Lagerfähigkeit ist es eine verlässliche Lösung, die ohne die vom fossilen Heizöl bekannten Additive für Frostschutz und Lagerung (Premium) auskommt und somit weitere Kosten spart.
Welche Heizsysteme sind für HVO geeignet und bei welchen Systemen sind Anpassungen nötig?
Viele moderne Heizsysteme, insbesondere Ölbrennwertkessel, sind bereits für den Betrieb mit HVO geeignet. Bei einigen Anlagen können jedoch in manchen Fällen kleinere Anpassungen nötig sein. Häufig handelt es sich dabei um Justierungen am Brenner oder an Sensoren, um eine optimale Verbrennung sicherzustellen. Bei älteren Heizsystemen sollten Sie sich im Vorfeld erkundigen, ob der Brenner für HVO-Heizöl geeignet ist, oder ob gegebenenfalls eine Umrüstung erforderlich ist. Der Einsatz von HVO kann in der Regel schnell und unkompliziert erfolgen, sodass Ihre bestehende Heizanlage weiterhin betrieben werden kann.
Kann HVO mit anderen Heizölen gemischt werden?
Ja, HVO kann problemlos mit anderen Heizölen gemischt werden. Es lässt sich in beliebigen Anteilen mit herkömmlichem Heizöl kombinieren, ohne dass dies die Leistung oder Effizienz der Heizungsanlage beeinträchtigt. Durch diese Flexibilität kann der Umstieg auf HVO schrittweise erfolgen, was vor allem für Anlagenbetreiber vorteilhaft ist, die ihre bestehenden Vorräte an fossilem Heizöl noch nutzen möchten. HVO-Heizöl hat als synthetischer Brennstoff zusätzlich eine reinigende Wirkung auf das gesamte Heizsystem, da Rückstände von fossilem Heizöl in der Heizungsanlage bzw. direkt im Tank gelöst werden. Wir empfehlen daher vor der ersten Betankung mit HVO eine entsprechende Tankreinigung durch einen Fachbetrieb.
Wie unterscheidet sich HVO von Bioheizöl und Ökoheizöl?
HVO wird aus Rest- und Abfallstoffen hergestellt, während Bioheizöl
oft aus pflanzlichen Ölen wie Raps produziert wird. Ein wesentlicher
Unterschied liegt darin, dass Bioheizöl bestimmte Anpassungen an der
Heizungsanlage erfordert und eine geringere Lagerstabilität hat.
HVO-Heizöl kann hingegen ohne größere Anpassungen verwendet werden und
ist über längere Zeit stabil lagerfähig.
Im Vergleich zu
Ökoheizöl, das sich vor allem durch seinen niedrigen Schwefelgehalt
auszeichnet, bietet HVO-Heizöl zusätzlich einen nahezu CO₂-neutralen
Kreislauf und eine geringere Belastung durch Schadstoffe wie
Stickoxide. Beide Brennstoffe sind umweltfreundlicher als
herkömmliches Heizöl, unterscheiden sich jedoch in der Art und Weise,
wie sie produziert und gelagert werden.
Wie verhält sich der Preis von HVO-Heizöl im Vergleich zu herkömmlichem Heizöl?
Der Preis von HVO liegt derzeit meist über dem von herkömmlichem Heizöl. Das liegt vor allem daran, dass HVO aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt wird und der Produktionsprozess aufwändiger ist. Mit steigender Nachfrage und zunehmenden Produktionskapazitäten könnte sich der Preis jedoch langfristig angleichen. Zudem spielen staatliche Förderungen und die Befreiung von CO₂-Abgaben eine Rolle, die HVO im Vergleich zu fossilem Heizöl attraktiver machen können.
Wie gut ist HVO als Ersatz für Heizöl derzeit verfügbar?
HVO ist in vielen Regionen bereits verfügbar, insbesondere in Ländern, die den Ausbau erneuerbarer Energien stark vorantreiben. Allerdings kann es regional Unterschiede geben, je nach Infrastruktur und der Verfügbarkeit von HVO-Produzenten. In Europa wird die Produktion stetig ausgebaut, und die Versorgungssicherheit verbessert sich kontinuierlich. Für Interessierte empfiehlt es sich, bei lokalen Energieversorgern nachzufragen, ob HVO als Heizöloption angeboten wird. Händler, die bei esyoil bereits HVO-Heizöl anbieten, werden wir in Kürze hier auflisten...
Welche Zukunftsperspektiven gibt es für die Nutzung von HVO als Brennstoff?
Die Zukunft für HVO-Heizöl sieht vielversprechend aus. Die Nachfrage nach klimafreundlichen Brennstoffen, welche mit der bestehenden Heiztechnik kompatibel sind, wird voraussichtlich weiter steigen, und es wird erwartet, dass die Produktionskapazitäten weltweit ausgebaut werden. Technologische Fortschritte könnten dazu beitragen, die Effizienz der Herstellung zu verbessern und die Kosten zu senken. Da viele Länder verstärkt auf CO₂-Reduktion setzen, könnte HVO-Heizöl als Alternative zu fossilen Brennstoffen eine noch größere Rolle im Wärmemarkt spielen.