Internationaler Markt
Nach dem steilen Fall der Ölpreise am Mittwoch gab es gestern nur eine zögerliche Gegenbewegung nach oben. Heute Morgen steht Brent-Rohöl knapp über 75 Dollar je Barrel. Das ist noch immer in unmittelbarer Nähe des Jahrestiefs.
Die diversen Bankenkrisen sind weiterhin im Mittelpunkt des Geschehens. Gestern geriet eine weitere Bank ins Schlingern. Die First National Bank kam in eine Schieflage, als zahlreiche Anleger ihre Gelder abzogen. Dieses Mal reagierte die Branche sofort. Mehrere Großbanken deponierten an die 30 Mrd. Dollar bei der First National, so dass die Krise für den Moment vorüber ist.
Es kommt nicht ganz unerwartet, dass die schnelle Zinswende der Zentralbanken einige Banken auf dem falschen Fuß erwischt. Wie in jeder Branche gibt es Geldhäuser, die in diesem veränderten Umfeld zu spät reagieren oder die generell schlecht oder zu riskant wirtschaften. Da genügt dann ein Gerücht, um Anleger und Kunden zu vertreiben. Die privaten Kunden und die Fonds sind ihrerseits nervös, da sie ihre Gelder in eine lukrative und gleichzeitig sichere Richtung umschichten wollen.
Der Ölpreis muss in dieser Lage zwangsläufig Federn lassen. Einige Anleger fürchten, dass die Konjunktur und damit die Ölnachfrage unter den Bankenkrisen leiden wird. Andere Akteure glauben zwar, dass sich der Ölpreis bald wieder erholen wird, sichern sich jedoch vorsorglich ab und kaufen Put-Optionen, also Wertpapiere, die bei fallenden Ölpreisen an Wert gewinnen.
Wie erwartet ist jetzt auch das Ölkartell OPEC+ aufgewacht. Russland und Saudi-Arabien verweisen auf die stabile Ölnachfrage und wollen ihre Förderkürzungen vorläufig beibehalten. Es deutet sich aber bereits an, dass diese Kürzungen ausgeweitet werden, falls der Ölpreis weiter fallen sollte.
Aber im Moment scheint das noch nicht notwendig zu sein. Amerikanische Ölpreise (WTI) von zeitweise unter 70 Dollar je Barrel nehmen den Schieferölfirmen in den USA vollends die Lust, ihre Investitionen auszuweiten. Gleichzeitig könnte Washington bald damit beginnen, die nationale Ölreserve wieder aufzufüllen, die im letzten Jahr die Tankstellenpreise dämpfen sollte. Das sollte die Preise stützen.
Vermutlich werden die Ölpreise also schon bald wieder steigen. Doch im Moment halten sich die Käufer noch zurück. Die Nordseesorte Brent kostet im frühen Handel 75,28 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,86 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 771,25 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9373 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0664 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsstart am Vortag.
Nationaler Markt
Die Heizölpreispreise bleiben im Moment fast unverändert gegenüber gestern in der Nähe des Jahrestiefs. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 98 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Mit leichter Verzögerung kommen die niedrigen Rohölpreise jetzt auch im deutschen Heizölmarkt an.
Allein schon der optische Effekt der erstmals zweistelligen Preise reicht offenbar aus, um eine Kaufwelle auszulösen. Die Zahl der Bestellungen liegt in der Nähe der Rekordwerte der letzten Jahre. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht aber noch immer auf der zweithöchsten Stufe. Es hat sich in den letzten Tagen nicht weiter nach oben bewegt. Das deutet darauf hin, dass es keine Kaufpanik aufgrund niedriger Tankstände gibt, sondern dass lediglich die vergleichsweise niedrigen Preise genutzt werden.
Viele Kaufinteressenten halten offenbar ihr Pulver noch immer trocken. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass knapp 90% der Stimmen mit einem erneuten Preisrutsch in den nächsten Tagen rechnen.
Die Chancen dafür schwinden allerdings zusehends. Das Bankensystem wird im Moment routiniert und zügig stabilisiert. Auch stellt das OPEC+ Kartell bereits die ersten Warnschilder auf: Bis hierhin und nicht weiter. Russland verdient ohnehin nicht mehr viel mit seinen Ölexporten und könnte daher auf weitere Förderkürzungen drängen. Eine Preiswende nach oben liegt also in der Luft, ist aber keineswegs sicher.
Nach wie vor gilt daher: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.