Internationaler Markt
Während die Ölpreise in diesen Tagen durch Spekulationen über die Zinspolitik der US-Notenbank (Fed) bewegt werden, bleibt die Beobachtung des latent auf Kante genähten Ölangebots eine Insider-Angelegenheit ohne nennenswertes Publikumsinteresse. Dabei gibt die konjunkturelle Erholung Chinas allen Anlass, das Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage prominent zu behandeln. Daran erinnern die Ölmarktexperten von Goldman Sachs mit der Prognose, dass die OPEC-Plus ihre Förderquoten an den Marktbedarf demnächst anpassen wird.
Die Allianz aus 23 ölproduzierenden Ländern hat ihre Produktion im November 2022 um zwei Millionen Barrel pro Tag gekürzt und will daran bis Jahresende 2023 festhalten. Trotz wachsender Kritik großer Ölabnehmer wird die Führungsmacht der Gruppe, Saudi-Arabien, nicht müde, die künstliche Verknappung öffentlich zu verteidigen. Die Goldmänner gehen mittlerweile davon aus, dass diese Position aufgrund der wachsenden chinesischen Ölnachfrage nicht mehr haltbar ist und anlässlich des Juni-Treffens der OPEC-Plus nachgebessert wird. Trotz einer Reduzierung der Kürzung beziehungsweise einer Erhöhung der Produktion wird der Rohölpreis für die Sorte Brent bis Jahresende auf 100 Dollar pro Barrel steigen. Bei ausbleibender quantitativer Nachbesserung der OPEC-Plus würde der Preis nach Meinung der Investmentbanker auf 107 Dollar pro Barrel steigen.
Mit dieser Einlassung wirft Goldman Sachs die erst zwei Wochen alte eigene Schätzung über den Haufen, nach der der Rohölpreis höchstens 90 Dollar pro Barrel erreichen wird. Andere Banken schlossen sich der reduzierten Preisprognose an. Die Bank of America begründet das auf 88 Dollar pro Barrel Brent gesenkte Preisziel mit dem robusten Angebot Russlands und der unter den Erwartungen liegenden Ölnachfrage am Beginn des laufenden Jahres.
Die wechselhaften Expertenmeinungen unterstreichen die Unsicherheit der Marktteilnehmer zu Angebot und Nachfrage. Hierin treffen sich die Unwägbarkeiten über politische Entwicklungen, Verhalten von Produzenten, Notenbanken, Gewerbetreibenden und Verbrauchern. Es ist bemerkenswert, dass die Unsicherheit keine extreme Preisbewegung auslöst, sondern eher sedierend auf sie wirkt. Die Wellenbewegung der Rohölpreise ist seit Dezember 2022 geradezu mustergültig ruhig und niveaukonstant. Die Gasölpreise weisen größere Amplituden auf. Sie wurden von temporären Raffinerieknappheiten befeuert.
An den Ölbörsen ist der Anstieg der Gasölnotierungen heute Morgen erneut ausgeprägter als der der Rohölnotierungen. Während Gasöl, es ist das Vorprodukt für Heizöl und Diesel, die gestrigen Preisspitzen bereits überwunden hat, bleibt Rohöl unter dem gestrigen Hoch zurück. Große Preissprünge sind weder vom Raffinerieprodukt noch von der Rohware zu erwarten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 76,47 Dollar und das Barrel Brent zu 83,03 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 829,75 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9432 Euro . Damit kostet der Euro 1,0599 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen nach wie vor ihren abwärts gerichteten Trendkanälen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit unterscheiden sie sich erfreulich von den internationalen Börsenvorgaben. Das ist einer relativ schwachen Binnennachfrage zu verdanken. In der 6-Monats-Ansicht nähert sich die Entwicklung der oberen Grenze. Eine Trendumkehr ist aber selbst bei ihrem Erreichen nicht absehbar. Es würde nach heutigem Stand allenfalls zu einer Verschiebung des Trendkanals in seinem aktuellen Charakter kommen.
Aktuell ist das Bestellaufkommen entspannt. Die Lieferzeiten drohen nicht erneut davonzulaufen. Gleichzeitig erweist sich die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise als stabil hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank es verlangt, sollten Sie einfach kaufen.
Über den grünen Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, hört man mal wieder, dass er die Neuinstallation von Öl- und Gasheizung bereits ab 2024 unterbinden möchte. Das war und ist ein kaum durchsetzbares Vorhaben, das bereits bei der letzten Novelle des Gebäude Energie Gesetzes (GEG) scheiterte. Auf diese Novelle beziehen wir uns mit der nachfolgenden Klarstellung.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.